Lewis Hamilton: «Nico Rosberg hat die älteren Reifen»
Lewis Hamilton und Nico Rosberg
Vor knapp 20 Jahren waren Damon Hill und Jacques Villeneuve mit ihren Williams-Renault am gleichen Punkt wie heute Nico Rosberg und Lewis Hamilton mit ihrem Silberpfeil: Zwei Siegfahrer im besten Auto des Feldes kämpfen um den Titel. Natürlich wird da auch abseits der Piste gekämpft. Damon Hill sagt heute: «Natürlich versuchst du, deinen Gegner zu destabilisieren, mit vielen kleinen Dingen.» Da wird dann schon mal ein Gegenstand des Gegners versteckt, wie etwa die Zahnbürste. Das klingt jetzt ein wenig kindisch, aber alles nützt, was den Gegner verunsichern könnte.
Gerhard Berger, Fahrerlagergast in Abu Dhabi: «Als Jean Alesi mein Stallgefährte war, reichte eine abfällige Bemerkung über seine Hosen, da wusste ich – jetzt denkt er nur noch an die Hose, nicht an sein Rennauto. Das gehört alles zum Rüstzeug des Rennfahrers.»
Und Martin Brundle erzählt von seinem früheren Stallgefährten Michael Schumacher: «Einmal hat er meine Schuhe angeschaut und dann einen flapsigen Spruch gemacht. Es klingt idiotisch, aber dennoch studierst du an so etwas herum, also ist das Ziel erreicht.»
GP-Sieger Johnny Herbert: «Du lässt nichts unversucht, um deinen Gegner zu ein wenig aus der Fassung zu bringen oder um seinen Kopf mit etwas anderem als der eigentlichen Aufgabe zu beschäftigen. Es ist an diesem Wochenende glasklar, dass Nico versucht, am Käfig Hamilton zu rütteln. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Hamilton das alles ausblenden kann. Er wirkt in sich gekehrt.»
Jüngste Kapitel in Sachen Kopfduell: Beim Teamfoto von Mercedes gab es keinen Handschlag zwischen Rosberg und Hamilton, kein Wort wurde gewechselt, um genau zu sein, würdigten sich die beiden keines Blickes.
Beim offiziellen Formel-1-Fototermin, knapp eineinhalb Stunden vor dem Rennen, wartete Rosberg, bis Hamilton Platz genommen hatte, dann baute er sich vor ihm auf und reissverschloss in aller Ruhe seinen Overall. Die Körpersprache sagte: ich stehe über dir. Auch hier – kein Wortwechsel, Handschläge und nette Worte gab es nur mit anderen Piloten.
Natürlich tun die beiden Mercedes-Fahrer so, als würde sie das alles nichts angehen. Lewis Hamilton sagt: «Ich achte nicht darauf, was er macht oder sagt. Ich lass lieber meine Leistungen auf der Strecke für sich sprechen.»
Aber auch der Engländer weiss, wie man Salz in Wunden streut: «Im Abschlusstraining hat er einen Fehler gemacht und musste daher eine weitere Runde mit jenen Reifen fahren, mit welchen er ins Rennen geht. Das ist für mich ein Vorteil, denn meine Reifen sind tadellos.»
Haben Sie es bemerkt? Hamilton spricht immer nur von «er», er nennt keinen Namen. Auch das ist durchaus kein Zufall.