Jenson Button: «Wer kennt Lewis Hamilton wirklich?»
Lewis Hamilton vor dem Brasilien-GP
Vor kurzem hat Martin Brundle, der frühere Formel-1-Pilot und heutige GP-Experte unserer Kollegen der britischen Sky, festgehalten: «Sportpsychologen fänden es gewiss interessant, wie sich Hamilton bei der Fahrerparade von den anderen Piloten abkapselt. Das ist seltsam, denn ich kenne Lewis seit Jahren als wohlüberlegten, unterhaltsamen und gewinnenden Menschen, also verstehe ich dieses ganze Einsamer-Wolf-Gehabe nicht. Ich bin auch der Überzeugung, dass der Bub aus Stevenage der schnellere Fahrer ist als der Rapper aus L.A.»
Tatsächlich stand auf dem Fahrerlastwagen bei der Parade in Interlagos vor wenigen Wochen Lewis ganz vorne, seine Kollegen alle hinten. Die gleiche Situation dann beim WM-Finale von Abu Dhabi, da stellte sich Hamilton sogar als einziger auf eine erhöhte Plattform über der Anhängerkupplung oder sass für sich auf dem Geländer. Hinten das Bild wie immer: Grüppchenbildung unter den Piloten, viele Getratsche und wohlwollendes Sprücheklopfen.
Auch Lewis Hamiltons früherer McLaren-Stallgefährte Jenson Button wundert sich: «Was den Mensch Lewis Hamilton angeht, so könnte ich nicht behaupten, dass ich ihn gut kenne. Um genau zu sein, gibt es wohl keinen Piloten, der Lewis gut kennt. Er kommt bei uns sehr ins sich gekehrt rüber. Gleichzeitig – wenn wir denn einmal reden, dann ist er sehr nett, sehr freundlich, und so sollte es ja eigentlich auch sein, immerhin machen wir den gleichen Job auf der Höhe eines Berufs, den wir alle so lieben.»
In Monza war Hamilton auf andere Fahrer angesprochen worden, da sagte der inzwischen dreifache Champion: «Ich habe enormen Respekt für die anderen Fahrer, aber ich bin hier, um einen Job zu erledigen. Ich bin nicht hier für Spielchen. Ich komme nicht zum Rennort, um Konversation zu betreiben. Ich bin hier, um Rennen und ultimativ den Titel zu gewinnen.»
Auch wenn Button es schade findet, dass Hamilton den einsamen Wolf gibt, so bewundert er doch Lewis’ «fast makellose Saison. Er war so gut wie unantastbar. Gut, er sass im besten Auto, aber seine Konstanz war wirklich eindrucksvoll und voller Selbstbewusstsein.»
«Als wir gemeinsam bei McLaren fuhren, da war er schon atemraubend schnell. Aber in vielerlei Hinsicht war ich der mental Stärkere, also konnte ich ihn schlagen. Es war interessant, von 2010 bis 2012 neben ihm zu fahren und zu sehen, wie er sich entwickelt. Es ist auch interessant zu sehen, wie er sich seither verändert hat.»