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Marco Mattiacci (Ferrari): «Glaube an Diskontinuität»

Von Mathias Brunner
Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci

Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci

Der Römer Marco Mattiacci – seit vergangenem April Ferrari-Teamchef anstelle von Stefano Domenicali – spricht über die Philosophie, wie der Rennstall wieder auf die Erfolgsstrasse soll.

Bald werden es 90 Tage her sein, dass Marco Mattiacci bei Ferrari am Steuerruder steht. Zu Beginn war vom früheren Ferrari-USA-Chef so gut wie nichts zu hören, statt dessen musste er im Internet Hohn und Spott einstecken – weil er auch bei wolkigem Himmel seine Sonnenbrille nicht absetzen wollte. Inzwischen wird die Brille nur noch bei schönem Wetter gezückt, und es wird auch gesprochen.

Dabei wäre die dunkle Brille auch in England durchaus angemessen gewesen, um sich dahinter zu verstecken – die Ferrari-Strategen versagten komplett, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen schieden schon im ersten Quali-Segment aus und müssen sich im Rennen mühselig nach vorne kämpfen.

Es ist viel Unruhe bei Ferrari, fast jeden Tag kursieren neue Namen, die entweder auf der Abschlussliste auftauchen sollen (so wie Motorenchef Luca Marmorini) oder die als mögliche Neuverpflichtung gehandelt werden (so wie der frühere Technikchef Ross Brawn).

«Ich rede nicht gerne über Namen», hält Mattiacci fest. «Aber ich glaube an das Prinzip der Diskontinuität, in allen Bereichen.»

Das steht im krassen Gegensatz zur alten Formel-1-Regel, wonach nur jenes Team Erfolg hat, das überdurchschnittlich begabte Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum miteinander verschmelzen kann.

Mattiacci sagt meinem Kollegen Alberto Antonini von «Autosprint»: «Es geht auch um Wechsel der Mentalität, um den Willen zu mehr Risiko, es geht darum, die Kultur des Kompromisses abzustreifen.»

Mattiacci setzt viel auf den von Lotus zurückgekehrten James Allison. «Er ist meine rechte Hand. Es werden viele illustre Namen herumgereicht, aber es gibt auch neue Namen, eine frische Generation.»

Marco Mattiacci findet die heutige Situation von Ferrari «eine Frucht der strategischen Entscheidungen aus den vergangenen Jahren».
Ferrari hat da sehr viel falsch gemacht: die Wichtigkeit von Flussberechnungen ist jahrelang unterschätzt worden, der Windkanal arbeitete nicht richtig (die Daten stimmten nicht mit den Erkenntnissen von der Rennstrecke überein), und es gilt als offenes Geheimnis, dass mit dem neuen Motor nicht eben der grosse Wurf gelungen ist.

Marco Mattiacci: «Bei einer so komplexen neuen Antriebseinheit, muss man seine Organisation eben anpassen. Mercedes hat das auch geschafft.»

Der Italiener betont zu wissen, woran es dem Turbomotor mangelt, aber wie soll darauf während der Saison reagiert werden?

Alles steht bei Ferrari derzeit auf dem Prüfstand. Marco Mattiacci meint: «Wieso muss man heute noch alles im eigenen Haus machen? In der heutigen multinationelen, vernetzten Welt muss man doch den Hirnschmalz verschiedener Firmen nutzen.»

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