Lewis Hamilton: Weltmeister zwischen Genie und Chaos
Lewis Hamilton
Grund genug, dass sich sein Mercedes-Motorsportchef hinter den Weltmeister stellte. «Es sitzen Menschen in den Autos. Der gleiche Lewis hat nur etwa 24 Stunden vorher ein überragendes Qualifying gezeigt, alle waren begeistert von seiner Vorstellung. Im Rennen ist dann aber einiges schiefgelaufen», sagte Wolff den Stuttgarter Nachrichten.
Auch Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard verteidigte Hamilton in seiner BBC-Kolumne und sprach von der «Kehrseite der Brillanz. Hamilton tanzt oft auf einem schmalen Grat zwischen Genie und Chaos.»
Bereits in Silverstone hatte Hamilton gepatzt, holte am Ende aber trotzdem seinen Heimsieg. In Ungarn reichte das Genie nicht mehr aus, um das Chaos wettzumachen. Hin und wieder gehe es nun mal schief, so Coulthard. Trotzdem überwiege in Ungarn das Gute bei Hamilton, der im Training und im Qualifying gewohnt dominant war. Auch seine zwischenzeitliche Aufholjagd von Platz zehn auf Rang vier hätten viele so nicht hinbekommen, meint der Schotte.
«Wir erwarten von den Piloten, dass sie unfehlbar und unbesiegbar sind. Das gilt allerdings für keinen. Hamilton trägt sein Herz auf der Zunge und lebt eine emotionale Achterbahnfahrt. Er wird aber zurückschlagen», so Coulthard.
Und Hamilton ist Teil einer Riege von anderen Topfahrern, die immer mal wieder Fehler gemacht hätten. Wie Ayrton Senna, der «1988 auf seinem Weg zum Sieg in Italien über einen Hinterbänkler stolperte und 1990 Alain Prost in Suzuka absichtlich abschoss. Auch Michael Schumacher hatte diese Momente, als sein Urteilsvermögen ihn verließ und er hinterhältige Taktiken nutzte. Und auch Fernando Alonso ließ es zu, dass seine Emotionen Oberhand gewannen, vor allem 2007 bei McLaren».
Das Positive aus der Sicht des Weltmeisters: Teamkollege Nico Rosberg konnte das chaotische Hamilton-Rennen nicht nutzen und landete als Achter sogar noch hinter ihm. «Er hat eine Chance verpasst. Das beweist zusätzlich, dass er nur dann profitiert, wenn er ganz vorne ist», so Coulthard.