Christian Horner: «Können keinen Scheck ausstellen»
Christian Horner von Red Bull Racing
Bernie Ecclestone ist sich des Problems der Motorsport-Königsklasse bewusst. Wie man es lösen kann? «Vielleicht wird das Geld tatsächlich falsch verteilt, und vielleicht ist das meine Schuld. Damals, als wir die ganzen Abkommen mit den Teams gemacht haben, schien es eine gute Idee zu sein», sagte Ecclestone im Rahmen des USA-GP in Austin (Texas).
Die grossen vier Teams (Ferrari, Mercedes, Red Bull Racing und McLaren) werden im gegenwärtigen Erlösschema massiv begünstigt und bekommen jährlich fast zwei Drittel aus dem 800-Millionen-Dollar-Topf. Mercedes, Ferrari oder auch Red Bull Racing sind sich zugleich bewusst, dass sie ohne die kleinen Teams selbst kaum überleben könnten. Die ganze Serie würde keinen Sinn mehr machen.
Das Grundproblem: Vom Kuchen wollen sie grunsätzlich nichts abgeben, auch wenn die jetzige Regelung «die Reichen reicher und die Armen ärmer» macht, wie Force-India-Mitbesitzer Vijay Mallya erklärt.
Ecclestones revolutionärer Vorschlag: «Ich zerreisse alle Verträge, die ich mit den Teams habe. Und ich wäre bereit, von den Einnahmen dieses Jahres alle Schulden der Teams zu tilgen, soweit sie Lieferanten betreffen. Das Restgeld würde ich im nächsten Jahr nach einem neuen, gerechteren Schlüssel verteilen. Ab dem übernächsten Jahr würde dann dieser Schlüssel gelten», so der 84-Jährige.
Das Problem: Dafür braucht er die Zustimmung aller, also auch der Grossen. Als Finanzspritze sollen zudem angeblich Ferrari und Red Bull Racing einen Teil ihrer leistungsorientierten Auszahlung für die klammen Teams zur Verfügung stellen. Das stösst wenig überraschend auf wenig Gegenliebe.
Christian Horner, Teamchef der vierfachen Weltmeister Red Bull Racing: «Es ist schrecklich nett von Bernie, so etwas vorzuschlagen. Am Ende des Tages hat jedes Team seinen eigenen Deal mit ihm ausgehandelt. Das ist auch ein Thema, nach dem man ihn fragen sollte. Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir selbst mit einem doppelten Geldbetrag die Probleme von Caterham oder Marussia gelöst hätten. Ihre Probleme sind fundamentaler hinsichtlich der Kosten als hinsichtlich der Einnahmen.»
Natürlich fühle er mit den kleineren Teams, betont Horner, da er selbst kleinere Teams in anderen Formelklassen geführt habe. «Als wir mit Red Bull Racing eingestiegen sind, gab es für uns nur einen kleinen Anteil am Gewinn verglichen mit dem, was heute selbst das Ende des Feldes bekommt. In der Formel 1 liegt es am Promoter, wie die Gelder verteilt werden. Und wieviel er den verschiedenen Teams zahlen will. Ich kann ihnen keinen Scheck ausstellen. Die Verteilung ist keine Frage an die Teams, sondern eine Frage an den Inhaber der kommerziellen Rechte», so der Brite weiter.
Daneben verweist Horner auf den Umstand, dass auch er nicht mit Geld um sich werfen kann. «Wir haben auch gewaltigen Budget-Druck. Die Deals sind bis 2020 gemacht. Wenn der kommerzielle Rechteinhaber mehr Geld in die kleineren Teams stecken will, ist das seine Wahl. Und seine Verantwortung. Die Teams sind da, um gegeneinander anzutreten und nicht, um sich gegenseitig zu finanzieren.»
Horner nimmt dann auch gleich Rechteinhaber CVC Capitals (und deren Vertreter Ecclestone) in die Pflicht: «Oder die stecken ihr eigenes Geld rein. Aber sie können es der Spitze des Feldes nicht wegnehmen.»