Honda-Rennchef Arai: Grosse Töne, vor Monza kleinlaut
Honda-Rennchef Yasuhisa Arai
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Einer der gegenwärtigen Fahrerlagerwitze auf Kosten von McLaren-Honda lautet: Das Einzige, was bei Honda wirklich reibungslos laufe, das sei das Mundwerk von Rennchef Yasuhisa Arai. Tatsächlich hat sich der Japaner schon ein paar Mal tüchtig in die Fettnäpfe geredet, und später werden ihm die Zitate dann vorgehalten.
Die interne Erwartungshaltung bei Honda war gross: von Podesträngen im ersten Jahr mit McLaren war da die Rede und davon, dass man Leader Mercedes auf die Pelle rücken wolle. Später verschob man das Ziel Mercedes auf 2016 und sprach davon, ab Belgien auf Augenhöhe mit Ferrari zu fahren. Was auch nicht passiert ist. Schlimmer noch – Arai stritt ab, das überhaupt gesagt zu haben. Die Kollegen von «Autosport» beteuern: Wir haben das auf Band.
Dann meinte Arai, Honda habe in Belgien die frisch gewonnene Power nicht ausspielen können. Das erzeugte bei Fans und Fachleuchten gleichermassen eine Mischung aus Kopfschütteln und Belustigung.
Vor kurzem sagte Arai den Kollegen von Motorsport-Total dann: «Unser Motor liegt nur knapp hinter jenem von Ferrari, aber er ist bereits besser als Renault, während Mercedes noch weit vorne liegt. Wir sind um 50 PS hinter Mercedes, um 30 hinter Ferrari, aber wir haben 20 PS mehr als Renault.»
Und dann bekam McLaren sein Fett weg: «Das Modell MP4-30 baut zu viel Luftwiderstand auf. Wir haben in Spa die Leistung erhöht, aber wegen des Autos war nichts davon zu sehen. Was in Sachen Motor unser Defizit ist, habe ich gesagt. Die Mängel am Wagen hingegen sind nicht so einfach. Was die aerodynamischen Möglichkeiten dank unseres Motors angeht, so hätten wir keine bessere Arbeit abliefern können – er baut überaus kompakt, mehr ging nicht.»
Vor dem Italien-GP auf der Power-Strecke Monza backt Arai auf einmal kleinere Brötchen: «Monza ist eine weitere Hochgeschwindigkeitsstrecke, die nicht zu unserem Paket passt. Die Fahrer sind aufgrund der langen Geraden und schnellen Kurven fast immer am Vollgasgeben, und da maximale Leistung und minimale Windschlüpfigkeit entscheidend sind, wissen wir, dass wir vor einer grossen Herausforderung stehen. Wir wissen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben. Wir wissen aber auch, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen, um unsere Ziele zu erreichen.»
McLaren-Teamchef Eric Boullier ergänzt: «Die Piste von Spa-Francorchamps hat mit ihrer Charakteristik viele Zeichen des Fortschritts bei uns überdeckt. Gleichzeitig war uns immer klar, dass Spa-Francorchamps die vielleicht grösste Knacknuss sein würde. Damit hatten wir Recht. Es gibt auch auch Positives – konstante Nutzung der Reifen, Fortschritte bei der Fahrzeugbalance. Monza wird eine ähnliche Herausforderung wie Belgien, also wollen wir einfach ins Ziel kommen und so viel als möglich lernen. In Singapur wollen wir dann zeigen, dass wir wirkliche Fortschritte erreicht haben.»