Allan McNish: «Fernando Alonso läuft die Zeit davon»
Fernando Alonso und Allan McNish 2014 in Le Mans
«Fernando Alonso hat nichts von seinen Fähigkeiten eingebüsst», ist Allan McNish überzeugt. Der 45jährige Schotte, als Formel-1-Fahrer von Toyota 2002 und als dreifacher Sieger beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit allen Rennwassern gewaschen, weiss aber: das nützt dem Spanier derzeit wenig. «Das war sicher nicht der Saisonstart, den sich McLaren-Honda und Alonso vorgestellt haben. Selbst wenn es in Sepang Anzeichen von Verbesserung gegeben hat, ist der Weg noch sehr weit, bis man ein Wörtchen um Spitzenplatzierungen mitreden wird.»
McNish, heute als Formel-1-Experte in Diensten der BBC, über die Situation von Alonso: «Wenn du weisst, dass du Rennen gewinnen kannst, du hast aber einfach nicht das richtige Auto dazu, dann ist das sehr frustrierend. Es ist nicht leicht, in so einer Situation positiv zu bleiben. Ein schlechtes Auto kann der Motivation schaden. Aber wenn ich einen Piloten kenne, der sich da durchbeisst, dann ist es Alonso. Auf der anderen Seite – ihm läuft die Zeit davon. Es ist schon verflixt lange her, dass er einen WM-Titel gewonnen hat, 2005 und 2006 mit Renault. Nun ist er 33 Jahre alt, und er kann einfach nicht nochmals drei Jahre warten, bis ein langfristiges Programm Früchte trägt.»
McNish weiter: «Für mich waren Alonso und Ferrari ein ideales Paar. Aber es wollte einfach nicht werden mit dem gemeinsamen WM-Titel. Nun hat Sebastian Vettel den Asturier ersetzt und gleich sein zweites Rennen gewonnen. Der Gedanke wäre naheliegend, dass Alonso seine Entscheidung bereut, von Ferrari weggegangen zu sein. Ich schätze aber, er hat einfach keine Chance gesehen, dass er Weltmeister werden kann. Ohne Werksunterstützung holst du heutzutage keinen WM-Titel mehr, daher waren seine Möglichkeiten beschränkt. Honda und McLaren waren die naheliegende Wahl, aber ich bin sicher, Alonso hat nicht solche Probleme erwartet.»
«In Malaysia hat er bewiesen, dass er von der Zwangspause wegen der Gehirnerschütterung von Barcelona unbeeindruckt ist. Und McLaren-Honda ist im Training doppelt so viel gefahren wie in Melbourne. Das ist ein Fortschritt. Das nächste Ziel muss darin bestehen, in China und Bahrain schneller zu werden und mit beiden Autos ins Ziel zu kommen. Ich traue McLaren und Honda zu, dass die alle Probleme überwinden.»
McNish müsste wissen, wovon er spricht: anfangs der 90er Jahre war er Testfahrer von McLaren-Honda.