Ayrton Senna Teil 4: Hilfe für Straßenkinder
«Die Reichen können nicht länger auf ihrer Insel leben, umgeben von einem Meer aus Armut. Wir atmen alle dieselbe Luft. Wir sollten jedem Menschen eine Chance geben, zumindest die Möglichkeit auf Bildung, Essen und medizinische Betreuung.»
Diesen Wunsch Ayrton Sennas hat sich seine Schwester zur Lebensaufgabe gemacht, der sie ihre gesamte Zeit und Energie widmet. «Ayrton hatte eine Familie, die ihm eine gute Erziehung, gutes Essen und ein Umfeld ermöglichen konnte, damit er seine Talente voll entfalten konnte» erklärt sie.
«Millionen Kinder haben diese Möglichkeiten aber nicht. Es war sein Ziel, Kindern alle Möglichkeiten zu geben, ihr Potential entwickeln zu können um ihnen so die auf Chance eine bessere Zukunft zu geben. Es ist unser Ziel, für die Rechte eines jeden Kindes zu kämpfen wie ein Kind behandelt zu werden und für das Recht jedes Jugendlichen, seiner Zukunft mit Hoffnung entgegensehen zu können.»
Das «Instituto Ayrton Senna», im November 1994 gegründet, unterstützt heute zig verschiedene Projekte in mehreren brasilianischen Staaten. Die Einnahmen aus Verträgen der Senna- und Senninha-Produkte fließen komplett in soziale Projekte.
Einnahmen gehen zu 100 Prozent in Projekte
«Wir sind keine Firma, die auch eine Stiftung hat, sondern im Gegenteil: Wir sind eine Stiftung, die eine Firma hat. Die Leute wissen, dass sie mit ihren Käufen eine soziale Sache unterstützen und ein persönliches Idol, dessen Wunsch es war zu helfen. Die laufenden Verträge garantieren uns eine bestimmte Summe, mit der wir planen können und die unserer Sache Stabilität und Kontinuität für die Zukunft garantieren», sagt Viviane. Trotzdem sind aber Spenden natürlich auch jederzeit herzlich willkommen.
Ein Projekt, das Viviane Senna besonders am Herzen liegt ist, die Unterernährung von Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen. «In Brasilien leiden 30% der Kinder an Unterernährung, im Nordosten zwei Drittel. Gleichzeitig gehen pro Jahr 30% der Ernte wie Milch, Kartoffeln, Gemüse verloren, entweder auf dem Transport oder werden auch um die Preise stabil zu halten vernichtet. Das ist paradox», erklärt sie weiter.
«Wir nehmen nun diese Produkte, alles erstklassige Ware, kaufen Zutaten wie Fleisch, Öl und dergleichen dazu und verarbeiten sie in Zusammenarbeit mit der Universität von São Paulo zu einer speziell zusammengestellten nahrhaften Suppe. Viele Leute denken, weil es für die Armen ist, reichen die Abfälle. Das ist falsch. Arme haben dasselbe Recht auf gutes Essen, gute Erziehung, Schulen usw. wie alle anderen Menschen. Es hat keinen Sinn, die Kinder nur nach außen hin zu fördern, wenn sie in sich nicht gesund sind und kein ordentliches Umfeld haben.»
Deshalb achtet man bei den Kindern nicht nur auf ausreichende Ernährung, sondern kümmert sich daneben sowohl um die schulische Ausbildung als auch um medizinische, zahnärztliche und psychologische Betreuung.
Mit Sportprogrammen will man die Kinder von der Straße holen und den Sport als Erziehungsmittel benutzen, ihnen soziale Werte wie Selbstdisziplin, das Verständnis für Regeln beizubringen und sie dahin zu führen, mit anderen auszukommen. Nicht zuletzt bekommen die Kinder aber die Gelegenheit, wirklich Kind sein zu dürfen und Spaß zu haben.
«Ich erkenne meinen Sohn nicht wieder. Er hat sich total verändert, seit er hier arbeitet. Ich bin sehr glücklich. Wir haben wieder Hoffnung - nachdem wir bereits alle Hoffnung verloren hatten», sagt die Mutter eines 16-jährigen Strafgefangenen in Brasilia und spricht vielen Eltern aus der Seele, deren Kinder durch das Instituto Ayrton Senna die Möglichkeit bekommen, in Instutitseigenen Werkstätten eine Ausbildung zu machen. Anstatt im Gefängnis immer nur noch mehr Gewalt zu lernen, können sie mit einem Beruf den Grundstein für ein neues Leben legen.
Die Hälfte des Geldes, das die Jugendlichen verdienen, bekommen die Familien, die andere Hälfte wird auf einem Sparkonto angelegt, um ihnen einen neuen Start in das Leben nach dem Gefängnis zu erleichtern.
Brasilien wacht auf
Neben vielen anderen Aktivitäten des Instituto, wie Hilfe für Krebs- und Aids-kranke Kinder, Ballettunterricht für Straßenmädchen und Computerkursen, gibt es auch Projekte im Bereich der Schulbildung. Die vom Instituto ausgearbeiteten Konzepte haben mittlerweile auch mehrere Bundesstaaten umgesetzt.
Viviane erklärt: «Normalerweise wiederholen 50% der Kinder die erste Klasse - zum Teil bis zu viermal! Das ist nicht die Schuld der Kinder sondern der Schulen und der äußeren Umstände. Kinder, die nicht richtig ernährt sind, können nicht lernen. Wir geben den Kindern zu essen, im gewissen Sinne ein Zuhause und speziell ausgebildete Lehrer unterrichten die Schüler einen Monat während der Sommerferien im Januar. 84% dieser Kinder kommen dann in die nächste Klasse. Sie lernen also in einem Monat, was sie vorher in einem Jahr nicht lernen konnten.»
«Kinder brauchen kein Mitleid. Sie haben dieselben Menschenrechte wie wir alle: Recht auf Leben, auf Schulbesuch, gute Erziehung, eine Zukunft im Beruf» sagt Viviane weiter. «Erziehung ist mehr als nur Schulbesuch. Sie ist Qualität und sollte gesetzlich verankert sein. Ayrtons Idee war mehr als nur Hilfsprojekte. Er wollte die Menschen dazu bringen umzudenken.»