Pastor Maldonado (Lotus): Ein hoffnungsloser Fall?
Pastor Maldonado
Einigen SPEEDWEEK.com-Lesern fiel auf: Als sich die Formel-1-Renner zum Bahrain-GP aufgestellt hatten und ein Offizieller mit der grünen Flagge hinter dem Feld andeutete, dass so weit alles in Ordnung ist, dann dauerte es ungewöhnlich lange, bis die Startampel aufleuchtete und dann schrittweise erlosch. Grund für die Wartezeit war Pastor Maldonado, der sich zu weit hinten auf seine Startposition gestellt hatte.
Die Bahrain-Rennkommissare Paul Gutjahr (Schweiz), Mazan Al Hilli (Bahrain), Mika Salo (Finnland) und José Abed (Mexiko) verhängten daraufhin ein eher seltenes Verdikt – Fünfsekunden-Strafe wegen Nichteinhaltern der korrekten Startposition.
Es war nur der Beginn eines weiteren, abenteuerlichen Rennens für den inzwischen 30-Jährigen aus Maracay: vor seinem letzten Reifenwechsel wurde an Bord seines Lotus jene Vorrichtung aktiviert, die ein Absterben des Motors verhindern soll. Das Einsetzen des so genannten Anti-Stall sorgte dafür, dass der Lotus bei der Anfahrt zur Box gefährlich querstand. Das Team musste daraufhin den Motor frisch anlassen, wegen der langen Standzeit begannen die heissen Bremsen zu rauchen.
Nur ein weiterer, ganz normaler Maldonado-GP. Immerhin löste Pastor dieses Mal in Bahrain nicht einen Überschlag eines Rivalen aus, wie 2014 beim Rad-an-Rad-Kampf mit dem Sauber-Fahrer Esteban Gutiérrez.
Der Tenor im Fahrerlager in Sachen Maldonado ist aber schon: er lernt es einfach nicht mehr.
Dabei ist der Venezolaner in Wahrheit einfach ein Mann mit zwei Gesichtern – brillante, fehlerfreie Fahrten wie bei seinem Sensationssieg in Spanien 2012 oder bei seinen GP2-Erfolgen in Monte Carlo wechseln sich mit stümperhaften Fehlern ab.
Längst machen sich die Fans über den heissblütigen Südamerikaner lustig: Bilder von Mietwagen in Hotel-Pools werden getwittert mit «Pastor Maldonado ist bei seinem Hotel angekommen», und eine Webpage hat einen Countdown aufgeschaltet, wieviele Tage seit seinem letzten Crash vergangen sind.
In seiner ersten Formel-1-Saison, 2001 bei Williams, überzeugte er in den Abschlusstrainings gegen den erfahrenen Rubens Barrichello. Das Duell ging 9:9 aus. Aber Maldonado holte mit Rang 10 in Belgien nur einen Punkt. Das gab die Marschrichtung für die folgenden Saisons aus. Auf seinem Sieg in Spanien 2012 folgten neun punktelose Fahrten. 2013 gab es wieder in der ganzen Saison nur eine Punktefahrt, ebenso 2014, nun im Lotus.
Grosse Hoffnung auf einen neuen, verbesserten Pastor Maldonado gibt es kaum: Er wird eine fahrende Wundertüte bleiben. In China war er lange vor Romain Grosjean unterwegs, dann verrechnete er sich bei der Anfahrt zur Box, später gab es einen Dreher.
Anderer Tenor im Fahrerlager: Hätte Pastor Maldonado nicht die Öl-Dollar der staatlichen PDVSA (Petróleos de Venezuela S. A.) im Rücken, wäre er schon längst sein Formel-1-Cockpit los.
Zahlreiche Regierungsvertreter monieren seit Jahren – das PDVSA-Geld fürs Motorsport-Sponsoring könnte zum Wohle des Volkes sinnvoller investiert werden.
Maldonado bleibt ungerührt: «PDVSA ist nicht mein persönlicher Geldgeber, sondern die Firma ist Team-Sponsor. Sollte die Firma eines Tages das Sponsoring einstellen, so kann ich das nicht ändern.»