Motoren 2015: Mercedes top, Honda und Renault Flop
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Carmen Ammermüller aus München wissen: «Ihr habt im Verlaufe der Saison 2015 ein paar Mal Artikel darüber gemacht, wer welche Kompenenten der Antriebseinheiten verbraucht hat. Kann man abschliessend nun bilanzieren, wer brilliert und wer versagt hat?»
Die Ausgangslage war: Pro Saison und Fahrer sind in der Formel 1 2015 nur noch vier Antriebseinheiten erlaubt. Wer mehr Antriebseinheiten oder Einzelelemente benötigt, wird bestraft. Grosser Unterschied zu 2014: Wer als Beispiel zehn Ränge zurück muss, im Training aber sowieso nur 18. war, dessen Strafe wird nicht auf den folgenden Grand Prix übertragen. Der Fahrer rückte um zwei Ränge an den Schluss des Feldes (wir hatten ja lediglich 20 Autos), der Rest der Strafe musste im Rennen als Zeitstrafe abgesessen werden.
Das Reglement führte zu grotesken Strafen: In den McLaren-Honda von Fernando Alonso und Jenson Button wurden in Spa-Francorchamps so viele Teile der Honda-Motoren gewechselt, dass die FIA-Kommissare eine Rückversetzung um insgesamt 105 Ränge verhängten. Das würde gemäss Startplatzabstand mehr als 800 Meter entsprechen. Natürlich wurde im Fahrerlager gespottet. «Die McLaren starten ungefähr von Brüssel aus», witzelte einer. Auch Fernando Alonso blieb nur noch Galgenhumor: «Das dürfte Formel-1-Rekord sein – wir sollten einen Kuchen backen lassen.»
Scherz beiseite: Der Turbo-Motor von Mercedes war auch 2015 Klassenbester. Als einziger Motorhersteller schafften es die Deutschen, mit dem in Brixworth (England) gebauten 1,6-Liter-V6-Turbo ohne Strafen über die komplette Saison zu kommen. Die Tabelle unten belegt, dass einige Mercedes-Fahrer sogar mit weniger als den erlaubten vier Elementen auskamen!
Wegen kapitaler Schäden gab es bei Mercedes-Benz nur zwei Mal Aufregung: Nico Hülkenberg in China und Nico Rosberg in Monza rollten mit Motordefekten aus.
Nur Ferrari konnte einigermassen mithalten – in Sachen Speed und auch punkto Standfestigkeit. Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen brauchten einen Motor mehr als die Konkurrenz von Mercedes.
Davon konnten die Piloten von Renault (Red Bull Racing und Toro Rosso) und Honda (McLaren) nur träumen. Die Bilanz von Renault und Honda ist ähnlich blamabel. Da war es auch kein Trost mehr, dass die Japaner als Ausnahmeregelung (die erste Saison nach ihrer Rückkehr) nicht vier, sondern fünf Einheiten zugestanden erhielten.
Die Mercedes-Motoren hielten im Schnitt doppelt so lange wie die Aggregate von Renault. Vom Leistungsmanko ganz zu schweigen.
Am meisten Motoren erhielten die Honda-Fahrer, weil die japanischen Techniker immer wieder Neues ausprobierten und teilweise pro Wochenende vier Motorwechsel vollführten. Sie nutzten dabei eine Lücke im Reglement: Mehr als an den Schluss des Feldes konnte ein Fahrer nicht rücken. Die Anzahl Strafplätze war nur für Statistiker relevant.
Zur Erinnerung: Die Antriebseinheit wird reglementarisch in sechs Elemente aufgeteilt:
– V6-Verbrennungsmotor??????
– Turbolader?
– MGU-K (steht für «motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)??
– MGU-H (steht für «motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)
– Batterie-Paket
– Kontroll-Elektronik für jedes einzelne dieser Elemente
Und hier die Statistik gemäss der FIA:
Verbrennungsmotor – Turbolader – MGU-K – MGU-H – Batterie – Elektronik?
Lewis Hamilton (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Nico Rosberg (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Daniel Ricciardo (Renault): 8 – 6 – 6 – 6 – 5 – 5
Daniil Kvyat (Renault): 8 – 7 – 5 – 5 – 4 – 4
Felipe Massa (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Valtteri Bottas (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Sebastian Vettel (Ferrari): 5 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Kimi Räikkönen (Ferrari): 6 – 5 – 5 – 4 – 5 – 5
Fernando Alonso/Kevin Magnussen (Honda): 12 – 11 – 11 – 8 – 5 – 7
Jenson Button (Honda): 11 – 12 – 12 – 10 – 4 – 6
Nico Hülkenberg (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Sergio Pérez (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Max Verstappen (Renault): 8 – 5 – 4 – 5 – 4 – 4
Carlos Sainz (Renault): 7 – 5 – 6 – 5 – 4 – 4
Romain Grosjean (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 4
Pastor Maldonado (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Will Stevens (Ferrari): 5 – 5 – 5 – 4 – 4 – 4
Roberto Merhi (Ferrari): 5 – 5 – 5 – 4 – 4 – 4
Marcus Ericsson (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Felipe Nasr (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4