Max Mosley: Wieso nicht zwei Motoren pro Saison?
Max Mosley predigte schon seit Jahren: «Die Kosten müssen runter. Sonst werden die kleineren Rennställe mittelfristig keine Chance mehr haben, ihre Einsätze finanzieren zu können.» Aber an der Einführung eines Kostendeckels pro Saison ist auch der clevere Rechtsanwalt gescheitert. Die Top-Teams sperren sich bis heute dagegen, sich vorschreiben zu lassen, wie viel Geld sie ausgeben dürfen.
Heute ist die Lage kritischer denn je. So kritisch, dass Mosley-Nachfolger Jean Todt und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone mit einem Billig-Turbo die Reissleine ziehen wollen. Die Kosten für die Motoren sind beim Schritt in die neue Turbo-Ära dramatisch gestiegen: Die Rennställe bezahlen heute (je nach Motorlieferant und Vertrag) zwischen 17 und 23 Millionen Euro Leasing-Gebühr im Jahr für die Hybrid-Antriebseinheiten vom Typ V6-Turbo mit Mehrfach-Energierückgewinnung. FIA-Chef Todt hat von den Werken gefordert, maximal 12 Millionen für ihre Motoren zu verlangen, die Motorhersteller lehnen das ab.
Der erste Vorschlag von Todt und Ecclestone in Sachen Alternativmotor ist im Rahmen der Formel-1-Kommission abgelehnt worden. Als Kompromiss haben die Motorhersteller eingewilligt, bis 15. Januar Lösungen vorzulegen, wie die grössten Probleme beseitigt werden sollen. Niemand weiss, was sie präsentieren werden.
Um genau zu sein, will Jean Todt von den vier Werken in Form konkreter Vorschläge hören, wie sie folgende Probleme aus der Welt schaffen wollen: Zugang für alle Rennställe zu Motoren, Notwendigkeit für günstigere Antriebseinheiten, Vereinfachung der technischen Spezifikation, attraktiveres Motorgeräusch.
Die FIA betont: Sollten die Motorhersteller bis zum 15. Januar nicht mit brauchbaren Vorschlägen zu diesen Punkten aufwarten, so behält es sich der Weltverband vor, den Alternativ-Motor erneut ins Spiel zu bringen.
Für Max Mosley liegt eine verhältnismässig einfache Lösung auf der Hand: «Wieso sagen wir nicht – es gibt pro Fahrer und Saison nur noch zwei Motoren?» stellt er bei den Kollegen von motorsport.com zur Diskussion. «Auf diese Weise würden wir die Kosten halbieren und das Motorangebot verdoppeln. Man müsste die heutigen Antriebseinheiten nur geringfügig ändern, um eine doppelte Laufdauer zu erreichen.»
«Natürlich würden die Techniker der Motorhersteller sofort sagen, das sei unmöglich und wäre eine Katastrophe. Aber in der Historie der Formel 1 sind solche Vorhersagen nie eingetroffen.»
Tatsächlich musste etwa das Hybrid-Aggregat des Sieger-Porsche von Le Mans im Juni 2015, technisch auf ähnlich hohem Niveau wie die Formel-1-Motoren, im Laufe von 24 Stunden mehr als 5380 Kilometer zurücklegen, das entspricht mehr als 18 GP-Distanzen! Wenn Porsche das kann, dann könnten es Honda, Mercedes-Benz, Ferrari und Renault auch.