Formel-1-Ausstieg von Renault noch nicht vom Tisch
Alain Prost zum drohenden Renault-Ausstieg: ««Zurzeit ist alles möglich»
Die Formel-1-Zukunft von Renault beschäftigt die Fahrerlager-Experten schon seit Längerem. Neuesten Gerüchten zufolge soll der Autobauer aus Frankreich die Übernahme von 51 Prozent des Lotus-Rennstalls als Werksteam vorbereiten – also jener Mannschaft, die Renault 2009 an Gérard Lopez und seine Beteiligungsgesellschaft Genii Capital verkauft hatte.
Der ehemalige GP-Pilot und vierfache Formel-1-Weltmeister Alain Prost solle dabei dieselbe Rolle bei Renault einnehmen, die Niki Lauda bei Mercedes innehat: Er sol Aufsichtsratschef und Aushängeschild des GP-Rennstalls werden.
Für dieses Szenario spricht die offenbar schiefe Finanzlage des Lotus-Teams: In London stellte Gläubiger Xtrac vor dem Obersten Gerichtshof den Antrag, den Rennstall zu liquidieren. Der Richter vertagte den Prozess, um mehr Zeit für eine aussergerichtliche Einigung zu schaffen. Wenn diese nicht erreicht wird, droht Lotus beim nächsten Gerichtstermin am kommenden Montag, 20. Juli, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Da nützt es auch wenig, wenn Lotus-CEO Matthew Carter wiederholt beteuert, dass Lotus seinen Informationen zufolge nicht zum Verkauf stehe, und immer wieder auf den langjährigen Motoren-Ausrüstungsvertrag mit Mercedes verweist.
Seitens Renault ist auch kein echtes Dementi zu hören. Prost erklärte im Gespräch mit den Kollegen von Motorsport.com: «Zurzeit ist alles möglich. Natürlich prüfen wir alle Möglichkeiten, auch wenn es wahrscheinlich nur zwei gibt! Oder drei, wenn man den Ausstieg als Option ansieht. Nichts ist unmöglich. Ein grosser Hersteller kann bei Bedarf sehr schnell entscheiden, seine Strategie zu ändern.»
Der 60-Jährige betonte aber auch: «Ich glaube nicht, dass es im Interesse von Renault ist, die Formel 1 zu verlassen. Da ist eine grosse Geschichte dahinter, es ist eine lange Motorsport-Tradition. Und diese ist Renault sehr wichtig, ?schliesslich ist es seit jeher ein sehr innovatives Unternehmen. Das ist die aktuelle Lage, und in den kommenden Wochen werden die verschiedenen Möglichkeiten geprüft.»
Prost ist überzeugt: «Wenn ein Hersteller wie Renault aussteigt, ist das natürlich ein grosses Problem, das ist klar. Es ist kein Geheimnis: Für Renault ist es nicht einfach, nur Motorenlieferant zu sein. Man muss sich nur anschauen, wie sich die Situation entwickelt hat: Nach vier WM-Titel folgten nun 18 sehr schwierige Monate. Alles hat sich sehr schnell geändert. Und es ist schwierig, die Vorteile der vier WM-Titel in Folge zu geniessen, wenn man an der Seite eines so starken Marketing-Riesen wie Red Bull steht.»
Der 51-fache GP-Sieger erklärte auch: «Letztlich gibt es viele verschiedene negative und weniger positive Aspekte. Es ist also ganz normal, dass man in einer solchen Situation seine Position in der Formel 1 sowie die Entwicklung der Märkte und der eigenen Marke in Bezug auf die globale Strategie noch einmal überprüft.»