Lewis Hamilton (Mercedes): Wieso er 2015 so stark ist
Lewis Hamilton
Lewis Hamilton ist wunderbar auf Kurs zum dritten Formel-1-WM-Titel. Damit hätte er sein Idol Ayrton Senna nicht nur an Siegen eingeholt (Japan bedeutete den 41. GP-Triumph für Hamilton, gleich viele Erfolge wie der unvergessene Brasilianer), damit würde Hamilton auch an Titeln mit dem grossen Senna gleichziehen.
Hamilton führt in der WM mit 277 Punkten vor Nico Rosberg (229) und Sebastian Vettel (218). Er hat acht Mal gewinnen können und stand in vierzehn Rennen nur einmal nicht auf dem Podest, als er in Singapur aufgeben musste.
Zum Vergleich: Nach dem Japan-GP 2014 hatte Hamilton ebenfalls acht Siege auf dem Konto, aber nur zwölf Podestränge. Damals hiess die Reihe: Hamilton (266 Punkte) vor Rosberg (256) und Daniel Ricciardo (193).
In seiner üblichen Medienrunde mit britischen Kollegen nach einem Grand Prix spricht Lewis Hamilton darüber, wieso alles gegenwärtig in seinem Leben zu stimmen scheint, einschliesslich atemraubenden 12 Pole-Positions vor 15 Rennen (Nico Rosberg war in Spanien und Japan schneller, Vettel in Singapur).
Was auf den ersten Blick als Ablenkung verstanden werden könnte, hält Hamilton in der Balance: Model-Freundinnen in Monaco in der Box, mit Rihanna auf Barbados am Karneval, rasch ein Sprung zur Modewoche von New York, Werkeln an der eigenen Musik, das alles wäre für manch anderen Formel-1-Piloten etwas des Guten zu viel. Aber weil Hamilton die vielen Facetten des Lebens geniesst, kann er bei seinen Ausflügen die Batterien wieder voll tanken, um an den Grands Prix Vollgas zu geben.
Die Mercedes-Chefetage sieht das Jetset-Leben ihres Stars pragmatisch: So lange das keinen Einfluss auf seine Leistungen hat, wieso sollte der Arbeitgeber etwas dagegen haben?
Hamilton über die Ausgangslage: «Ich muss jedes Rennwochenende Leistung bringen, weil jeder Grand Prix für meine Gegner eine neue Chance ist, mich zu schlagen. Ich muss jedes Mal eine Erste-Sahne-Leistung zeigen. Und ich bin ein wenig selber überrascht, wie gut mir das derzeit gelingt.»
«Ich habe viel Spass ausserhalb des Sports, und wenn ich mich dann hinters Lenkrad setze, dann fahre ich besser denn je. Es ist nicht einfach, im Leben eine gewisse Balance zu haben, aber ich scheine sie derzeit gefunden zu haben. Das ist fabelhaft und könnte nicht besser sein. Ich habe Mega-Spass im Rennwagen und auch ausserhalb der Rennerei.»
Hamilton betont aber auch: Das schöne Leben hat seine Grenzen. «In Tokio habe ich eine Nachricht von Jenson und den anderen Jungs erhalten, ob ich mit ihnen ausgehen würde. Aber das habe ich nicht getan. Weil ich mich aufs Rennen konzentrieren wollte. Auch in Singapur haben einige den Feierabend genossen, aber ich bin zu Bett. Es gibt also schon Opfer, die ich bringe. Und gerade in Singapur waren so viele Freunde da, da hätte ich Party ohne Ende machen können. Wollte ich aber nicht, also bin ich früh zu Bett.»
«Wenn ich mich aber ausserhalb der Formel 1 entspannen kann, dann trägt das bei meiner Arbeit Früchte. Nur weil ich viel unternehme, heisst das ja nicht, dass ich die Zügel schleifen lasse beim Training oder bei meiner Arbeit. Ich habe jedenfalls trotz des ganzen Programms nie den Eindruck, dass ich eine gewisse Grenze überschreite.»