Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Gerhard Berger: «F3-Piloten sollen in die Formel 1»

Von Gerhard Kuntschik
Der ehemalige Formel-1-Pilot Gerhard Berger revolutioniert als Präsident der FIA-Monoposti-Kommission die Nachwuchsklassen. Der Tiroler erklärt, warum die besten F3-Piloten gleich in die Formel 1 aufsteigen sollen.

Natürlich ist Gerhard Berger als Präsident der Monoposti-Kommission der FIA Partei, was die in seinen Aufgabenbereich fallenden Nachwuchsklassen betrifft. Dennoch muss man dem 210-fachen GP-Teilnehmer zubilligen, sein Urteil auch als langjähriger Experte und aus Sicht des Ex-Racers zu fällen. Und das fällt für das aktuelle Feld der Formel-3-EM sehr lobend aus: «Der heurige Jahrgang füllt nicht nur das Feld, er ist auch voll Qualität. Wir haben da Rookies, die den erfahreneren Konkurrenten ordentlich einheizen werden, da meine ich vor allem Esteban Ocon, der schon Lotus-Verbindungen hat, Ferrari-Zögling Antonio Fuoco und natürlich Max Verstappen.» Der übrigens an diesem Wochenende bei den nächsten drei Läufen in Hockenheim von seinem Vater Jos genau beobachtet wird.

Berger weiter: «Ausgeglichenheit ist gerade in einer Nachwuchsklasse sehr wichtig, und ich erwarte mir eine spannende Saison.» Da wird der 54-jährige Jungpapa vermutlich recht haben, denn in der Qualifikation für das erste Hockenheim-Rennen lagen die ersten Zwölf innerhalb einer halben Sekunde, 22 in einer Sekunde. Fahrer mit VW- und Mercedes-Triebwerken sind bunt gemischt. Berger glaubt auch, dass eine starke EM positive Auswirkungen auf die nationalen Meisterschaften haben wird. «Die spornt an und stärkt damit auch die nationalen Serien als Unterbau. Die Formel-3-EM ist heuer wieder dort, wo sie seit Jahren hätte sein sollen.»

Und auch die kommende Einsteigerklasse Formel 4 sieht Berger auf einem guten Weg: «In Italien läuft sie schon, 2015 werden Deutschland, Grossbritannien, China, Australien usw. folgen.» Drei Chassisbauer (Migale, Dallara, Tatuus) sind dabei, Motoren (1600 ccm, 150 bis 160 PS) sollen von VW, Ford, Renault, Fiat kommen. „Das ist der richtige Umstieg vom Kart in einen Rennwagen“, meint der Tiroler.

Der Neffe muss sich beweisen

Wer glaubt, Gerhard Berger würde seinem 19-jährigen Neffen Lucas Auer alle Steine aus dem Weg in die Formel 1 räumen, der irrt: «Lucas muss zeigen, dass er für höhere Aufgaben reif ist», sagt der Onkel kritisch. Das nicht wunschgemäss verlaufene Auftakt-Wochenende in Silverstone (ein fünfter Platz war das beste Resultat Auers) führt Berger auf ein Missgeschick bei der Set-up-Wahl des Mücke-Teams zurück. «Lucas weiss, was er zu tun hat. Wenn er die Formel 1 im Auge behalten will, muss er in diesem Jahr die EM gewinnen», sagt Berger emotionslos. Wobei er eingesteht: «Wenn er in einem Herzschlagfinish Zweiter oder Dritter mit minimalem Abstand werden sollte, ist das auch zu akzeptieren.» Berger weiter: «Wenn Lucas sich in diesem Feld behaupten kann, weiss er, dass er es draufhat.» Aber Auer solle auch Spass dabei haben, meint Berger – wohl auch aus viel eigener Erfahrung...

Sollte sich Auer für einen weiteren Aufstieg qualifizieren, weiss Berger auch das Ziel: «Ein starker F3-Pilot soll gleich in die Formel 1 gehen. Das war früher mit Senna, Brundle, mir selbst usw. auch so. Und Kvyat ist in dieser Saison ein ausgezeichnetes Beispiel.» Von der (teuren) GP2 hält Berger weiter nicht viel. «Die Top-Fahrer der Formel-3-EM verdienen sich ein Formel-1-Cockpit.»

Einen Schritt in dir richtige Richtung hat Auer Samstag bereits getan: In Hockenheim fuhr er von der Pole-Position souverän zum ersten Saisonsieg (mit 7,1 Sekunden Vorsprung auf Edward Jones) und zum zweiten in der EM nach Brands Hatch im Vorjahr.

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