Brasilien-GP in Interlagos: Wie stark ist Ferrari?
Mercedes-Teamchef Toto Wolff fürchtet: Die Gegner rücken näher
Wozu Ferrari in Mexiko fähig gewesen wäre, haben wir nie erfahren: Kollision von Kimi Räikkönen mit Valtteri Bottas, viele Fahrfehler von Sebastian Vettel und schliesslich ebenfalls ein Crash – erstmals seit Australien 2006 kein Ferrari im Ziel und kein Ferrari in der Wertung!
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene sagt: «Mexiko bringt uns keinen Zentimeter von unserem Ziel ab – wir wollen mit Vettel noch WM-Rang 2 holen, und Kimi Räikkönen soll Bottas den vierten Platz abknöpfen.»
Ferrari konnte in Brasilien von 2006 bis 2008 drei Mal in Folge siegen – mit Felipe Massa, Kimi Räikkönen (der sich damit den WM-Titel 2007 sichert), dann erneut mit Massa, der im Herzschlagfinale trotz Sieges im WM-Duell mit Lewis Hamilton unterlag. Seither aber ist Ferrari in Interlagos ohne Sieg.
Intern bei Ferrari kursiert: Für das WM-Finale von Abu Dhabi rechnen sich die Italiener grössere Chancen auf als in Interlagos.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht das anders: «Natürlich stehen wir stets unter Druck unserer Rivalen. Ferrari erlebte in Mexiko ein schlechtes Wochenende, aber sie werden in Brasilien zweifelsohne eine Gefahr sein. Das Gleiche gilt für Williams, die beim letzten Rennen ein weiteres Podium erzielt haben. Brasilien ist ein Rennen, das oft für Überraschungen sorgt und immer gute Unterhaltung bietet», findet der Wiener.
Noch immer glauben die meisten Fachleute im Fahrerlager, dass Mercedes einen Vorsprung konserviert hat, was die Motorleistung angeht. Aber Niki Lauda, Aufsichtsrats-Chef des Weltmeister-Rennstalls, ist nicht dieser Ansicht. Bei den Kollegen von Autosprint sagt die österreichische Rennlegende: «Wir mussten in diesem Jahr gewaltig zulegen, um besser zu bleiben als Ferrari. Mit ihrem Evo-Motor im Spätsommer haben sie in Sachen Motorleistung und Leistungseffizienz zu uns aufgeschlossen. Die 20 PS, die wir einst mehr hatten, die sind verschwunden. Aufgrund unserer Daten wissen wir genau – wir liegen da auf Augenhöhe.»
Der logische Schluss: Das Chassis von Mercedes muss besser sein. So wie das Sky-Formel-1-Experte Martin Brundle bei seinen Pistenspaziergängen entlang der GP-Rennstrecken oft beobachtet. Der Engländer sagt: «Es ist von freiem Auge ersichtlich, dass in der Regel zwei Chassis hervorstechen – jenes von Mercedes und jenes von Red Bull Racing.»
Niki Lauda bestätigt: «Ja, beim Chassis haben wir im Kampf mit Ferrari die Nase vorn. Aber es liegt in der Natur der Formel 1, dass ein Rennstall seinen Vorsprung nicht ewig halten kann. Wir wissen, dass die Gegner aufschliessen können. Wenn du schon sehr viel aus dem gegebenen Reglement herausgeholt hast, dann ist es schwierig, weiter grosse Fortschritte zu erzielen.»