Ferrari 2016: Vettel mit Räikkönen oder Hamilton?
Piero Ferrari (Zweiter von links) mit Niki Lauda und Toto sowie Susie Wolff
Zum Abschied gibt es einige Nadelstiche. Auf die Frage, was er an Sebastian Vettel denn so schätze, lobt Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci den «Teamgeist und die Arbeits-Ethik» des Deutschen. Natürlich wird das nicht nur in Spanien als Hinweis darauf gedeutet, dass Fernando Alonso zu aufmüpfig und eigensinnig war. Ganz nach dem Credo des Ferrari-Präsidenten Sergio Marchionne («Kein Angestellter ist grösser als Ferrari») und früheren Aussagen von Mattiacci («Meine Aufgabe besteht nicht darin, Herrn Alonso glücklich zu machen»).
Marchionne ist auf dem Weg Richtung Arabien, Piero Ferrari ist schon da. Natürlich beobachtet auch der 69jährige Sohn des legendären Firmengründers Enzo Ferrari den WM-Titelkampf zwischen den beiden Silberpfeilfahrern genau. «Für mich ist Lewis Hamilton der Favorit», findet der Italiener. «Er scheint einfach immer ein wenig mehr in petto zu haben. Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass mich Nico Rosberg in dieser Saison ein paar Mal verblüfft hat. Vielleicht überrascht er uns ja auch am Sonntag.»
Am 1. Februar 2015 beginnt in Jerez de la Frontera (Andalusien) ein neues Kapitel Ferrari, dann wird Sebastian Vettel erstmals einen aktuellen Formel-1-Renner aus Maranello fahren. Bis dahin wird in Maranello auch klar sein, ob sich ein sensationeller Plan verwirklichen lässt: Lewis Hamilton nach Maranello zu holen.
Niemand weiss besser als Teamchef Marco Mattiacci, welche Magnetkraft Lewis Hamilton weltweit verströmt, gerade auch auf dem für Ferrari so wichtigen nordamerikanischen Markt. Und natürlich hat Ferrari die Fühler nach dem WM-Anwärter ausgestreckt. Was die Italiener hingegen nicht beeinflussen können: Wie die kommenden Verhandlungen zwischen Lewis und Mercedes laufen werden. Plan B für Mercedes: den jungen Valtteri Bottas von Williams zu Mercedes holen.
Sollte Ferrari keine Möglichkeit haben, an Hamilton heranzukommen, gibt es verschiedene Lösungswege: Kimi Räikkönen besitzt eine Option, auch 2016 für Ferrari zu fahren. Läuft es in der nächsten Saison für den 2007er Weltmeister gut, wird er bleiben.
Sollte Kimi keine Lust mehr haben, wird sich Ferrari in Ruhe betrachten, wie sich der eigene Nachwuchs so macht: An sich war geplant, den jungen Jules Bianchi mittelfristig für die Rolle als Vettel-Stallgefährte aufzubauen. Der tragische Unfall am 5. Oktober in Suzuka kam dazwischen.
Mit dem in der Schweiz geborenen Italiener Raffaele Marciello hat Ferrari einen weiteren, vielversprechenden Piloten im Nachwuchskader. Marciello wäre der erste GP-Fahrer aus Italien von Ferrari seit dem missglückten Experiment 2009 mit Luca Badoer und Giancarlo Fisichella (Ersatzleute für den verletzten Felipe Massa) sowie der erste Italiener, der für die komplette Saison verpflichtet ist, seit Ivan Capelli 1992!