Nigel Mansell: «Wo bleibt die Kunst beim Überholen?»
Nigel Mansell gefällt die moderne Formel 1 nur mässig
Als Nigel Mansell für Ferrari fuhr, gaben ihm die Tifosi aufgrund seines Kampfgeistes und seines Muts den Spitznamen «Il Leone», der Löwe. Unter dem aktuellen Reglement könnte er solche Qualitäten nicht mehr voll ausspielen, ist der Brite sicher und geht mit der Königsklasse hart ins Gericht.
«Wir müssten die Regeln ändern, das sage ich seit Jahren», erklärt er in der «Gazzetta dello Sport». «Zu meiner Zeit hattest du Glück, wenn du drei Ingenieure hattest, jetzt sitzen in der Garage dreissig davon. Die Reifen waren breiter, aber wir sind trotzdem um die Kurven gerutscht, was es einem Fahrer ermöglicht hat, seinen Stil zu demonstrieren.»
Das gehöre nun leider alles der Vergangenheit an, bedauert der 62-Jährige. «Heute sind die Autos so einfach zu fahren, unter anderem deshalb, weil einem von der Boxenmauer alles gesagt wird, und die Fahrer können ihre Fähigkeiten gar nicht mehr zeigen. Wenn du aggressiv vorgehst, ruinierst du die Reifen und du musst langsamer fahren. Und Krücken wie der verstellbare Heckflügel DRS sind Irrsinn: Wo bleibt da das Können beim Überholen?»
Auch die grosse Bedeutung der Simulatoren ist Mansell ein Dorn im Auge. Der 31fache GP-Sieger führt Max Verstappen als Beispiel an. Der Niederländer sei zwar ein sehr guter Fahrer, meint Mansell, er habe aber nur mit Hilfe des Simulators so schnell in der Formel 1 Fuss fassen können. «Er hat ganz offensichtlich Talent, aber er ist das perfekte Beispiel dafür, wie sich Fahrer heute entwickeln», erklärt Mansell.
«Es ist erstaunlich, dass er auf einer Strecke so schnell ist, die er nie zuvor gesehen hat, aber das kommt dank des Simulators. Er muss das Auto gar nicht kennen, da sich die Ingenieure darum kümmern. Aufgrund der verbesserten Sicherheit muss er sich auch darum nicht kümmern. Sein Crash in Monaco wäre in der Vergangenheit sehr übel ausgegangen. Nach solchen Unfällen mussten viele andere Piloten ihre Karriere beenden.»