Helmut Marko: «Dass die Teams mitreden, ist falsch»
Dr. Helmut Marko erinnert sich: «Früher stiegen die Formel-1-Piloten körperlich komplett fertig und verschwitzt aus dem Auto»
Obwohl Red Bull Racing als Teil der Formel-1-Strategiegruppe beim künftigen Regelwerk der Königsklasse ein Mitspracherecht hat, ist Dr. Helmut Marko überzeugt, dass sich die Teams bei der Formulierung der Rahmenbedingungen raushalten sollten. Dies stellte der Red Bull-Motorsportberater im Gespräch mit ORF klar.
Der Grazer erklärt: «Es wird wahnsinnig viel zusammengesessen und geredet, aber es kommt nichts dabei raus. Es ist sicher falsch, dass die Teams mitreden. Das wäre ja genauso, wie wenn jeder Fussballverein an den Regeln mitarbeiten könnte. Die FIA und die FOM sollten die Regeln bestimmen, und die sollten so sein, dass die Fahrer im Vordergrund stehen, und nicht die Technik.»
Marko betont: «Die Formel 1 sollte auch finanzierbar sein, damit die Teams nicht ums Überleben kämpfen müssen. Und die Fans sollten das Gefühl haben, sie sehen hier etwas, was mit all' den Reglementierungen im Strassenverkehr für sie im normalen Leben nicht darstellbar ist. Es muss was Aussergewöhnliches sein.»
Der frühere GP-Pilot ist überzeugt: «Wir sollten hier nicht Strafpunkte haben wie beim Führerschein, sondern wollen ehrliche Zweikämpfe sehen. Und wenn's einmal kracht, gut, dann passiert es, aber es ist ja nicht absichtlich. Und wenn es zu oft passiert, dann soll es auch eine Rückversetzung dafür geben. Aber wir sollten hier kein Punkte-Strafsystem wie beim Führerschein haben. Es sind viele Sachen, die geändert werden müssen, weil die Bürokratie und das Regelwerk überhand genommen haben und der Sport in den Hintergrund getreten ist.»
Das Problem sei nicht die Aussendarstellung der Formel 1, erklärt Marko: «Es ist das Produkt an sich, das nicht mehr so attraktiv ist. Wobei man nicht vergessen darf, dass wir hier mit den Zuschauerzahlen von Spielberg immer noch der zweitbeste europäische Grand Prix sind, der bisher stattgefunden hat. Nur in Silverstone sind die Besucherzahlen höher, aber das ist eine Ausnahmesituation, denn erstens haben die den Lewis Hamilton als Champion und zweitens haben die Briten eine Rennsport-Tradition, die einmalig ist.»
Der 72-Jährige erzählt: «Vor drei Wochen waren wir bei einer Foto-Präsentation in Graz, und dabei wurde das Siegerfoto von Ungarn gezeigt, bei dem der Zweit- und Drittplatzierte – ich glaube das waren Gerhard Berger und Ayrton Senna – mussten den Sieger Nigel Mansell stützen, weil er in einem derart geschwächten Zustand war.»
Und Marko fügt an: «Früher stiegen die Formel-1-Piloten körperlich komplett fertig und verschwitzt aus dem Auto, weil ein Grand Prix nicht nur eine nervliche, sondern vor allem auch eine körperliche Belastung war. Und jetzt steigt unser 17-Jähriger aus dem Auto und schwitzt noch nicht einmal. Nicht, weil er so gut ist – das ist er auch – sondern weil die Autos auch so leicht zu fahren sind. Das muss sich ändern.»