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Ferrari & Formel 1: Wer braucht hier wirklich wen?

Kolumne von Joe Saward
Ferrari-Chef Luca Montezemolo

Ferrari-Chef Luca Montezemolo

Die jüngsten Aussagen des Ferrari-Präsidenten Luca Montezemolo geben viel zu reden und viel zu denken. Das Ergebnis solcher Überlegungen ist für Ferrari nicht unbedingt schmeichelhaft.

Es war General de Gaulle, der gesagt hat – die Friedhöfe sind voller Menschen, die sich für unersetzlich hielten. Die Zeit steht für niemanden still. Königreiche werden aufgebaut und zerfallen. So war es schon immer, so wird es immer sein. Wenn wir das auf die Formel 1 umzulegen versuchen, so kommen wir bald zum Schluss: Ferrari braucht die Formel 1 mehr als der Grand-Prix-Sport den berühmten Rennstall benötigt.

Gewiss, der italienische Hersteller von Supersportwagen ist eine tolle Marke für die Formel 1. Die roten Autos stehen für Leidenschaft, so wie einst das Puderblau von Bugatti für Rennpassion stand. Aber Bugatti im Grand-Prix-Sport, das ist längst passé.

Ferrari betreibt so gut wie keine Werbung, das Sportengagement soll Werbung genug sein. Nicht nur, dass die Formel 1 für Ferrari ein Gratis-Werbeträger ist, das Engagement von Ferrari wird auch bei der Ausschüttung von Anteilen am Erlös aus dem Verkauf von TV-Rechten üppig belohnt, und das, obschon die Roten im oberen Mittelfeld herumkrebsen. Viele in der Formel 1 finden das falsch.

Ungerechtigkeit beim Verteilen des Preisgeldkuchen sind ein Grundübel im Grand-Prix-Sport, eine tief gehende Wurzel für Spannungen zwischen den Rennställen.

Extrawurst für Ferrari

Wenn ich nun höre, dass ausgerechnet Ferrari-Chef Luca Montezemolo tönt, er erachte es als seine Pflicht, unseren Sport zu reparieren, dann empfinde ich das mindestens als ärgerlich. Denn Ferrari hat schon immer eine Extrawurst gebraten bekommen, das war schon zu Zeiten des alten Enzo Ferrari so, als die Italiener mehr Antrittsgeld aushandelten als die Gegner. Erst wenn Ferrari in allen Belangen mit der Konkurrenz auf Augenhöhe liegt, dann würde ich den Worten von Herrn Montezemolo mehr Bedeutung beimessen.

Wenn ich weiter vernehme, dass ihm der Ist-Zustand der Formel 1 nicht mundet – einer Formel 1 wohlverstanden, deren Reglement er zugestimmt hat, obschon Ferrari ein Veto-Recht hätte – dann sollte er das Richtige tun: seine sieben Formel-1-Sachen packen und Richtung Le Mans abzischen. Ich bin sicher, der Automobile Club de l’Ouest hätte die passende Antwort darauf, wenn Ferrari dort eine Vorzugsbehandlung einfordert.

Was soll das Gejammer?

Montezemolo redet nun schon das ganze Jahr über die Regeln schlecht, und bis auf zornesrote Gesichter allenthalben hat das wenig bewirkt.

Der Spitzenmanager beklagt sich darüber, dass die Fahrer vom Spritverbrauch und Reifenverschleiss eingeschränkt seien. Ja, bitte, wann war das denn nicht so? Geht es in diesem Sport nicht auch darum, dass ein Pilot aus dem Material innerhalb des Reglements alles herausholt?

Es geht im Grand-Prix-Sport doch nie um Chancengleichheit. Als Ferrari die Saison 1961 dominierte, war das kaum deswegen, weil dort die besten Fahrer fuhren.

Wieso werden die Mercedes nicht von den gleichen Umständen behindert? Weil die Formel 1 sich im Grund nicht geändert hat – der beste Mann im besten Auto soll gewinnen.

Das Problem von Montezemolo besteht nun darin, dass er das eine hat (Stichwort Alonso), aber bestimmt nicht das andere (Stichwort Auto). Und noch immer gibt es einige im Fahrerlager, die davon überzeugt sind, dass er, Montezemolo, früher oder später auch den Fahrer verlieren werde.

Ich finde es zutiefst arrogant von Montezemolo zu behaupten, er wisse, wie man die Formel 1 reparieren müsse.

Erstens: Der Sport ist nicht kaputt, und ein Mann in seiner Position sollte das auch nicht behaupten. In anderen Sportarten könnte man das leicht als rufschädigend für den Sport und damit bestrafenswert einstufen.

Zweitens: Es ist nicht seine Aufgabe, hier irgendetwas zu reparieren. Dafür gibt es den Internationalen Automobilverband, und wenn die FIA diese Aufgabe nicht erfüllen kann, dann sollte sie ersetzt werden. Ferrari ist Teilnehmer, nicht Regulator.

Drittens: Wenn Montezemolo etwas reparieren will, dann sollte er sich für Regeln stark machen, die besser zu seinen Technikern passen.

Viertens schliesslich: Niemand mag einen Jammerer. Den Sport schlecht zu machen, verbessert die eigene Lage nicht. Es zieht nur noch mehr Aufmerksamkeit auf das eigene Versagen.

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