Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Toto Wolff (Mercedes): Offen für Gespräch um V6-Turbo

Von Mathias Brunner
Toto Wolff In Mexiko mit Jean Todt

Toto Wolff In Mexiko mit Jean Todt

​Der Wiener Toto Wolff, Motorsportdirektor von Mercedes-Benz, signalisiert die Bereitschaft, in Sachen Motorkosten mit sich reden zu lassen: «Man darf das Wohl des Sports nicht vergessen.»

Die Ausgangslage ist sehr simpel: Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbands FIA, und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone wollen die horrenden Kosten für die gegenwärtigen Antriebseinheiten herunter bringen. Aus diesem Grund haben sie den Plan eines alternativen Motors für 2017 ins Spiel gebracht. Die Hersteller Mercedes, Renault, und Ferrari wollen bislang von niedrigeren Kosten nichts wissen, weil sie argumentieren – sie hätten schliesslich die ganze Entwicklungsarbeit finanziert. Die Betonung im letzten Satz liegt allerdings auf «bislang». Denn Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff deutet an, dass die Dinge im Wandel sind.

Der 43jährige Wiener sagte im Fahrerlager von Interlagos im Rahmen seiner üblichen Medienrunde: «Die Einführung eines Alternativmotors verwirrt mich noch immer. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es in der Formel 1 kaum möglich sein wird, zwei verschiedene Motorkonzepte leistungsmässig auf das gleiche Niveau zu führen. In anderen Kategorien klappt es ja auch nicht. Allein schon der ganze Ärger im GT-Sport. Mir kommt es vor, als würden wir uns in einer verfahrenen Situation befinden und nach einer Lösung suchen, dabei aber die Augen davor verschliessen, was in anderen Rennserien passiert.»

«Es gibt durchaus berechtigte Fragen, die gestellt werden müssen. Sind die Motorpreise niedrig genug, dass sie von den kleineren Rennställen noch verkraftet werden können? Das ist eine dieser berechtigten Fragen. Ist dieses Motorkonzept für die Formel 1 das richtige? Auch darüber kann man diskutieren. Aber letztlich drehen wir uns im Kreis. Wir wollen doch serienrelevant sein. Wir wollen doch in Sachen Hybridtechnik Vorreiter sein. Wir wollen doch in der Formel 1 Spitzentechnologie haben. Wir wollen doch mehr Hersteller anlocken. Das sind die Gründe, warum wir diesen Weg beschritten und dabei viel investiert haben.»

Und doch deutet Wolff an, dass die Tür von Mercedes nicht zugeworfen ist, im Gegenteil: «Wie überall läuft es auf einen Kompromiss hinaus. Wir sind keineswegs der Ansicht, dass man den Stand der Dinge einfrieren sollte. Wir müssen im Sinne des Sports entscheiden. Das ist ja einer der Gründe, warum wir uns einverstanden erklärt haben, auch 2016 Entwicklungen während der Saison zu erlauben, eigentlich war das so im Reglement für diese Motoren gar nicht vorgesehen. Das wird eine Menge Geld kosten, aber es ist die richtige Entscheidung, damit Renault und Honda Boden gutmachen können.»

«Brauchen wir eine Diskussion um die Motorpreise? Das Problem wird sein, die Interessen aller unter einen Hut zu bringen. Aber wir sind davon überzeugt, dass die Formel 1 eine wettbewerbsfähige Plattform sein soll, wir brauchen mehr Rennställe, die siegfähig sind, das macht das Ganze auch für uns selber attraktiver.»

«Gleichzeitig bin ich bei den ganzen Preisen, die da herumgeboten werden, schon ein wenig skeptisch. Das drängt den Verdacht auf, dass hier Politik gemacht wird. Ein Rennstall denkt vielleicht daran, auf diesem Wege die Dominanz von Mercedes brechen zu können. Dann haben wir Jean Todt, der kostengünstige Motoren will, was immer sein Plan dahinter ist. Dann haben wir Bernie, dem suspekt ist, dass die Hersteller bei der Lieferung von Motoren an unabhängige Teams eine gewisse Macht erlangen. Aber ist das wirklich so? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass hier eine Menge Leute die eigenen Ziele verfolgen.»

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