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FIA-Präsident Jean Todt: «Kritik an Mercedes unfair»

Von Mathias Brunner
Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit dem FIA-Präsidenten Jean Todt

Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit dem FIA-Präsidenten Jean Todt

​Vor dem Hintergrund stabiler Regeln ist zu erwarten: Die Dominanz der Silberpfeile geht 2016 weiter. Kritik an Mercedes ist für FIA-Chef Jean Todt unangebracht.

Die Silberpfeile von Mercedes-Benz fliegen in der neuen Turbo-Ära der Formel 1 meist in eigenen Sphären, die Deutschen haben 32 von 38 Rennen der letzten zwei Jahre gewonnen, und Insider wie Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner glauben: Erst mit dem neuen Formel-1-Reglement ab 2017, wenn die Autos breiter und aggressiver und schneller werden, erst dann könnte die Vormacht von Mercedes gebrochen werden.

Der Engländer hält fest: «Alle wissen, dass das Reglement für 2016 so gut wie unverändert bleibt. Also ist es für mich logisch, dass Mercedes-Benz angesichts ihres grossen Vorsprungs die Vormachtstellung behält. Niemand zweifelt daran, dass sie im Winter weiter Fortschritte machen. Die Lücke zu Mercedes zu schliessen, das ist eine enorme Aufgabe. Ich bin nicht sicher, welche Quoten man bei den Buchmachern für 2016 erhält, aber ich halte die Erfolgsaussichten jetzt nicht für rosig, gegen Mercedes zu wetten.»

Horner weiss gleichzeitig: Erfolg in der Formel 1 ist in der Regel das Ergebnis davon, wenn herausragende Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum und mit einem gesundem Budget zusammenarbeiten können. Das war auch in seinem Rennstall Red Bull Racing so.

In der Formel 1 entstehen selten Zufallstitel, sondern oft Erfolgswellen – so wie vier Jahre lang bei Red Bull Racing (2010 bis 2013 vier Titel mit Sebastian Vettel), so wie die beiden Renault-Titel von Fernando Alonso (2005 und 2006), so wie die unerreichten fünf Titel hintereinander von Michael Schumacher und Ferrari (2000 bis 2004), wie die beiden Titel von Mika Häkkinen für McLaren-Mercedes zuvor und wie davor die Erfolgsserie von Williams (Damon Hill Weltmeister 1996, Jacques Villeneuve 1997) und zuvor von Benetton und Michael Schumacher, davor wiederum von Williams mit Nigel Mansell 1992 und Alain Prost 1993, als Nachfolger der grossen McLaren-Ära mit Ayrton Senna und Alain Prost. Die Serie liesse sich beliebig weiter in die Vergangenheit fortsetzen.

Gleichzeitig gilt: Seriensieger werden unsympathisch. Die Fans lieben nun mal Abwechslung. Vorwürfe werden laut, wonach die Dominanz von Mercedes-Benz schlecht für den Sport sei, und so mancher Kurzsichtige findet sogar, die Rennen früher seien viel interessanter gewesen. Etwa in der Ära Schumi.

Damit wir uns richtig verstehen: Unsere Hochachtung vor dem, was Michael Schumacher und seine Ferrari-Gefährten damals geschafft haben, ist riesig. Und ein siegreiches Ferrari ist für die Formel 1 von elementarer Bedeutung. Aber wieso sollen Schumis Seriensiege interessanter gewesen sein als nun die Triumphe von Mercedes?

Auch FIA-Präsident Jean Todt findet Kritik an Mercedes-Benz völlig verfehlt. Der französische Chef des internationalen Automobil-Weltverbands sagt gegenüber den Kollegen von Autosport: «Ich wäre der Erste, der es begrüssen würde, wenn wir in jedem Grand Prix einen anderen Sieger hätten. Aber das wird nie passieren. Dominanz eines Wettbewerbers ist fester Bestandteil der Sporthistorie, das geht weit über Rennsport hinaus – Fussball, Tennis, Leichtathletik, Rugby. Wenn es Siegesserien überall im Sport gibt, wieso sollte das im Motorsport anders sein? Ich akzeptiere konstruktive Kritik jederzeit, aber Dominanz mit Negativität zu begegnen, das finde ich unfair.»

«Ja, auch ich würde mir wünschen, dass mehr Rennställe um den Sieg kämpfen können. Wir arbeiten seit langem an Massnahmen, um besseren Sport zu erzielen. Aber ich sehe keinen Anlass, die Formel 1 wegen der Mercedes-Siege schlecht zu reden, oder dann bin ich einfach nicht verschlagen genug, um solches Vorgehen zu verstehen.»

Die wichtigsten Termine

Präsentationen/Roll-out
15. Februar: Roll-out Mercedes (Silverstone, unbestätigt)
17. Februar: Red Bull Racing (in London, Team-Farben)
21. Februar: Präsentation McLaren-Honda (Ort unklar)
21. Februar: Roll-out Ferrari (Circuit de Barcelona-Catalunya)
21. Februar: Roll-out HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Williams (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Manor (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Neuer Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)

Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)

Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert

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