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Christian Horner: Januar kritisch für die Formel 1

Von Mathias Brunner
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone

​Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner ist linientreu mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone: «Neue Autos und ein neuer Motor, das sollte alles zusammen 2017 kommen.»

Die Festtage haben die Probleme in der Formel 1 für kurze Zeit vergessen lassen, doch es ist zu befürchten: Es wird so weitergehen wie zuvor. Die Saison 2015 war vom Geschehen abseits der Rennstrecke fast mehr geprägt als von der Action auf den Rennstrecken. Der Franzose Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbands FIA und der Engländer Bernie Ecclestone, Baumeister der modernen Formel 1, wollen die Machtposition der Automobilhersteller brechen. Aus diesem Grund sind sie auf die Idee eines Alternativ-Motors für 2017 gekommen. Die Autohersteller wiederum wehren sich gegen die Einführung eines solchen Triebwerks. Ferrari will notfalls von seinem Vetorecht Gebrauch machen.

FIA-Chef Todt ist ein Dorn im Auge, dass die Hersteller im Grunde darüber entscheiden, wer Antriebseinheiten zu welchem Preis erhält. Ecclestone stösst sauer auf, dass sich die Formel 1 im Schwitzkasten der Hersteller befindet – Mercedes dominiert das sportliche Geschehen, das ist nicht gut für den Sport, und Ferrari würgte Reglementsänderungen mit ihrem Vetorecht ab, das ist schlecht für dringend notwendige Änderungen. Aber Todt und Ecclestone haben sich selber in diese Position manövriert.

Bernie Ecclestone goss vor Weihnachten bei der BBC tüchtig Benzin ins Feuer nach, als er – bewusst provokant – erklärte: «Im Grunde helfen wir einem Hersteller. Denn es macht nicht viel Unterschied, welchen Motor Ferrari baut. Das alles hilft Mercedes. Wir zerstören also die Formel 1, wenn Sie so wollen, wegen eines Herstellers; eines Herstellers, der den Sport sofort verlassen würde, so wie es die anderen zuvor auch getan haben, wenn es in ihr Konzept passte. BMW, Toyota, sie alle kommen und gehen, wie es ihnen beliebt. Wir versuchen hier, den Sport zu retten, und diese Leute versuchen, die eigenen Interessen zu schützen.»

Gegenmassnahmen sind ergriffen worden. Todt und Ecclestone erhielten im Dezember vom so genannten Motorsport-Weltrat den Auftrag, Schritte in die Wege zu leiten, den Sport wieder gesunden zu lassen. Angeblich soll sich Ferrari gegen dieses Mandat ausgeprochen haben. Denn dieses Mandat hebelt das umstrittene Vetorecht von Ferrari aus.

Ecclestone war wenig beeindruckt: «Wir können einfach ignorieren, was Ferrari gesagt hat und weitermachen. Wir könnten auch sagen: „Ihr habt eine Wahl – ihr könnt gehen oder ihr könnt vor ein Schiedsgericht ziehen.“ Ich glaube, wir würden vor einem Schiedsgericht leicht Recht erhalten.»

Der 85jährige Ecclestone ist wild entschlossen, etwas gegen die sinkenden Zuschauerzahlen zu unternehmen – auf die Gefahr hin, Entscheidungen zu treffen, welche einigen Rennstall-Chefs quer im Halse stecken bleiben: «Es gibt alle möglichen Dinge, welche wir tun können und welche wir tun sollten, um die Formel 1 wieder dorthin zu bringen, wo sie sein sollte. Letztlich sind wir im Show-Geschäft. Wir sind hier, um die Menschen zu unterhalten. Wir sind nicht hier, um Mercedes zu gestatten, ihre Autos in die Auslage zu stellen und mehr Serienfahrzeuge zu verkaufen. Das gilt auch für Ferrari.»

Ganz auf der Wellenlänge von Ecclestone ist Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner. Der Engländer argumentiert: «Die Kosten sind zu hoch. Und der Zugang zu wettbewerbsfähigen Motoren ist ein grosses Problem. Der erste Vorschlag von Ecclestone in Sachen Alternativmotor ist im Rahmen der Formel-1-Kommission abgelehnt worden. Als Kompromiss haben die Motorhersteller eingewilligt, bis 15. Januar Lösungen vorzulegen, wie die grössten Probleme beseitigt werden sollen.»

Um genau zu sein, will Jean Todt von den vier Werken in Form konkreter Vorschläge hören, wie sie folgende Probleme aus der Welt schaffen wollen: Zugang für alle Rennställe zu Motoren, Notwendigkeit für günstigere Antriebseinheiten, Vereinfachung der technischen Spezifikation, attraktiveres Motorgeräusch.

Die FIA betont: Sollten die Motorhersteller bis zum 15. Januar nicht mit brauchbaren Vorschlägen zu diesen Punkten aufwarten, so behält es sich der Weltverband vor, den Alternativ-Motor erneut ins Spiel zu bringen.

Horner stellt fest: «Niemand zweifelt daran, das wir bei den Motoren Spitzentechnik haben. Aber die Antriebseinheiten sind sehr teuer, und ich kann nicht behaupten, dass wir einen guten Job machen, den Fans zu vermitteln, welch fabelhafte Motoren das sind. Und das führt zur grundlegenden Frage – was soll die Formel 1 sein?»

«Keiner sollte vergessen, dass wir diesen Sport nicht zum Entzücken von Ingenieuren machen, sondern für die Fans. Ohne Zuschauer, die Eintrittskarten kaufen und den Fernseher einschalten, verlieren wir das Rückgrat dieses Sports. Ohne sie gibt es keine Formel 1. Wir müssen es wieder schaffen, die Fans für uns zu begeistern.»

«Was weiter passieren wird, das hängt nun ganz davon ab, welche Vorschläge am 15. Januar kommen. Das ist ein kritischer Moment. Wenn es nach mir ginge, sollten wir alles zusammen zur Saison 2017 hin einführen – die neuen Autos und auch den neuen Motor. Das kann für alle unabhängigen Rennställe nur positiv sein, nicht nur für Red Bull.»

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