Force India: Dank Nico Hülkenberg 2016 zu WM-Rang 4?
Bob Fernley und Vijay Mallya
Force India exisiert seit der Saison 2008, der Rennstall aus Silverstone hat seine Wurzeln in jenem Team, das Eddie Jordan 1990 gründete und von 1991 bis 2005 Formel-1-Sport betrieb. Der clevere Teamchef – heute einer der Formel-1-Experten der BBC – konnte 1999 im Markenpokal den dritten Rang hinter Ferrari und McLaren-Mercedes erringen. Nachdem Eddie Jordan sein Team verkaufte, wurde 2006 daraus Midland, im Spätsommer 2006 Spyker und ab 2008 durch die Übernahme des indischen Industriellen Vijay Mallya schliesslich Force India.
2015 nun hat Force India das beste Teamergebnis eingefahren: Schon vor dem WM-Finale in Abu Dhabi hat Nico Hülkenberg dank seines sechsten Platzes den fünften Schlussrang von Force India in der Markenwertung betoniert – so weit vorne war das Team von Vijay Mallya noch nie: 2011, 2013 und 2014 wurde der Rennstall jeweils WM-Sechster.
Die Frage ist nun: Wie geht das weiter?
Durch die bessere Platzierung kommt 2016 mehr Geld in die Kasse, dazu arbeitet Teambesitzer Mallya am Deal mit Aston Martin (mehr dazu lesen Sie online).
Bob Fernley, der stellvertretende Teamchef von Force India, ist bester Dinge: «Wir scheinen einen echten Schritt nach vorne gemacht zu haben. Wir glauben – wir haben mit dem Mercedes-Motor den besten Antrieb der Branche. Von daher können wir 2016 nicht viel zulegen. Was das Chassis angeht, so glaube ich, wir sind unter den besten vier oder fünf Teams. Nun muss uns der nächste Schritt gelingen, und der bedeutet: Rang 4 in der Schlussrechnung.»
Sicherstellen sollen das die Punktegaranten Nico Hülkenberg und Sergio Pérez.
Fernley visiert dabei weniger Red Bull Racing an als vielmehr Williams: «Williams ist ein ähnlich finanziertes Team mit vergleichbaren Ressourcen. Vielleicht hat Williams etwas mehr Tiefgang, weil sie in den vergangenen Jahren viel in den Rennstall investieren konnten. Wir wollen ihnen näherrücken. In der zweiten Saisonhälfte 2015 konnten wir sie schon ein paar Mal in Atem halten.»
Für Fernley liegt der grösste Grund für die feinen Fortschritt von Force India «in der Tatsache, dass wir die aerodynamische Forschung in den Windkanal von Toyota nach Köln verlegt haben. Der Zeitpunkt für diesen Wechsel war optimal. Denn für die Saison 2017 kommen grosse Änderungen auf uns zu, und es wäre heute schlicht zu spät, erst jetzt nach Köln umzuziehen. Das würde die Forschung für 2016 und 2017 beeinträchtigen. Das Timing war perfekt. Und die Fortschritte mit dem B-Modell, das wir zur Mitte der Saison auf die Bahn bringen konnten, geben uns Recht.»
Rang 5 im Konstrukteurspokal der Formel 1 bereits sichergestellt zu haben, das verändert auch die Marschrichtung für das kommende GP-Wochenende in Abu Dhabi. Bob Fernley: «Wir erhalten dadurch etwas mehr Freiheiten. Wir können uns in den freien Trainings mehr Testarbeit leisten als zuvor. Sonst musst du ja primär darauf achten, dass du fürs Abschlusstraining und fürs Rennen gut aufgestellt bist. Was die WM angeht, spielt das auf dem Yas Marina Circuit nun aber keine Rolle mehr. Also können wir in den freien Trainings nach Herzenslust Neues ausprobieren.»
Und was gibt es Neues über den angestrebten Deal mit Aston Martin? Bob Fernley: «Wir haben unser Paket geschnürt und präsentiert, mehr können wir nicht machen. Nun liegt die Sache in den Händen der Aktionäre der beteiligten Firmen.»