Monaco-GP: PR-Floskeln im Minuten-Takt
Formel-1-Stars im Fokus: Viele Worte, wenig Inhalt
Juhui wir sind in Monaco! Beim schillerndsten aller Strassenrennen der Welt macht die Arbeit als Formel-1-Berichterstatter gleich doppelt so viel Spass – wenn da nicht die immer gleichen Floskeln der Rennfahrer wären. Alle Jahre wieder beteuert das ganze Feld unisono, dass man sich bei der Hatz durch den Leitplanken- Dschungel keine Fehler erlauben dürfe, dass das Überholen schwierig und ein guter Start wichtig sei.
Jetzt mal im Ernst: Das trifft doch für alle Rennen zu – oder kennen Sie, liebe Leser, einen GP, bei dem ein schlechter Start kein Problem ist? Aber das sind nicht die dünnsten Floskeln, in die sich die Stars des Fahrerlagers regelmässig flüchten. Dass es noch schlimmer geht, zeigt die (nicht vollständige!) Sammlung aller Wortspenden, die sich die Formel-1-Stars unserer Meinung nach gerne sparen dürften…
Wir hatten ein Problem mit dem Auto…
(Geht es noch etwas ungenauer?)
Das Rennen ist erst morgen, und Punkte werden erst im Rennen verteilt.
(Vielen Dank für die Information)
Wir haben alles gegeben.
(Na hoffentlich auch!)
Wir haben 200 Prozent gegeben.
(Bitte zeichnen)
Mal schauen, was im Rennen möglich ist.
(Alles ist möglich)
Alles ist möglich.
(Sagen wir doch!)
Wir müssen uns jetzt auf ein gutes Resultat fokussieren.
(Wirklich? Wir dachten, ihr geniesst die schöne Aussicht…)
Das Rennen wird lang / Das Rennen wird schwierig
(Und wir dachten schon, es wird eine kurze Spritztour…)
Wir wissen nicht, was das Wetter machen wird.
(Das weiss nur der liebe Gott)
Die Reifen sind entscheidend und wir brauchen eine gute Strategie.
(Seit wann denn das?)
Die Saison ist noch lang.
(Um genau zu sein, sind es noch 14 Rennen.)
Wir werden alle Chancen nutzen.
(Und wir fürchteten schon, dass man die Hälfte davon verstreichen lassen will…)
Ich brauche einen guten Start.
(Das überrascht uns jetzt…)
Wir haben noch viel Arbeit vor uns
(Tun wir das nicht alle?)
Wir müssen das Beste aus unserem gegenwärtigen Paket herausholen...
(Nein, wirklich?)
Ich komme immer gerne nach… (Hier bitte eine beliebige WM-Destination eingeben)
(Haben Sie schon jemals einen Fahrer sagen hören, dass er das anstehende Rennen nicht mag?)
Wir hoffen, Druck auf unsere Vordermänner machen zu können.
(Auf Neudeutsch heisst das: Racing)
Wir versuchen, das Beste daraus zu machen.
(Ist das nicht der Job eines Formel-1-Teams?)
Das Rennen ist unberechenbar.
(Zum Glück, sonst wäre es ja auch etwas langweilig…)
Ich hoffte auf eine bessere Runde…
(und wir auf eine echte Aussage)
Wir hätten mehr erreichen können.
(Wie sagte Ferrari-Star Sebastian Vettel kürzlich selbst: Hätte, hätte, Fahrradkette…)