Christian Horner: «Renault hat Aufgabe unterschätzt»
Christian Horner mit Renault-Chef Carlos Ghosn: Die Nummer 1, das war mal
Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko hat im Interview mit SPEEDWEEK.com vor wenigen Tagen zur Situation mit Renault und einer wahrscheinlichen Trennung festgehalten: «Wir können sagen, dass es bis Singapur oder in Singapur – das steht nicht ganz fest – noch ein Meeting mit Renault geben wird, bei dem all diese Sachen besprochen und einer Lösung zugeführt werden.»
Die Lösung dürfte sein: Scheidung, noch vor Ablauf des eigentlich bis Ende 2016 reichenden Vertrags, dann ein Abkommen mit Ferrari, weil Mercedes dem Hause Red Bull die kalte Schulter gezeigt hat.
Dr. Marko: «Die Mercedes-Gespräche sind zu einem Ende gekommen, da waren wir noch überhaupt nicht in der Tiefe. Da gab es gewisse Voraussetzungen, aber wir sind gar nie in die Nähe gekommen, um das im Detail zu erörtern. Jetzt schauen wir mal, mit welchem Motor wir fahren werden. Vielleicht schlagen wir sie ja damit. Dann wäre es unangenehmer als wenn es mit einem Mercedes-Motor geschehen wäre.»
Die Frage ist: Kann Red Bull Racing als Kunde ein Wörtchen um den Titel mitreden? Für Teamchef Christian Horner steht fest – und ob.
Gegenüber den Kollegen von ESPN sagt der Brite: «Ich sehe nichts, was dagegen spräche. Letztlich waren wir bei Renault auch Kunde und haben damit vier WM-Titel und fünfzig Grands Prix gewonnen.»
Horner glaubt: es mangelt bei RBR an einem guten Motor, nicht am Chassis. «Um Rennen und Titel zu gewinnen, müssen wir bei der Antriebseinheit einen markanten Schritt nach vorne machen. Klar muss das Chassis auch besser werden, und wir arbeiten hart daran, aber wir müssen endlich die Lücke zu unseren Rivalen schliessen.»
Und das scheint mit Renault nicht zu klappen – die Franzosen haben seit dem Schritt in die neue Turbo-Ära geschwächelt, dies nach vier Titeln in Folge mit Red Bull Racing und Sebastian Vettel.
Horner weiter: «Renault hat sich der Reglementsänderung nicht schnell genug angepasst. Mercedes hat – sobald die Regeln klar waren – im Hinblick auf 2014 viel Geld und Arbeit investiert, da wurde in Sachen Simulation und Vorbereitung viel mehr getan. Renault hat diese Gelegenheit verpasst, daher sind sie noch immer am Aufholen. Dabei war Renault doch eigentlich der Grund, wieso wir jetzt überhaupt unter diesen Motorenregeln fahren. Sie haben sich für den Turbo stark gemacht und gedroht, andernfalls die Formel-1-Bühne zu verlassen. Ich schätze also, bei Renault gab es eine tiefe Überzeugung, dass man schliesslich Turbo-Spezialist sei, dabei wurde offenbar die Aufgabe unterschätzt. Sie arbeiten hart daran, den Rückstand zu verringern, aber sie liegen halt noch immer zurück.»