Toto Wolff: «Trauma von 2013 im Nacken»
Toto Wolff: «Die Strecke hat sich innerhalb von Minuten stark verändert. Es ist uns nicht ganz klar, warum das so war»
Toto Wolff, Mercedes hat viele Neuerungen nach Barcelona mitgenommen, die Konkurrenz von Ferrari aber auch. War das Qualifying insofern eine Überraschung, weil Mercedes offensichtlich den eigenen Vorsprung trotzdem weiter ausbauen konnte?
Es wurde viel darüber sinniert, wie gross der Fortschritt von Ferrari dank der vielen neuen Teile ausfallen würde. Wir blieben bei unserem Plan, konstant Neuerungen ans Auto zu bringen. In diesem Sinn hatten wir auch hier ein kleines Update geplant. Und wir haben versucht, uns auf unsere Arbeit zu konzentrieren und die bestmögliche Leistung zu liefern. In diesem Jahr geht es vor allem darum, die Reifen zu verstehen. Der wichtigste Faktor ist also die richtige Balance zwischen der Performance auf einer Runde und im Rennen zu finden. Wir haben uns also darauf konzentriert.
Wie bewerten Sie die Leistung Ihrer beiden Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton? Und wie schaffte es Rosberg, sich diesmal durchzusetzen?
Ich denke es war in diesem Qualifying entscheidend, das richtige Set-up zu finden. Die Strecke hat sich innerhalb von Minuten stark verändert. Es ist uns nicht ganz klar, warum das so war. Aber man hat es im Qualifying gesehen: Unsere Fahrzeug-Balance war bei unserem ersten Run auf den härteren Reifen eher mittelmässig. Minuten später verzeichneten wir eine massive Verbesserung, weil die Reifen einige Runden brauchten, bis sie richtig funktionierten.
Wir mussten also unsere Fahrzeugabstimmung richtig hinbekommen, um das Beste aus den Bedingungen zu machen. Im Q3 hat Nico schon auf dem ersten Reifensatz eine sehr gute Runde hinbekommen. Und Lewis hatte Probleme mit der Fahrzeug-Balance. Ich glaube, die zweite Runde brachte für keinen Piloten im Feld eine Verbesserung. Erneut hat sich die Strecke also innerhalb von Minuten verändert. Das hat den Unterschied gemacht.
Ist es angesichts der ständig wechselnden Bedingungen möglich, dass Mercedes im Rennen eine böse Überraschung erlebt?
Ich würde mich hüten zu sagen, dass es nicht passiert – wir haben es ja auch in Malaysia gesehen, wie schnell es gehen kann, dass man auf dem falschen Fuss erwischt wird. Mir sitzt immer noch das Trauma vom Barcelona-Rennen 2013 im Nacken. Damals haben wir richtig gut ausgesehen im Qualifying und sind im Rennen dann gnadenlos zurückgefallen. Das haben wir bei der Abstimmung der Fahrzeuge bedacht und ich denke, wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen, um einem solchen Szenario entgegenzuwirken. Aber wenn sich im Rennen die Streckenbedingungen massiv verändern, könnten wir schon eine Überraschung erleben. Unter normalen Umständen sollten wir aber gut aufgestellt sein.
Wie wichtig ist die heutige Pole für Nico Rosberg, der bisher noch keinen Qualifying-Erfolg feiern konnte?
Man darf nicht vergessen, diese Jungs sind hart im Nehmen und sehr robust. Es wurde viel über diese psychologische Komponente geschrieben, aber das entspricht nicht der Realität. Natürlich hatte Lewis in den bisherigen Rennen einen Lauf und vier Rennen gewonnen, aber Nico hat sich davon nicht beirren lassen. Er blieb an diesem Wochenende konzentriert und hat alles richtig zusammenbekommen. Wie gesagt: Lewis hatte eine etwas schwierigere Situation mit seiner Fahrzeug-Abstimmung und auch etwas Pech mit den Bedingungen. Aber ich würde nicht zu viel in diese Tatsache hineininterpretieren.
Freuen Sie sich, dass es für Nico endlich einmal geklappt hat?
Nein, ich bin immer neutral. Ich freue mich für beide Piloten, wenn es gut funktioniert. Und wenn es nötig ist, den einen zu beglückwünschen und den anderen wieder aufzubauen, dann versuche ich das auch. Wobei die Beiden das nicht nötig haben, weil sie sich selbst wieder aufbauen. Aber es ist für mich keine Überraschung, dass Nico diesmal auf der Pole steht. Wir erinnern uns natürlich auch an das vergangene Jahr, in dem er die meisten Pole-Positions holte.