Fabio Leimer: «Hatte mit der Formel 1 abgeschlossen»
Fabio Leimer durfte erstmals mit dem V6-Turbo im Heck ausrücken
Fabio Leimer, was hat dir der heutige Test gebracht?
Ich konnte Erfahrung sammeln und mich ans Auto gewöhnen. Als Fahrer ist mein Ziel klar: Ich will Rennen fahren, wenn das nicht so wäre, dann würde wohl etwas nicht stimmen. Ich will jetzt zeigen, dass ich bereit bin und sehr professionell arbeiten kann – so bekomme ich vielleicht die Möglichkeit, Rennen zu fahren.
Wie ist dieser Einsatz zustande gekommen?
Ich habe eigentlich schon damit abgeschlossen und plötzlich klingelt das Telefon und ich werde angefragt, ob ich Ersatzfahrer werde. Ich sagte, okay, super, machen wir. Und dafür bin ich dankbar und überglücklich, schliesslich kommt es heutzutage nicht so oft vor, dass man von einem Formel-1-Team eine Chance erhält.
Wann hast du denn damit abgeschlossen?
Ich habe mich einfach neu orientiert, weil ich gesehen habe, dass es sehr schwierig ist, in die Formel 1 aufzusteigen. Deshalb habe ich andere Kategorien wie LMP1 und DTM angeschaut. Und dann klingelte das Telefon und das hat alles verändert.
Wer hat denn angerufen?
Das war das Management, das im ständigen Kontakt mit dem Team stand. Danach ging es ganz schnell – rund eineinhalb Wochen später fand der Kanaada-GP statt und da war ich dann schon vor Ort dabei.
Wann hast du denn erfahren, dass du heute im Auto sitzen wirst?
Das war gestern und ich war danach natürlich angespannt. Aber ich wusste, dass ich das kann und schon gut gemacht habe. Das Selbstvertrauen ist natürlich etwas geringer, weil ich relativ lange nicht mehr in einem schnellen Auto sass. Ich wusste nicht, ob mein Gefühl noch stimmt. Es dauerte etwa 45 Minuten, bis ich etwas entspannt im Auto sass. Wenn ich morgen noch einmal ans Steuer dürfte, würde es sehr wahrscheinlich schnell besser gehen, denn je entspannter man am Steuer ist, desto besser läuft es.
Gab es Schreckmomente?
Nein, alles funktionierte einwandfrei, und ich hatte mich auch sehr gut Vorbereitet. Schon in Kanada habe ich ein Lenkrad samt Manual bekommen, mit dem ich üben konnte. . Gestern Nachmittag sassen wir zusammen und wir sind nochmals alles durchgegangen. Natürlich ist es etwas ganz anderes, wenn man im Auto sitzt. Dann überlegt man zwei Mal und macht alles ein bisschen bewusster und langsamer.
War der erste Rennstrecken-Einsatz seit dem Formel-E-Finale in London sehr anstrengend?
Körperlich lief es perfekt, ich hatte keine Probleme. Anstrengend war die Verarbeitung, weil ich schon so lange kein schnelles Auto mehr gefahren bin. Wenn man dann wieder so schnell unterwegs ist, und dazu kommen die Änderungen an den Einstellungen und der Blick in den Rückspiegel, ob kein anderes Auto kommt… Ich musste auch noch das Auto und die Fahrlinie kennenlernen. Das ist das schon ein bisschen viel, aber ich war dann relativ schnell entspannt.
Du warst lange Zeit schneller als dein Teamkollege Will Stevens, doch am Ende hatte er mit knapp einer Sekunde Vorsprung die Nase vorn. Hast du damit gerechnet?
Das hat mich ehrlich gesagt sehr, sehr überrascht. Dass ich sogar schneller war als Stevens, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte vielmehr das Gefühl, dass ich noch noch sehr langsam war, ich habe ja nicht voll gepusht. Will hatte am Ende frischere Reifen und die Strecke war auch besser. Ich denke, wenn ich nochmals neue Reifen gehabt hätte, dann wäre ich ohne Probleme eine Sekunde schneller gefahren. Von den Zeiten her war ich schon dabei, und das ist sicher sehr gut fürs Selbstvertrauen, auch wenn ich das Gefühl habe, ich kann bei mir noch sehr viel finden. Trotzdem bin ich happy und das Team auch – deshalb hoffe ich auf weitere Einsätze.