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Honda Turbo 2015: Erstes Foto, Test in Abu Dhabi?

Von Mathias Brunner
Ist das der Honda-Motor für McLaren 2015?

Ist das der Honda-Motor für McLaren 2015?

In der Nacht auf Mittwoch hat Honda auf seiner Internet-Seite das erste Foto der Antriebseinheit 2015 für McLaren veröffentlicht. Erster Test schon nach GP von Abu Dhabi?

Honda pflegt um die Entwicklung seiner Motoren ein grosses Geheimnis zu machen. Vor Jahren führte mein Kollege Helmut Zwickl mit einem leitenden Honda-Techniker ein Interview. Fragen zum Bau eines neuen V12-Motors lehnte der Asiate höflich, aber bestimmt ab. Bis der beim Interview beisitzende Honda-Mediendelegierte behutsam unterbrach und zu bedenken gab, äh, die Pressebilder des neuen Triebwerks seien gestern versandt worden (damals noch mit Schneckenpost, es gab noch kein E-mail). Der Techniker: «Ah, Sie meinten diiiesen V12, aber ja doch ...»

Vom neuen Turbomotor für McLaren und die Saison 2015 hatte die Welt bis heute Morgen noch nichts gesehen. Der frühere Formel-1-Fahrer und heutige Manager Taki Inoue hat nun das Geheimnis gelüftet. Er twittert ein Bild eines Motors mit der Legende: «Honda ist jetzt bereit!»

Honda hat dieses Foto – und einige Grafiken bezüglich Funktion und Einbau der neuen Antriebseinheit – heute Morgen auf in Japan auf seiner Homepage veröffentlicht. Einen Link zu den Grafiken finden Sie HIER

Ab Morgen Donnerstag wird Honda auf dem eigenen Fanstand in Suzuka den Fans eine Hörprobe geben. Ab Montag, 6. Oktober, will Honda ein Video zur Entwicklung der Antriebseinheit veröffentlichen.

Widersprüchliches gibt es in Sachen Entwicklung: Einige Informaten wollen von Problemen und einem Rückstand im Zeitplan wissen. Unseren Informationen zufolge soll jedoch beim letzten Formel-1-Test des Jahres (ab Diensteg, 25. November, nach dem GP von Abu Dhabi) tatsächlich ein McLaren-Honda ausrücken! Mercedes (der heutige Motorenpartner der Briten) hat McLaren dazu bereits die Erlaubis erteilt.

Noch vor Wochen hatte Honda-Projektleiter Yasuhisa Arai die Möglichkeit ausgeschlossen, schon im November zu fahren: «Wir werden den ersten McLaren-Honda wohl erst im Februar in Jerez sehen.»

Inzwischen hat sich die Meinung der Japaner geändert: Die Techniker sind davon überzeugt, dass ein Funktionstest in Arabien nur helfen kann – um schneller etwaigen Problemen mit der neuen Antriebseinheit und dem Einbau in den englischen McLaren auf die Schliche zu kommen.

Im McLaren MP4-29H werden die derzeitigen Stammfahrer Jenson Button und Kevin Magnussen sitzen. Sollte der Sensationstransfer von Fernando Alonso von Ferrari zu McLaren-Honda nicht zustande kommen, dürfte dies auch die McLaren-Honda-Fahrerpaarung für 2015 sein.

Honda-Motor: Die technischen Lösungen

Was erwartet uns in Sachen Technik? Während Mercedes einen eigenen Turbolader gebaut hat (und auch die eigene Energierückgewinnung), soll der Honda-V6 einen Lader von IHI erhalten. IHI steht für «Ishikawajima-Harima Heavy Industries», einer Firma, die 1853 in Japan als Schiffswerft gegründet worden war und später in den Flugzeug-, Automobil- und Turbinenbau expandierte.

IHI gründet im Mai 2001 zusammen mit dem Daimler-Konzern die Firma «IHI Charging Systems International GmbH» mit Sitz in Heidelberg. Dort entwickelten die Japaner und die Deutschen gemeinsam Aufladesysteme. IHI arbeitet fast mit allen Marken aus der europäischen Autoindustrie zusammen.

Im März 2013 stieg die Daimler AG aus dem Unternehmen aus, doch da waren die Lader-Experten aus Süddeutschland längst zusammen mit den Technikerkollegen im japanischen Mutterhaus am Aushecken von cleveren Turbolösungen für das Formel-1-Aggregat. Wenn Honda also mit einem IHI-Lader kommt, dann steckt auch etwas Daimler-, gleich Mercedes-Wissen darin. Es dürfte daher wenig wundern, dass Honda so wie Mercedes mit einem verhältnismässig grossen Lader arbeitet.

Zum Vergleich: Renault arbeitet mit österreichischen Turboladern von APC/Pankl (Ex-Renault-Sport-Chef Jean-Michel Jalinier hat im Winter Gerüchte dementiert, dass man mit BorgWarner aus den USA kooperiere), Ferrari mit US-amerikanischen Ladern von Garrett-Honeywell.

Die Kühlung der Antriebseinheit ist auch bei Honda ein elementares Thema. Ein moderner Formel-1-Motor samt Energierückgewinnung hat einen um rund 20 bis 25 Prozent höheren Kühlbedarf als einer der früher verwendeten Saugmotoren. Am Ladelufkühler kommt keiner vorbei: denn kühlere, also dichtere Luft enthält mehr Sauerstoff, damit lässt sich mehr Leistung erzeugen.

Honda soll die Zwischenkühlerlösung Wasser/Luft favorisieren, wenn also die Luftröhren des Kühlers von Wasserjacken umschlossen sind. Vorteil: das erlaubt mehr Kompaktheit als reine Luftkühlung, kleinere Seitenkästen und damit eine bessere Aerodynamik. Nachteil: ein komplexes Wasserleitungssystem bedeutet mehr Gewicht. Ferrari und Mercedes verwenden die Wasser-Luft-Variante, der riesige Ladeluftkühler im Renault weist auf eine Luft-Luft-Lösung hin. Beim Test in Arabien wollen die Japaner unter anderem mit verschiedenen Ladeluftkühlern experimentieren. Das Versuchsaggregat von November 2014 und der Ende Februar 2015 homologierte Motor könnten sehr unterschiedlich sein.

 In Sachen Einspritzung (in einer modernen Antriebseinheit wird der Kraftstoff mit einem Druck von 500 bar direkt in die Brennkammer gespritzt) haben sich Mercedes und Renault für eine Lösung von Bosch entschieden (obschon die erste Version des französischen Motors mit einer Einspritzung von Magneti-Marelli entwickelt worden war), Ferrari und offenbar nun auch Honda arbeiten mit Magneti-Marelli.

Die Leitung des Projekts hat Honda-Motorsportchef Yasuhisa Arai inne, Technikdirektor ist Kazuo Sakurahara, als Chefberater ist der frühere Ferrari- und FIA-Motorentechniker Gilles Simon aus Frankreich verpflichtet.

Honda hat mit McLaren die grössten Formel-1-Erfolge seiner Historie erobert: Von 1988 bis 1991 gab es vier Fahrer-WM-Titel in Serie (Senna, Prost, Senna, Senna), im gleichen Zeitraum wurde vier Mal in Serie der Konstrukteurs-Pokal gewonnen.

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