Mercedes-Duo: Abu Dhabi aus der Cockpit-Perspektive
Nico Rosberg: «Es gibt einige sehr gute Überholmöglichkeiten wie zum Beispiel am Ende der DRS-Geraden, wo man während des Rennens immer sehr viel Action zu sehen bekommt»
Formel-1-WM-Leader Lewis Hamilton und dessen Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg reisen mit hohen Erwartungen zum letzten Rennen nach Abu Dhabi. Beim letzten GP in der Wüste wird der Titelkampf zwischen den beiden Formel-1-Assen entschieden.
Sowohl Hamilton als auch Rosberg kennen die 5,554 km lange Strecke gut: Beide haben darauf schon fünf Formel-1-Rennen bestritten. Hamilton durfte 2011 sogar einen Sieg feiern. Der Weltmeister von 2008 landete auch 2010 als Zweiter auf dem Treppchen. Auch Rosberg durfte in Abu Dhabi schon einen Podestplatz bejubeln. Der 29-Jährige aus Wiesbaden kam im vergangenen Jahr als Dritter ins Ziel.
Hamilton weiss, wo die Tücken des Yas Marina Circuits liegen: «Für die erste Kurve muss man sicherstellen, dass man das Auto den ganzen Weg auf der rechten Seite hält. Kurz vor dem 100m-Zeichen tritt man auf die Bremse und presst das Auto durch den Ausgang der Kurve hinauf zu Kurve 2. Danach geht es zu Kurve 3, eine lange Rechtskurve, die unglaublich schnell ist. Die Kurve scheint ewig zu dauern. Dann geht es in einem leichten Linksknick in Kurve 4, den Hügel hinunter und in den Stadion-Komplex.»
Der 29-Jährige aus Stevenage beschreibt: «Die Schikane zwischen Kurve 5 und 6 ist extrem eng und besitzt wenig Grip. Direkt darauf folgt Kurve 7, eine Haarnadel. Man muss die Kurve von sehr weit aussen nehmen. Es ist wichtig, dass man so viel Speed wie möglich durch die Kurve mitnimmt, weil am Kurvenausgang die megalange DRS-Gerade folgt.»
Gute Überholmöglichkeit
Hamilton schildert: «Man bremst relativ spät in die Schikane zwischen Kurve 8 und 9. Es passiert sehr leicht, dass die Hinter- oder die Vorderreifen blockieren. Man muss durch den ersten Scheitelpunkt eine sehr enge Linie wählen, damit man maximalen Speed durch den zweiten Scheitelpunkt und runter zur zweiten DRS-Gerade mitnimmt. Diese mündet dann in Kurve 10. Hier ist eine sehr gute Stelle für ein Überholmanöver. Wer hier keinen Mercedes-Motor hat, der wird sich wünschen, er hätte einen!»
Und der WM-Leader erklärt: «Die Kurvenkombination 10/11/12/13 ist sehr langsam, es fühlt sich so an, als würde sich das Auto auf Eis bewegen. Für die anstehende Linkskurve, Kurve 14, kann man relativ spät auf die Bremse steigen. Wichtig ist es, den Scheitelpunkt richtig zu erwischen, da man hier sehr leicht zu weit hinaus kommt und den Kurvenausgang vermasselt. Danach geht es direkt in die Kurven 15 und 16. Für das Bremsmanöver zu Kurve 17 muss man das Lenkrad so ruhig wie möglich halten. Das rechte Vorderrad blockiert hier sehr leicht.»
Zum Schluss der Runde wird es dann nochmals richtig schnell. Hamilton beschreibt: «Durch die Kurven 18 und 19, zwei Linkskurven, lässt sich sehr viel Speed mitnehmen, man überfährt einen Grossteil des Randsteins und fährt Kurve 18 von weit aussen an. Danach geht es hinunter zu Kurve 20. Man steigt hier nur kurz auf die Bremse, um so viel Speed wie möglich mitzunehmen, bevor es in die letzte Kurve geht. Um die Runde zu beenden, nimmt man auf dem Weg zur Start-Ziel-Geraden den gesamten Auslaufbereich mit.»
Nico Rosberg: «Es ist ein bisschen verrückt»
Rosberg kann das letzte Rennen der Saison kaum erwarten. Der Blondschopf schwärmt: «Der Grosse Preis von Abu Dhabi auf dem Yas Marina Circuit wird mit jedem Jahr immer besser und besser. Das Rennen hat sich binnen weniger Jahre zu einem der Saison-Highlights entwickelt. Jedes Jahr kommen mehr Fans dorthin und es gibt immer mehr Aktivitäten rund um die Strecke, zum Beispiel Live-Musik. Die Strecke liegt direkt am Hafen. Am Rennwochenende liegen immer mehr Boote dort vor Anker – es ist fast schon zu einem kleinen Monaco geworden!»
Doch nicht nur die Atmosphäre gefällt dem Wahl-Monegassen. Der Sohn von 1982er-Weltmeister Keke Rosberg erklärt: «Die Strecke ist toll zu fahren. Es gibt einige sehr gute Überholmöglichkeiten wie zum Beispiel am Ende der DRS-Geraden, wo man während des Rennens immer sehr viel Action zu sehen bekommt. Dass wir in der Dämmerung fahren, ist grossartig, da es tolle TV-Aufnahmen ermöglicht. Für uns Fahrer ist es etwas knifflig. Man kommt damit klar, indem man mit einem dunklen Abreissvisier startet und sobald es dunkel wird, reisst man es ab und hat darunter ein klares Visier, sodass man im Dunkeln besser sehen kann.»
Rosberg fügt an: «Abu Dhabi ist dieses Jahr nicht nur das Saisonfinale, sondern erstmals werden auch doppelte Punkte verteilt. Es ist ein bisschen verrückt – und meiner Meinung nach etwas künstlich – aber wenn es am Ende des Tages die Weltmeisterschaft bis zum Schluss offen hält, dann ist es gut so. Wenn man es so sieht, dann ist es für die Fans auf den Tribünen und vor den TV-Geräten überall auf der Welt gute Unterhaltung. Es ist für alle gleich, somit muss man versuchen, das Beste daraus zu machen.»