Renault über Red Bull: Brücken wurden nie verbrannt
Cyril Abiteboulr mit Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner
Im Rahmen des Brasilien-GP hat Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko das Schreckensszenario aus der Welt geräumt, wonach die zwei Rennställe Red Bull Racing und Scuderia Toro Rosso aus der Formel 1 verschwinden könnten. «Beide Teams machen nächstes Jahr weiter. Über die exakte Motorenverteilung ist im Moment Stillschweigen vereinbart, also bitte ich um etwas Geduld.» Der frühere Le-Mans-Sieger aus Graz sieht 2016 als Übergangsjahr, ehe 2017 der Alternativ-Motor kommt. «FIA-Chef Jean Todt und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone haben uns zugesichert, dass dieser Motor kommt.»
Viele Formel-1-Experten gehen davon aus, dass Toro Rosso in der kommenden Saison mit einem 2015er Motor von Ferrari ausrücken wird. Aber was macht Red Bull Racing? Hier gibt es widersprüchliche Informationen. Honda-Rennchef Yasuhisa Arai hat in Interlagos erklärt, es sei inzwischen zu spät, RBR 2016 mit Motoren zu beliefern. Überdies sprach Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner in Brasilien von der «völlig absurden Summe von 30 Millionen Dollar für einen Honda-Motor». Gleichzeitig hat McLaren wiederholt klargemacht, dass man exklusiv weiter mit Honda arbeiten wolle.
Auf der anderen Seite hat mir Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone jedoch in Brasilien bestätigt, dass er noch immer für Red Bull mit Honda spreche. Der 85-Jährige glaubt, dass seine Abmachung mit den Japanern (ab 2016 mindestens zwei Teams mit Motoren auszurüsten) mehr Gewicht hat als ein McLaren-Veto.
Die meisten Experten glauben jedoch, dass Red Bull Racing mit Renault weitermacht. Also was sagt Renault dazu?
Cyril Abiteboul, Geschäftsleiter von Renault Sport F1: «Ich kann hier nichts bestätigen. Wenn die Firma Renault bereit ist, über ihre Pläne zu sprechen, dann wird sie das tun. Aber es war für mich immer klar, dass wir die Brücken zu Red Bull nie verbrennen wollten.»
«Natürlich wollen auch wir Änderungen zum Besseren, dabei gehen wir pragmatisch und opportunistisch vor. Wenn wir also weiter mit Red Bull arbeiten würden, dann haben wir dafür gute Gründe, oder sagen wir eine Mischung aus guten Gründen. Ich bin sowieso einer, der die Menschen dazu ermuntert, nach vorne zu blicken und nicht zurück.»
«Es ist kein Geheimnis, dass wir aufholen müssen. Und es liegt in der Natur der Dinge, dass du das besser mit zwei Rennställen machen kannst also mit einem. Du kannst einfach mit zwei Teams mehr Kilometer abspulen, mehr Daten sammeln, das wirkt sich positiv auf deine Lernkurve aus.»
Ohne dass Abiteboul das sagt: Diese beiden Rennställe wären das neue Werksteam (also das heutige Lotus, der Rennstall aus Enstone) sowie Red Bull Racing.
Aber wie passt das mit den Aussagen von Ecclestone über Honda zusammen? Abiteboul zuckt mit dem Schultern: «Ich kenne nur den Inhalt unserer Gespräche, ich weiss nicht, was die anderen untereinander besprechen. Ich finde einfach, wir könnten davon profitieren, weiter mit Red Bull zu arbeiten. Aber sollte das nicht möglich sein, dann ist es auch kein Drama. Grundsätzlich jedoch achte ich nicht auf Gerüchte wie um Honda. Es gibt viel zu viel Hörensagen und Gerede in der Formel 1, darauf darf man nicht zu viel geben.»