Ferrari & Ducati: Zauber und Magie ein gutes Rezept
Die Wiedergeburt beginnt immer mit dem Willen, dem Stolz und durch eine Gruppe.
Dies darf man wohl sagen, wenn man die Trainings und Rennen von Ferrari in Bahrain und die von Ducati in Argentinien betrachtet. Ein leidenschaftliches Wochenende für den italienischen Motorsport. Kimi Raikkönen und Sebastian Vettel steuerten ihre Ferrari am Sonntag in Bahrain auf die Plätze 2 und 5, die Ducatisti Andrea Dovizioso und Andrea Iannone sicherten sich in Argentinien die Ränge 2 und 4.
Ein roter Faden verbindet das Schicksal dieser beiden Werke.
Gehalten wird er von zwei Personen, die sich kaum kennen und sich trotzdem gegenseitig stark respektieren: Maurizio Arrivabene, Sportlicher Direktor von Ferrari und Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse. Zwei Männer, die es gewohnt sind, auf Rennstrecken zu leben. Beide sind mit einer Sieger-Mentalität ausgestattet.
Arrivabene repräsentiert jetzt die Roten aus Maranello, er kennt diese Truppe aus seiner jahrelangen Tätigkeit als Sponsorship-Manager von Marlboro. Gigi wurde im Herbst 2013 als Ingenieur von Aprilia nach Bologna geholt, um wieder an die glorreichen MotoGP-Zeiten von 2007 anzuknüpfen.
Gigi Dall’Igna: «Mit Maurizio habe ich mich auf Anhieb verstanden, obwohl wir uns nur vier oder fünfmal kurz begegnet sind. Er war sofort diese gegenseitige Achtung zu spüren. So begannen wir, uns in den folgenden Monaten SMS zu senden. Er hat mir Nachrichten geschickt und zu Ducatis Resultaten gratuliert. Ich habe ihn gleichzeitig zum Erfolg von Ferrari beglückwünscht. Wir sind beide sehr zufrieden, wie die Dinge momentan laufen. Es wäre schön, sicher besser zu kennen.»
«Wir haben auch Nachrichten ausgetauscht, weil wir ja beide die Wiedergeburt von Ducati erlebt haben», antwortete Arrivabene. «Fantastisch, wie Gigi und ich Zeit gefunden haben, mit einander zu diskutieren. Ich erinnere mich an den ersten Besuch in der Rennabteilung von Ducati. Er hat mir eine Skizze des Rahmens gezeigt und ich vermutete sofort, dass er ein Chassis baut, das funktionieren wird. Wir sprachen auch über den Motor, denn er projektierte, denn für ein gutes Motorrad braucht es mehr als nur ein optimales Fahrwerk. Wir waren uns gleich einig, weil Dall’Igna sehr professionell und voller Hingabe ist. Nachdem ich ihn etwas besser kennengelernt habe, respektiere ich ihn noch mehr, als Ingenieur wie auch als Person. Ich bin sehr zufrieden, wie es läuft, er hat das verdient und natürlich auch Ducati.»
«Einklang entsteht aus Ideen», erklärte Ing. Gigi «Barbetta» Dall’Igna aus dem Veneto, in Argentinien. «Was zählt, sind Siege. Ob das der Fahrer, das Motorrad oder das Team ist, das Erfolge ermöglicht, ist unwichtig, den letztendlich ist es die Gruppe, die den Erfolg möglich macht. Ist der Fahrer schnell, braucht es eine gewisse Harmonie, ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Man braucht die Maschine, man braucht den Motor dazu. Wenn man über diese zwei Dinge verfügt, brauchst du noch den richtigen Fahrer und schliesslich das Team. Das Fahrzeug ist sehr wichtig, aber noch wichtiger ist die menschliche Komponente.»
Maurizio Arrivabene spricht mit fester und ruhiger Stimme. So wie er das gemacht hat, als die zwei Seelen des Motorsports zusammen trafen. Die auf zwei und die auf vier Rädern. Jahrelang sorgte er als Marlboro-Manager für die gemeinsamen Teamvorstellungen «Wrooom» im Schnee von Madonna di Campiglio.
Arrivabene: «Die Erfahrungen, die ich in der Formel 1 und danach mit den Motorrädern gemacht habe, halfen mir bei den Gesprächen und der Zusammenarbeit mit Ducati. Einmal, als ich in Maranello war, fiel mir auf, dass ich bei den Mechanikern und Techniker die gleichen Gesichter sah wie in Borgo Paginale. Es gab etwas sehr Wichtiges zu tun, nämlich den Mitarbeitern und den Technikern wieder Vertrauen zu geben. Dieser Prozess war wohl sehr ähnlich. Bei Ducati gab es einen Chef, Gigi. Bei Ferrari lag die Verantwortung bei mir, obwohl wir einen Chef haben, der uns stark unterstützt.»
Arrivabena meint damit Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne, den Manager aus Brescia. Arrivabene lobt den Automobil-Unternehmer. «Bei Ferrari gibt es einen obersten Chef, der nicht jeden Tag ein Interview gibt, aber viel, sehr viel tut und gibt, um uns zu unterstützen, damit wir bekommen, was wir haben müssen.»
Eine Aufteilung der Verantwortung: Bei Ferrari sind es Arrivabene und Marchionne, bei Ducati Gigi Dall’Igna und CEO Claudio Domenicali. Eine Geschichte von schnellen Männern, nicht nur was Höchstgeschwindigkeit auf dem Tacho betrifft, sondern auch bei Entscheidungen.
«Mir gefällt es, mit dem Auto oder Motorrad schnell zu fahren. Ich arbeite heute zwar für einen Autohersteller, aber ich liebe es, mit dem Motorrad zu fahren. Es gibt dir ein Gefühl von Freiheit, wenn du den Wind am Körper spürst. Du bist wie eine Art von Ritter. Das Automobil vermittelt dir andere, aber auch starke Gefühle», sagt Arrivabene.
Die braucht es wohl, um den Unterschied der zwei Welten zu verstehen. Erst mit Valentino Rossi, dann mit Sebastian Vettel.
«Mit Valentino zusammen zu arbeiten war sehr schön, danach habe ich ihn noch mehr respektiert, als Champion wie auch als Mensch», sagt Maurizio Arrivabene, der als Marlboro-Mann Rossi nach der Saison 2013 trotz eines 17-Mio-Euro-Angebots nicht halten konnte. «Vale hat bei mir schöne Erinnerungen hinterlassen. Ich freue mich, wenn er stark fährt, obwohl mein Herz natürlich für die Roten schlägt», sagt Arrivabene. «Er repräsentiert MotoGP und MotoGP muss dankbar sein, für das, was er für diesen Sport geleistet hat und auch heute noch leistet. Was Vale mit Vettel gemeinsam hat? Es sind beide wahre Champions. Sie haben das gewisse Etwas, um konzentriert zu bleiben und sich mit den Ingenieuren zu verstehen. Sie geben nie auf. Wie soll ich das erklären? Sie sind anders, sie haben Klasse.»
Zauber und Magie bilden im Rennsport ein gutes Rezept für Erfolge.
«Am Anfang des Jahres haben wir zusammen mit Big Boss Marchionne in Maranello eine Pressekonferenz abgehalten und unsere Ziele bekannt gegeben», erinnert sich Maurizio Arrivabene. «Wenn wir sie erreichen, können wir anfangen zu träumen. Und ich träume sehr gerne.»