Luca Montezemolo-Rätsel: Ferrari? Alitalia? Pension?
Ferrari-Chef Luca Montezemolo
Friedhöfe, so hat der frühere französische Staatspräsident Charles de Gaulle einmal gesagt, sind voll von Männern, die sich für unersetzlich hielten. Seit 1991 hält sich Luca Montezemolo (66) bei Ferrari an der Macht, und gemessen an seinem Erfolg gibt es keinen Grund für Ferrari-Besitzer Fiat, den charismatischen Manager auszuwechseln: Das bisherige Verkaufsergebnis deutet darauf hin, dass Ferrari 2014 einen Rekordgewinn von 400 Mio Euro erwirtschaften könnte.
Mit Überraschung vernahm die Formel-1-Welt am vergangenen Freitag die Nachricht, wonach Ferrari-Chef Luca Montezemolo kurz vor seinem Abgang bei der Scuderia stehen solle. Dies vermeldete das italienische Nachrichtenportal affaritaliani.it. Der 66-jährige Italiener hätte demnach das Zepter in der berühmtesten Rennwagen-Schmiede der Welt gegen einen Chefposten bei der neu aufgestellten nationalen Fluggesellschaft Alitalia austauschen sollen – ein Deal, den Montezemolo mit arabischen Investoren und der Fluggesellschaft Etihad mit eingefädelt hat. An Montezemolos Stelle bei Ferrari hätte John Elkann (38) rücken sollen, Präsident des Fiat-Verwaltungsrats und Enkel des legendären Industriellen Gianni Agnelli.
Inzwischen ist affaritaliani zurückgekrebst, denn Montezemolo hat klar gemacht: Eine Position bei Alitalia, gerne, aber nur dann, wenn sie keine operative Rolle einschliesst. Für Montezemolo geht Ferrari vor, Alitalia will er höchstens als Berater helfen.
Dennoch, so rauscht es durch den italienischen Blätterwald, ist die Stimmung zwischen Turin und Maranello derzeit eher kühl. Montezemolo wird nachgesagt, er habe eine führende Rolle im neuen Fiat-Chrysler-Konzern übernehmen wollen, doch daraus wurde nichts: Dort sitzen John Elkann als Vorstandschef und Sergio Marchionne als Geschäftsführer fest im Sattel. Unstimmigkeiten gibt es über den geplanten Börsengang des Fiat-Chrysler-Konzerns. Innerhalb der Firma machen sich einige dafür stark, Ferrari getrennt an die Börse zu bringen. In Italien ist davon die Rede, dass der Einfluss aus Turin zu gross sei. Und dass Marco Mattiacci als Ferrari-Nordamerika-Chef nur deshalb auf den Posten des Formel-1-Rennleiters versetzt worden sei, um seine Tauglichkeit für grössere Aufgaben zu testen.
Neu wäre dieses Vorgehen der Familie Agnelli nicht, der Industriellendynastie hinter Fiat: Schon ein gewisser Luca Montezemolo wurde in den 70er Jahren als Rennleiter eingesetzt.