Ron Dennis wie Mateschitz: Motorenkunde? Kein Titel
McLaren-Chef Ron Dennis
Red Bull kennt die Kräfteverhältnisse bei den Kundenmotoren genau. Daher betonte Firmenchef Dietrich Mateschitz vor dem Österreich-GP in Spielberg im Exklusiv-Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Du bekommst den Motor, der gut genug ist, um deinen unmittelbaren Konkurrenten Punkte wegnehmen zu können. Er wird aber niemals gut genug sein, um jenes Werksteam schlagen zu können, das dir diesen Motor liefert. Mit so einem Kundenmotor wirst du nie mehr Weltmeister werden.»
Es sind genau solche Zusammenhänge, die McLaren-Chef Ron Dennis dazu bewogen haben, ein neues Abenteuer mit Honda zu wagen. Selbst wenn das britische Traditions-Team derzeit hartes Brot isst – erst fünf WM-Punkte mit dem japanischen Partner, zweitletzter WM-Zwischenrang, nur das punktelose Manor-Marussia liegt noch hinter McLaren-Honda.
Ron Dennis lässt sich nicht beirren, auch wenn er im Gespräch mit den Kollegen von «Autosprint» betont: «Natürlich hätten wir damals beim ersten Test in Abu Dhabi nie gedacht, dass wir so lange Schwierigkeiten haben würden. Aber wir haben uns zum Ziel gesetzt, eines Tages wieder ein Wörtchen um den WM-Titel mitzureden. Und dieses Ziel ist einfach nicht zu schaffen, hätten wir weiter einen Kundenmotor verwendet.»
Zur Erinnerung: Von 1995 bis 2014 verwendete McLaren Mercedes-Motoren, 1998 und 1999 wurde Mika Häkkinen damit Formel-1-Weltmeister, 2008 eroberte Lewis Hamilton in einem McLaren-Mercedes seinen ersten von inzwischen zwei WM-Titeln. Aber damals gab es noch kein Werksteam der Silberpfeile, das entstand erst 2010 – aus dem früheren BrawnGP-Rennstall, der mit Jenson Button den WM-Titel erobert hatte. Es dauerte dann fast vier Jahre, bis das Ziel WM-Titel erreicht war, mit Lewis Hamilton vor Nico Rosberg 2014.
Ron Dennis weiter: «Aufgrund unserer früheren Zusammenarbeit mit Honda wissen wir, dass die Japaner eine technisch-wissenschaftlich orientierte Organisation führen. Das technische Niveau ist überaus hoch. Natürlich stehen wir heute nicht dort, wo wir gerne wären. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir unsere Ziele eher erreichen als das viele glauben würden.»
«Der Weg zum Erfolg ist immer lang. Bei der Zusammenarbeit mit Mercedes, ganz am Anfang, war auch nicht alles so einfach. Und vor der gleichen Herausforderung stehen wir heute. Aber nochmals – wir hätten es nie in Betracht gezogen, längerfristig zweites Team von Mercedes zu sein. Schaut euch doch nur das Abschlusstraining zum britischen Grand Prix an – das Werksteam lag eine Sekunde vor dem schnellsten Williams. Mit einem Kundenmotor wirst du diese Lücke nie schliessen können.»
«Diese Motoren sind so unfassbar komplex. Da muss alles in perfekter Harmonie arbeiten zwischen Chassis und Antriebseinheit. Da muss die volle Hingabe der technischen Partner gegeben sein. Daher habe ich mich für den Weg Honda entschieden. Denn selbst wenn es etwas länger dauert, ist Honda für uns die beste Chance, wieder ganz nach vorne zu gelangen. Wir brauchen dazu einfach ein wenig länger als erwartet.»