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Jean Todt: «Bahrain steht auf dem Prüfstand»

Von Petra Wiesmayer
Jean Todt wehrt sich gegen Kritik

Jean Todt wehrt sich gegen Kritik

Zwei Wintertests und Nacht-Grand-Prix in Bahrain, danach ein weiterer Test in dem Golfstaat, doppelt Punkte in Abu Dhabi. Präsident Jean Todt streitet jedoch ab, dass diese Region von der FIA bevorzugt behandelt werde.

Der Grand Prix von Bahrain, der am kommenden Wochenende wieder ansteht, birgt seit seiner Premiere im Jahr 2004 Zündstoff. 2011 wurde das Rennen wegen politischer Unruhen sogar abgesagt. Ein Jahr später sorgte es bei Menschenrechtsorganisationen wieder für heftige Kritik. Menschenrechte würden in dem Wüstenstaat mit Füßen getreten, es gebe Folter und Gewalt klagten die Menschenrechtler und auch am Grand-Prix-Wochenende gibt es immer wieder Demonstrationen von Regierungsgegnern. Dass nun ausgerechnet dieses Rennen zum zehnjährigen Jubiläum einen Nacht-Grand-Prix bekommt, ist für viele Beobachter unverständlich. FIA-Präsident Jean Todt hat aber ein ganz einfache Erklärung.

«Überall auf der Welt gibt es politische Probleme, in Asien, im Nahen Osten, ja selbst in Europa. Wir müssen aufpassen, dass wir die nicht mit den sportlichen Belangen vermischen. Unsere Aufgabe ist es, dort ein tolles Motorsport-Event zu veranstalten», sagte Todt gegenüber der Welt man Sonntag. Ob das Rennen auch weiterhin stattfinden werde, wollte Todt aber weder bejahen noch verneinen. Das gleiche würde aber auch für alle anderen Rennen im Kalender gelten. «Jedes Rennen ist immer auf dem Prüfstand. Warum sollte das im Falle von Bahrain anders sein?»

Dass in Bahrain in diesem Jahr mehr denn je getestet werde, sei nicht seine Idee gewesen, betonte der Franzose. «Wir haben den Teams nicht vorgeschrieben, in Bahrain zu testen. Der Impuls ging von ihnen aus, weil sie glaubten, dort ideale Bedingungen vorzufinden, die repräsentativ für die Bedingungen bei vielen Rennen dieser Saison sind», sagte er. «Sie mögen die Strecke, die Anlage. Die FIA kann schlecht sagen, dass sie nicht nach Bahrain fahren sollen, um zu testen.»

Ein weiteres Rennen auf der arabischen Halbinsel genießt in den Augen vieler auch einen Sonderstatus. Beim Grand Prix von Abu Dhabi, nur einen Katzensprung von Bahrain entfernt, gibt es in diesem Jahr doppelte Punkte. Das geschehe lediglich, weil der Grand Prix das Saisonfinale sei, versicherte Todt, mit einer Aufwertung des Rennens gegenüber anderen im Kalender habe das nichts zu tun.

«Es ist keine Aufwertung des Großen Preises von Abu Dhabi, sondern der Versuch, das Saisonfinale noch spektakulärer zu machen», stellte Todt fest. «Ich mag es, wenn Leute mit Ideen zu mir kommen. Sollen wir Punkte für das Qualifying vergeben? Sollen wir die Punkte anders staffeln? Eine Idee war, die Punktzahl bei den letzten drei Rennen zu verdoppeln. Wir haben uns dann mit allen Teams darauf verständigt, dieses Modell beim letzten Rennen auszuprobieren. Dass es der Große Preis von Abu Dhabi sein würde, war mir in dem Moment gar nicht bewusst.»

Indirekt gab Todt jedoch zu, dass diese neue Regel der doppelten Punktevergabe vielleicht etwas vorschnell gewesen sei. «Diese Neuerung hat die meiste Aufregung produziert. Sogar von den Teams kam plötzlich Kritik, obwohl sie der Idee vorher zugestimmt haben», gestand er, glaubt aber nicht, dass diese Neuerung den Sport entscheidend verändern werde, auch wenn sie noch so viel Kritik ausgelöst habe.

«Jeder darf seine Meinung haben. Um ehrlich zu sein, habe auch ich Bauchschmerzen damit, ein Rennen von 19 so herauszuheben. Wenn es uns ein unvergessliches Saisonfinale beschert, bin ich der Erste, der sich darüber freut», hofft der 68-Jährige und deutet an, dass es künftig sogar noch mehr Rennen mit doppelter Punktzahl geben könnte. «Es macht natürlich keinen Sinn, alle 19 Rennen mit doppelter Punktzahl auszustatten. Aber ja: Wenn es in dieser Saison funktioniert, warum sollten wir nicht noch mehr wagen?»

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