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Helmut Marko: «Formel 1 muss sich für Renault lohnen»

Von Vanessa Georgoulas
Schwieriger Saisonauftakt: Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner, Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko und Renault-Einsatzleiter Rémi Taffin

Schwieriger Saisonauftakt: Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner, Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko und Renault-Einsatzleiter Rémi Taffin

Helmut Marko spricht über die Ausstiegsdrohungen ​von Red Bull-Motorenpartner Renault, die Audi-Gerüchte und erklärt, warum Toro Rosso auch in Zukunft auf eine enge Kooperation mit Red Bull Racing angewiesen ist.

Dass die Stimmung zwischeni Red Bull Racing und Renault schon besser war, ist keine Überraschung. Schliesslich hinken die früheren Dauersieger seit über einem Jahr den eigenen Erwartungen hinterher. Kein Wunder, wenn der Ton schärfer wird; offen geäusserte Vorwürfe und Schuldzuweisungen sorgten in den vergangenen Wochen immer wieder für Schlagzeilen.

Im Formula1.com-Interview winkt Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko trotzdem ab: «Wenn man wie wir in Melbourne ein richtiges Desaster erlebt, dann werden schnell Dinge gesagt. Auch das Wochenende in Malaysia hat die Situation nicht unbedingt verbessert.» Der Österreicher verspricht: «Wir haben nun ein neues System eingeführt, das die Verantwortlichkeiten klar definiert, weil da in der Vergangenheit seitens Renault und auch von unserer Seite Fehler passiert sind.»

Dr. Marko erklärt: «Hier treffen unterschiedliche Firmenkulturen aufeinander: Auf der einen Seite hat man eine faktisch staatlich geführte Organisation, und auf der anderen Seite stehen wir mit unserem hochmotivierten Team in Grossbritannien, das sofort reagiert, wenn es die Situation erfordert. Hinzu kommen die Probleme mit den Testanlagen – im Zusammenspiel ergibt das unsere Situation in den vergangenen beiden Rennen. Wie und wann wir Fortschritte erzielen werden – ob in diesem Jahr oder erst 2016 - ist noch unklar.»

Renault: Hohe Investitionen und Erwartungen

Dass Renault angesichts dieser Misere sogar mit dem Formel-1-Ausstieg droht, kann der ehemalige Rennfahrer nachvollziehen: «Renault gibt sehr viel Geld für diese Motoren aus – nicht ganz so viel wie Mercedes, aber einen grossen Betrag – und ist trotzdem in der gleichen Situation wie wir. Das Formel-1-Engagement muss sich lohnen! Hinzu kommt, dass sich Renault auf der Marketing-Seite zu schwach vertreten fühlt, deshalb wird entweder der Kauf von Toro Rosso oder die gelbe Lackierung der Renner aus Faenza erwogen, um eine bessere Marketing-Plattform zu schaffen. Aber natürlich müssen die Zahlen stimmen.»

Letzteres sei aber nur unter bestimmten Voraussetzungen denkbar, fügt Dr. Marko an: «Toro Rosso wird nur gelb, wenn dabei die enge Zusammenarbeit mit Red Bull Racing im Rahmen der Regeln weiter bestehen bleibt. Red Bull Racing beschäftigt deutlich mehr Mitarbeiter, auch die Ausrüstung des Teams ist ausgeklügelter. Ohne das Know-how von Red Bull Racing würde die Konkurrenzfähigkeit von Toro Rosso leiden. Eine enge Zusammenarbeit steht also für beide Teams an erster Stelle bei diesem Szenario.»

Zu den Gerüchten, Audi halte schon eine Antriebseinheit bereit, erklärt der 71-jährige Grazer: «Ich antworte mit den Worten von Dietrich Mateschitz: Es gab weder Gespräche noch veranstalten wir einen Winterschlussverkauf – mit Blick auf die 300 Millionen, die als Kaufpreis die Runde machten.»

Und Dr. Marko betont: «Unser Vertrag mit Renault gilt bis Ende 2016. Ein neuer Motorenhersteller will sicher erst abwarten, um zu sehen, was das Reglement 2017 zulässt. Diese Entscheidung muss bald getroffen werden, denn jeder Motorenhersteller braucht eine gewisse Entwicklungszeit. Ich denke, sie beträgt mindestens zwei Jahre.»

Einen Wechsel des Motorenpartners schliesst der Doktor dennoch nicht ganz aus: «Wir sind nicht interessiert daran, unsere eigene Antriebseinheit zu entwickeln. Wir sind ein Chassis-Konstrukteur und ein Rennteam, und unser erstes Ziel ist es, die Partnerschaft mit Renault wieder zum Erfolg zu führen. Wenn das nicht gelingt, dann ist es natürlich normal, dass man sich nach Alternativen umschaut.»

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