Abu Dhabi-GP: Nico Rosberg darf erneut feiern!
Nico Rosberg sicherte sich den sechsten Saisonsieg und seinem Team die Rekorde: 703 WM-Punkte, 12 Doppel-Siege und 32 Podestplätze
Für Lewis Hamilton begannen die Probleme schon vor dem 19. und letzten WM-Lauf des Jahres. Der Formel-1-Champion beklagte sich schon auf dem Weg zur Startaufstellung über Bremsprobleme. Wie die meisten Formel-1-Stars startete der Mercedes-Pilot auf gebrauchten Reifen der extra-weichen Reifenmischung.
Max Verstappen, Jenson Button, Pastor Maldonado und Fernando Alonso waren mit frischen Sätzen der weicheren Reifenmischung unterwegs, Ferrari-Star Sebastian Vettel, Marcus Ericsson, der strafversetzte Lotus-Pilot Romain Grosjean (Getriebewechsel) und das Manor-Duo Will Stevens und Roberto Merhi (Start aus der Boxengasse) setzten für den Start auf neue weiche Reifen.
Rosberg legte einen guten Start hin und führte das Feld in der ersten Kurve klar vor seinem Teamkollegen Hamilton, Kimi Räikkönen und Sergio Pérez an. Hinter dem Force India-Piloten reihte sich Nico Hülkenberg ein, der gleich beim Start zwei Positionen gewinnen konnte. Daniel Ricciardo, Carlos Sainz, Felipe Massa, Daniil Kvyat und Valtteri Bottas komplettierten die Top-Ten.
Hinter den schnellsten Zehn sorgten Verstappen und Vettel für Unterhaltung. «Ich glaube, Vettel ist in Verstappens Heck gefahren», kommentierte Ex-GP-Pilot und Sky Sports F1-Experte Martin Brundle aufgeregt, und freute sich: «Vettel konnte sich schon stark verbessern, bereits in der neunten Kurve ist er auf dem zwölften Platz unterwegs.»
Frühes Aus von Pastor Maldonado
Hinter Vettel waren Button, Felipe Nasr, Romain Grosjean, Marcus Ericsson, Will Stevens und Roberto Merhi unterwegs. Für Maldonado war das Rennen hingegen schon gelaufen, der Lotus-Fahrer war in der ersten an McLaren-Pilot Alonso geraten. Der Crash endete für den Venezolaner mit dem Aus und für den Spanier mit einem Besuch an der Box.
Die Wiederholung der TV-Bilder zeigte, dass Alonso erst mit Sauber-Pilot Felipe Nasr aneinander geraten und dann in den hilflosen Maldonado gekracht war. Die Rennkommissare kündigten denn auch an, den Vorfall genauer unter die Lupe zu nehmen. Und sie kamen zum Schluss, dass der zweifache Champion der Unfallverursacher war, wofür sie ihn zur Strafe einmal durch die Boxengasse schickten.
Alonso musste sich eine neue Fahrzeugnase holen und fiel dadurch ans Ende des Feldes zurück, in Runde 9 absolvierte er seine Strafe. Mittlerweile hatte sich Williams-Talent Bottas an Kvyat vorbei gearbeitet. Der junge Russe bog denn auch als Erster an die Box ab, um frische Reifen zu holen. Der grösste Teil des Feldes folgte ein, zwei Runden später seinem Beispiel.
Crash zwischen Valtteri Bottas und Jenson Button
Die Strafe von Alonso geriet gleich in den Hintergrund, denn in der Boxengasse krachte es zwischen Valtteri Bottas und Jenson Button. Beide zogen sich dabei einige Schäden am Auto zu. Doch während Bottas, der auf Position 4 an die Box abgebogen war und von seinem Team im falschen Moment von der Leine gelassen wurde, noch einmal zurück zur Box musste, um einen neuen Frontflügel zu holen, konnte Button weiterfahren.
«Offenbar besteht nur ein kleiner Schaden an der Heckflügel-Endplatte von Button, deshalb holen sie ihn nicht an die Box zurück», analysierte Brundle. Die Rennkommissare schauten sich auch diesen Vorfall genauer an und brummten Bottas eine 5-Sekunden-Zeitstrafe auf, weil sein Team gepatzt hatte.
Leader Rosberg bog in der elften Runde zur Box ab, und überliess damit seinem Teamkollegen Hamilton die Führung. Der Champion musste jedoch eine Runde selbst zum Reifenwechsel antreten, was ihn hinter Vettel zurückwarf. Der Heppenheimer, der auf der härteren Mischung losgefahren war, hatte sich dank eines Boxenstopp-Verzichts bis an dieSpitze vorgearbeitet.
Sebastian Vettel erst in Runde 24 an der Box
Auch Grosjean, der das Rennen nach einem ausserplanmässigen Getriebewechsel vom 18. Startplatz hatte in Angriff nehmen müssen, verzichtete wie Vettel, Ericsson und Stevens auf einen frühen Reifenwechsel und fand sich auf Position 6 wieder. Während sich Grosjean trotz alter Reifen gegen die Angriffe von Pérez zur Wehr setzen konnte, musste Ericsson seine neunte Position an Massa abgeben, bevor er von Sainz überholt wurde.
Als auch noch Verstappen an seinem Sauber-Heck auftauchte, beschloss der Schwede in Runde 16 schliesslich, an die Box zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt führte Rosberg das Rennen vor Hamilton, Vettel, Räikkönen, Pérez, Grosjean, Ricciardo, Hülkenberg, Massa und Kvyat an.
Erst in Runde 24 bog auch Vettel zum ersten Mal an die Box ab. Der Ferrari-Star erklärte über Boxenfunk sogar, dass er noch eine Runde mehr aus den Reifen quetschen könne, doch das Team aus Maranello wollte kein Risiko eingehen. Der Heppenheimer fiel durch den Reifenwechsel auf den sechsten Platz hinter Ricciardo zurück.
Fernando Alonso will aufgeben
Kurz darauf holte auch Vettels Landsmann Hülkenberg neue Reifen, und fiel vom achten auf den 13. Platz zurück. «Er ist wohl auf einer 3-Stopp-Strategie unterwegs», kommentierte Brundle trocken. Der Force India-Pilot startete daraufhin gleich seine Aufholjagd und arbeitete sich an Nasr vorbei auf den elften Rang. Eine Position gewann er durch den Boxenstopp von Kvyat, der gleich hinter dem Blondschopf wieder auf die Strecke zurückkam.
Auch Ricciardo und Massa bogen erneut an die Box ab, was Vettel die fünfte Position bescherte. Als auch Pérez frische Reifen holte, gab der Ferrari-Star erneut richtig Gas und sicherte sich den vierten Platz hinter Leader Rosberg, dessen Mercedes-Nebenmann Lewis Hamilton und seinen Teamkollegen Räikkönen.
Derweil sorgte Alonso für Aufregung. Der stolze Asturier, der mit der aktuellen McLaren-Honda-Schwäche nicht wirklich gut umgehen kann, funkte an die Boxenmauer: «Wenn wir kein Safety-Car haben, werde ich das Auto an der Box abstellen.» Einige Experten im Fahrerlager fragten sich: Liegt das am Schaden, der beim Start-Crash mit Maldonado entstanden ist?
Kimi Räikkönen: Schützenhilfe von Fernando Alonso
Während Hamilton die Lücke zu seinem Teamkollegen immer weiter schliessen konnte, weil die Vorderräder am Mercedes seines Teamkollegen zu Körnen begonnen hatten, quetschte Vettel eine schnellste Runde aus seinem roten Renner. Sein direkter Widersacher Pérez konterte umgehend. Lange durfte sich der 25-Jährige aus Guadalajara nicht darüber freuen, denn sobald Rosberg zum zweiten Stopp an die Box abgebogen war, sah Hamilton seine Chance und trat aufs Gaspedal.
Der dreifache Weltmeister sicherte sich damit nicht nur die schnellste Rennrunde, sondern auch die Führung vor seinem Teamkollegen Rosberg, der sich einen frischen Satz der weichen Reifenmischung aufziehen liess. Keinen guten Boxenstopp erlebte Räikkönen, der wegen eines Problems mit einem Schlagschrauber länger als erwartet an der Box stehen bleiben musste und dadurch hinter seinen Teamkollegen Vettel zurückfiel.
Der schnelle Finne gab daraufhin richtig Gas und klebte bald darauf am Heck seines Teamkollegen. Schützenhilfe bekam der Iceman dabei von Alonso, der Vettel beim Überrunden das Leben schwer machte. «Er muss mich wirklich hassen, ich weiss nicht, was mit dem falsch läuft», schimpfte Vettel in seinen Funk. «Ich verliere eine ganze Sekunde deswegen.»
Letzter Boxenstopp von Sebastian Vettel
Am Ende musste sich Räikkönen nicht einmal gross anstrengen, um am früheren Dauersieger vorbeizukommen, denn er wurde über Boxenfunk benachrichtigt: «Wir haben Vettel Bescheid gesagt, ihr werdet die Positionen tauschen.» So geschah es dann auch, sodass der Finne bald hinter Hamilton und Rosberg und vor seinem Teamkollegen Vettel unterwegs war.
Vettel, der noch einmal an die Box musste, weil er die extra-weiche Mischung noch nicht eingesetzt hatte, wurde von Pérez unter Druck gesetzt, bis er in der 40. Runde schliesslich frische Reifen holte. Zuvor beruhigte die Force India-Führung den Südländer: «Vettel muss noch einmal stoppen, er hat die weichere Mischung noch nicht eingesetzt.»
Vettels Stopp lief Reibungslos, er musste nur 2,4 Sekunden an der Box warten und büsste entsprechend wenige Positionen ein: Er kam hinter Ricciardo auf der siebten Position wieder auf die Strecke. Auch Hamilton steuerte zwei Runden später die Box an, nachdem er seinem Team zuvor erklärt hatte, dass seine Hinterreifen langsam durch seien.
Sechster Saisonsieg von Nico Rosberg!
Dies spiegelte sich auch auf der Zeitenliste wider: Hamilton war vor seinem Stopp mehr als eine Sekunde langsamer als Rosberg und Räikkönen hinter ihm unterwegs. Nach seinem Stopp kam Hamilton wie erwartet hinter Pole-Setter Rosberg auf die Strecke. Zehn Runden vor dem Ende komplettierten hinter dem Mercedes-Duo Räikkönen, Vettel, Pérez, Ricciardo, Hülkenberg, Kvyat, Massa und Sainz die Top-Ten.
Für Unterhaltung sorgten in der Folge Toro Rosso-Neuling Verstappen und McLaren-Altmeister Button, die sich um den zwölften Platz stritten. Button verteidigte sich konsequent und drängte den Teenager von der Piste, als dieser aussen überholen wollte. Verstappen liess sich davon nicht beirren und kam vor dem Briten wieder auf die Strecke.
Button beschwerte sich umgehend über Boxenfunk: «Er hat mich neben der Strecke überholt.» Auch Verstappen war empört. Er schimpfte: «Er hat mich von der Piste gedrängt.» Wieder waren die Rennkommissare gefragt, und sie gaben Button recht. Verstappen bekam eine 5-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt, weil er sich durch das Verlassen der Piste einen Vorteil verschafft hatte.
«Diese Strafe wird ihn nicht schmerzen, er ist schon acht Sekunden vor Button und zieht schnell weg», erklärte Brundle. Auch Vettel hatte nichts von seinem Hintermann Pérez zu befürchten. Der Ferrari-Pilot hatte seinen Vorsprung auf den Viertplatzierten vier Runden vor Schluss auf über 25 Sekunden ausgebaut.
Am Ende durfte sich Nico Rosberg über seinen sechsten Saisonsieg freuen. Zum 14. Mal in seiner GP-Karriere durfte der Deutsche damit auf das oberste Podesttreppchen steigen. Es ist Rosbergs erster Sieg in Abu Dhabi und sein erster Triumph im letzten Formel-1-Lauf des Jahres.
Hamilton, Räikkönen, Vettel und Pérez komplettierten die Top-5. Für Spannung in den letzten Runden sorgte Grosjean, der erst Sainz, dann Kvyat überholte und sich damit hinter Ricciardo, Hülkenberg und Massa den neunten Platz sicherte. Kvyat, Sainz, Verstappen, Button, Bottas, Ericsson, Nasr, Alonso, Stevens und Merhi kamen auf den weiteren Rängen ins Ziel.
Ganz zum Schluss gab es noch eine Strafe: Die Rennkommissare kündigten am Ende noch eine Untersuchung von Verstappen an, der zu langsam Platz für die Überrundenden gemacht und die blauen Flaggen zu lange ignoriert hatte. Dafür gab es eine Durchfahrtstrafe, die in eine 20-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt wurde. Verstappen fiel dadurch auf den 16. Platz zurück.