Carlos Sainz junior fährt Toro Rosso: Der Alonso-Erbe
Carlos Sainz junior
Der zweite Fahrer von Toro Rosso für die Formel-1-WM 2015 heisst Carlos Sainz junior. Damit setzt Red Bull ganz auf den Nachwuchs und auf volles Risiko – weder der bereits verpflichtete Max Verstappen (17) oder der junge Carlos Sainz haben je einen Grand Prix bestritten.
Verblüffenderweise ist es gar nicht so lange her, dass dies ein anderer Rennstall ebenfalls gewagt hat: Marussia wagte es 2013 mit Jules Bianchi und Max Chilton, HRT das Gleiche 2010 mit Bruno Senna und Karun Chandhok.
Der junge Sainz sagt: «Ich könnte nicht glücklicher sein. Seit ich Teil des Förderprogramms von Red Bull bin, war die Formel 1 immer mein Ziel, ich bedanke mich für das Vertrauen. Ich habe für Toro Rosso im vergangenen Jahr einen Tag lang getestet und mag die Atmosphäre im Team. Nun arbeite ich weiter emsig an meiner Vorbereitung, um für anfangs Februar top-fit zu sein, wenn in Jerez die Wintertests beginnen. Zusätzlicher Bonus – mein offizielles Debüt als Formel-1-Stammfahrer erfolgt in meinem Heimatland!»
Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost sagt: «Mit dem Duo Max Verstappen und Carlos Sainz verfolgen wir konsequent die Linie, junge Piloten aus dem Juniorprogramm von Red Bull in die Formel 1 zu bringen. Ich habe die Fortschritte von Carlos in den Nachwuchsklassen beobachtet, er hat sich je mehr gesteigert, je höher er kam, gekrönt vom Titel in der Formel Renault 3.5 in diesem Jahr. Schon als er für uns in Silverstone 2013 getestet hat, verblüffte er mich und unsere Techniker mit seiner reifen Herangehensweise und seinem Speed.»
Carlos Sainz ist ein höchst vielversprechender junger Mann, auch für absolute Insider. Als Fernando Alonso gefragt wurde, wen er in seiner Heimat als potenziellen Nachfolger erkenne, sagte der langjährige Ferrari-Star: «Das gibt es eigentlich nur einen, Carlos Sainz junior.»
Sainz: Auf Umwegen in die Formel 1
Der Weg des jungen Sainz in die Formel 1 war zuletzt holprig: Mit der Verpflichtung von Max Verstappen im August ging ein Toro-Rosso-Cockpit weg, das eigentlich für Sainz vorgesehen war. Red Bull konnte sich die Gelegenheit Verstappen nicht entgehen lassen. Damit war Sainz erst mal aussen vor.
Als Sebastian Vettel dann im Oktober bei der Teamführung deponierte, dass er 2015 nicht mehr für Red Bull Racing fahren werde, kam Red-Bull-Motorsportleiter Dr. Helmut Marko zum Schluss, dass der junge Daniil Kvyat es verdient hat, von Toro Rosso zu Red Bull Racing befördert zu werden. Damit wurde für Sainz bei Toro Rosso wieder ein Platz frei.
Es folgte die Diskussion um Kontinuität und Erfahrung gegen Jugend – Jean-Eric Vergne oder doch Sainz? Der Franzose war schon zwei Mal bei Beförderungen übergangen worden – Ende 2013, als Daniel Ricciardo Nachfolger von Mark Webber bei RBR wurde; und nun 2014, als Kvyat den Platz neben Ricciardo im Hauptteam erhält. Jetzt zurückzukrebsen und Vergne behalten, wäre das falsche Signal gewesen und entspräche nicht dem Stil des Hauses Red Bull. Denn bei Red Bull wird konsequent auf den eigenen Nachwuchs gesetzt, auch wenn dafür radikale Schritte notwendig sind – so wie Ende 2011, als Sébastien Buemi und Jaime Alguersuari gehen mussten. Ab 2012 sassen in den Toro-Rosso-Rennern Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne.
Carlos Sainz: Für die Formel 1 geboren
Carlos Sainz junior ist der Sohn des zweifachen Rallye-Champions gleichen Namens. Sainz senior bestritt von 1987 bis 2005 fast 200 Rallye-WM-Läufe und konnte davon 26 gewinnen. Er wurde mit Toyota Rallye-Weltmeister 1990 und 1992. Sainz gewann 2010 auch die Rallye Dakar.
Sein Sohn kam am 1. September 1994 auf die Welt. Im Gegensatz zum Vater zog es den jungen Sainz jedoch auf die Kart- und Rennstrecken. Die ersten Erfahrungen sammelte er auf der Kartbahn seines Vaters in Las Rozas bei Madrid. Gemessen an Wunderkindern wie Michael Schumacher oder Max Verstappen ist Sainz ein Spätzünder – die ersten Rennen bestritt er erst mit zehn Jahren. Noch vor fünf Jahren sass er im Kart, nun erhält er einen Platz in einem GP-Rennstall.
Anfangs 2010, mit Beginn der Autosport-Karriere von Sainz, wurde der Madrilene ins Nachwuchsprogramm von Red Bull aufgenommen. Sein Weg in die Formel 1 war programmiert, aber Sainz hat mit guten Leistungen gezeigt, dass Red Bull auf die richtige Karte gesetzt hat.
2010 wurde er bester Neuling in der europäischen Formel BMW und Gesamtvierter der Serie, als 15-Jähriger. Highlight der Saison: sein Sieg auf dem schwierigen Stadtkurs von Macau. Ein Jahr später eroberte er den zweiten Schlussrang in der europäischen Formel Renault 2.0 und nordeuropäischer Champion der gleichen Serie.
2012 fuhr Sainz Formel 3 in der EM-Wertung und in Grossbritannien (Fünfter der Europa-Wertung, Sechster auf der Insel), bevor er 2013 in die GP3 wechselte (Gesamtzehnter). Seit 2012 wird Sainz von Toro-Rosso-Partner Cepsa unterstützt.
Für 2014 wurde von ihm der Titelgewinn in der Formel Renault 3.5 erwartet, und der Spanier erreichte dieses Ziel, als erster Spanier überhaupt und als erster Fahrer aus dem Red-Bull-Nachwuchsprogramm. Sainz ist nicht nur der jüngste Gesamtsieger dieser Klasse, sondern auch jener mit den meisten Laufsiegen (sieben).
Carlos Sainz hat in seiner Karriere als Autorennfahrer 165 Rennen bestritten und davon 29 gewonnen. Er stand 61 Mal auf dem Siegerpodest, 30 Mal auf der Pole-Position und fuhr 36 Mal die schnellste Rennrunde.