Böses Gerücht: Auch neuer Honda-Motor ein Sorgenkind?
Muss sich Fernando Alonso schon wieder Sorgen machen?
Die Ausgangslage war ebenso anspruchsvoll wie lösbar: Pro Saison und Fahrer waren in der Formel 1 2015 nur noch vier Antriebseinheiten erlaubt. Wer mehr der 1,6-Liter-V6-Turbomotoren oder Einzelelemente davon benötigt, wird nach einem komplexen Schlüssel bestraft.
Das Reglement führte zu teilweise grotesken Strafen: Im Heck der McLaren-Honda von Fernando Alonso und Jenson Button wurde in Spa-Francorchamps so viel gewechselt, dass die FIA-Kommissare eine Rückversetzung um insgesamt 105 Ränge verhängten. Das würde gemäss Startplatzabstand mehr als 800 Meter entsprechen. Prompt wurde im Fahrerlager gespottet. «Die McLaren starten ungefähr von Brüssel aus», witzelte einer. Auch Fernando Alonso blieb nur noch Galgenhumor: «Das dürfte Formel-1-Rekord sein – wir sollten einen Kuchen backen.»
Scherz beiseite: Der Turbo-Motor von Mercedes-Benz war auch 2015 Klassenbester. Als einziger Motorhersteller schafften es die Deutschen, mit dem in Brixworth (England) gebauten V6-Turbo mit Mehrfach-Energierückgewinnung ohne Strafen über die komplette Saison zu kommen. Die Tabelle unten belegt, dass einige Mercedes-Fahrer sogar mit weniger als den erlaubten vier Elementen auskamen!
Wegen kapitaler Schäden gab es bei Mercedes-Benz nur zwei Mal Aufregung: Nico Hülkenberg in China und Nico Rosberg in Monza rollten mit Motordefekten aus.
Nur Ferrari konnte einigermassen mithalten – in Sachen Speed und auch punkto Standfestigkeit. Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen brauchten einen Motor mehr als die Konkurrenz von Mercedes.
Davon konnten die Piloten von Renault (Red Bull Racing und Toro Rosso) und Honda (McLaren) nur träumen. Die Bilanz von Renault und Honda ist ähnlich blamabel. Da war es auch kein Trost mehr, dass die Japaner als Ausnahmeregelung (die erste Saison nach ihrer Rückkehr in die Formel 1) nicht vier, sondern fünf Einheiten zugestanden erhielten. Auch das reichte nicht.
Hier die Übersicht mit der Erinnerung: Die Antriebseinheit wird reglementarisch in sechs Elemente aufgeteilt:
– V6-Verbrennungsmotor
– Turbolader
– MGU-K (steht für «motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)
– MGU-H (steht für «motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)
– Batterie-Paket
– Kontroll-Elektronik für jedes einzelne dieser Elemente
Die 2016er Statistik gemäss FIA:
Verbrennungsmotor – Turbolader – MGU-K – MGU-H – Batterie – Elektronik
Lewis Hamilton (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Nico Rosberg (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Daniel Ricciardo (Renault): 8 – 6 – 6 – 6 – 5 – 5
Daniil Kvyat (Renault): 8 – 7 – 5 – 5 – 4 – 4
Felipe Massa (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Valtteri Bottas (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Sebastian Vettel (Ferrari): 5 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Kimi Räikkönen (Ferrari): 6 – 5 – 5 – 4 – 5 – 5
Fernando Alonso/Kevin Magnussen (Honda): 12 – 11 – 11 – 8 – 5 – 7
Jenson Button (Honda): 11 – 12 – 12 – 10 – 4 – 6
Nico Hülkenberg (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Sergio Pérez (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Max Verstappen (Renault): 8 – 5 – 4 – 5 – 4 – 4
Carlos Sainz (Renault): 7 – 5 – 6 – 5 – 4 – 4
Romain Grosjean (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 4
Pastor Maldonado (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Will Stevens (Ferrari): 5 – 5 – 5 – 4 – 4 – 4
Roberto Merhi (Ferrari): 5 – 5 – 5 – 4 – 4 – 4
Marcus Ericsson (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Felipe Nasr (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Wir sehen: Die Mercedes-Motoren hielten im Schnitt doppelt so lange wie die Aggregate von Renault. Vom Leistungsmanko ganz zu schweigen.
Am meisten Motoren verbrauchten die Honda-Fahrer, weil die japanischen Techniker immer wieder Neues ausprobierten und teilweise pro Wochenende vier Motorwechsel vollführten. Sie nutzten dabei eine Lücke im Reglement: Mehr als an den Schluss des Feldes konnte ein Fahrer nicht rücken. Die Anzahl Strafplätze war nur für Statistiker relevant.
Grösste Problembereiche bei Honda: Zu wenig effiziente Energierückgewinnung, so dass Fernando Alonso und Jenson Button den kompletten elektrischen Schub nie lange genug nutzen konnten. Dazu falsch dimensionierte Turbolader. Honda versprach Abhilfe. Und auch die Konkurrenz lächelte durchaus nicht über die Japaner, sondern sieht die Firma eher als Riesen, der irgendwann erwacht.
Nun verbreitete die spanische Sportzeitung Marca, dass die Sorgen von Fernando Alonso und Jenson Button wohl weitergehen würden. Das Blatt behauptet, der Motor sei inzwischen kraftvoller geworden, laufe aber noch immer nicht standfest. Um genau zu sein, ginge der grössere Turbolader auf den Prüfständen ständig kaputt, weil es trotz niedrigerer Laderdrehzahl als 2015 (100.000 statt 120.000 Umdrehungen) zu Überhitzung komme.
Das lässt Honda nicht auf sich sitzen.
Ein Honda-Sprecher kontert: «Berichte über die Leistungsausbeute und Standfestigkeit unseres Motors sind haltlos und spekulativ. Wir möchten Fans und Fachleute bitten, sie entsprechend zu behandeln. Wir wissen, wo wir stehen, wenn wir die acht Wintertesttage in Barcelona hinter uns haben. Bis dann geben wir keine weiteren Informationen heraus. Wir freuen uns auf den Beginn der Arbeit auf der Rennstrecke.»
Die wichtigsten Termine
Präsentationen/Roll-out
19. Februar: Präsentation Ferrari (Internet, 14.00 Uhr)
19. Februar: Roll-out und Filmtag Williams (Silverstone, vom Team unbestätigt)
21. Februar: Präsentation McLaren-Honda (Internet)
21. Februar: Roll-out und Filmtag Ferrari (Circuit de Barcelona-Catalunya)
21. Februar: Roll-out und Filmtag HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya, 07.50 Uhr)
22. Februar: Präsentation Williams (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Manor (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Force India (Circuit de Barcelona-Catalunya, 08.30 Uhr)
29. Februar: Präsentation Toro Rosso (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Neuer Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)
Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)
Aufstellung 1. Barcelona-Test
Mercedes
Lewis Hamilton und Nico Rosberg (noch keine Aufteilung)
Ferrari
Montag 22. und Donnerstag 25.. Sebastian Vettel
Dienstag 23. und Mittwoch 24. Kimi Räikkönen
Williams
Montag und Dienstag Valtteri Bottas
Mittwoch und Donnerstag Felipe Massa
Red Bull Racing
Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat (noch keine Aufteilung)
Force India
Sergio Pérez und Nico Hülkenberg (noch keine Aufteilung)
Toro Rosso
Montag und Mittwoch: Carlos Sainz
Dienstag und Donnerstag: Max Verstappen
Sauber (mit 2015er Auto in neuer Lackierung)
Montag und Dienstag Marcus Ericsson
Mittwoch und Donnerstag Felipe Nasr
McLaren-Honda
Fernando Alonso und Jenson Button (noch keine Aufteilung)
Manor Racing
Pascal Wehrlein (zweiter Fahrer noch unbestätigt, Einsatzplan unklar)
Renault
Kevin Magnussen und Jolyon Plamer (noch keine Aufteilung)
Haas F1
Montag und Mittwoch Romain Grosjean
Dienstag und Donnerstag Esteban Gutiérrez
Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert