Monaco Teil 1: Die Krone der Formel 1
Als Francesco Grimaldi als Mönch verkleidet im Jahre 1295 die Festung auf dem Felsen am Mittelmeer einnahm, hätte sich niemand träumen lassen, dass dieses kleine Fleckchen Erde einmal die Berühmtheit erlangen sollte, die es heute genießt.
Monaco - allein der Name des Fürstentums an der Côte d’Azur lässt Millionen Menschen in fast schwärmerische Ekstase verfallen. Glamour, mediterraner Flair, enge, winkelige Gassen, das blaue Meer, im Hintergrund die imposanten Felsen und im krassen Gegensatz dazu die dröhnenden Motoren der Rennmaschinen. Eine perfekte Kulisse für jede Art von Veranstaltung. Kein Wunder also, dass das jährliche Kräftemessen der schnellsten Rennfahrer der Welt seit mehr als 70 Jahren das größte Medienspektakel in der Sportwelt darstellt.
Gäbe es nur drei Autorennen im Jahr, müssten diese wohl die 500 Meilen von Indianapolis, die 24 Stunden von Le Mans und der Grand Prix von Monaco sein. Gäbe es nur einen einzigen Grand Prix, müsste dieser sicher ebenfalls der Grand Prix von Monaco sein. Kein anderes Rennen im gesamten Formel 1-Kalender übt sowohl auf die Piloten als auch auf Fans und Prominenz eine ähnliche Faszination aus. Mehr als 800 Millionen Zuschauer verfolgen alljährlich an den heimischen Fernsehschirmen, wie eine Meute von 750PS-Boliden in wahnwitzigem Tempo durch Straßen jagt, in denen bereits 30 Minuten nach Rennende wieder die übliche Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h herrscht.
Das erste Autorennen im Zwergstaat an der französischen Riviera fand bereits 1929 statt. Allerdings fuhr man damals noch eine etwas andere Strecke und auch ca. 50 Kilometer weiter als heute. Der Sieger dieses ersten Rennens trug den Künstlernamen «Williams» und kam mit seinem Bugatti 35B mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80,4 km/h nach knapp vier Stunden ins Ziel.
Heute brauchen die Fahrer nicht einmal die Hälfte der Zeit, obwohl der Kurs im Fürstentum immer noch der langsamste und auch der kürzeste im gesamten Grand-Prix-Zirkus ist. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt auch heute gerade mal 130 bis 140 km/h, so langsam wird auf keiner andern Strecke gefahren. Bedenkt man aber, dass die Höchstgeschwindigkeit in Tunnel trotzdem bei fast 300 km/h liegt, grenzt das auf den engen Straßen von Monte Carlo schon beinahe an Wahnsinn.
Die Strecke, die sich seit 70 Jahren kaum verändert hat, ist vom Sicherheitsaspekt her eigentlich vollkommen untauglich für moderne Rennwagen. Aber, Monaco hat nun einmal Tradition, auch wenn hier von 1951 bis 1954 keine Formel-1-Rennen stattfanden, und da drücken auch Sicherheitsexperten mal ein Auge zu, zumal es in der Geschichte des Grand Prix von Monaco auch vergleichsweise wenig böse Unfälle gab.
Es liegt wohl daran, dass auf dem engen Kurs verhältnismäßig langsam gefahren wird, dass es in Monaco nicht mehr schlimme Unfälle gab. Der einzige Tote, der zu beklagen ist, war Lorenzo Bandini, dessen Auto 1967 in der Hafenschikane nach einem Crash in die Leitplanken in Flammen aufging.
Glimpflicher davongekommen ist da schon Alberto Ascari 1955 beim wohl spektakulärsten Unfall der Geschichte. Er verlor an gleicher Stelle seinen Wagen aus der Kontrolle und fand sich plötzlich im Mittelmeer wieder. Zum Erstaunen aller wurde er aber fast völlig unverletzt wieder aus dem Hafenbecken gefischt. Wir alle erinnern uns auch noch an Karl Wendlingers Horrorunfall im Training 1994, der ihm beinahe das Leben gekostet hätte.
Ansonsten sind Verkehrsstaus wie am Picadilly Circus um die Mittagszeit keine Seltenheit. In der Loews Haarnadelkurve verhaken sich die Fahrer beinahe regelmäßig, was dann nicht selten zu heftigen Wortgefechten führt, wer wohl wem die Vorfahrt genommen hat. Allerdings konnte man in Monaco auch schon ganz außergewöhnliches Fair-Play bewundern, das im Rennsport alles andere als üblich ist.
Teil 2 – Die großen Gewinner – lesen Sie morgen.