Finanz-Engpass bei Sauber: Die schlimmsten Monate
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr wurde bekannt: Force India, Lotus (heute wieder Werksrennstall von Renault) und Sauber stecken in argen finanziellen Schwierigkeiten. Hilfe kam dann von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone. Die Rede war von einer Vorauszahlung von insgesamt rund 30 Millionen Dollar jenes Preisgeldes, auf das die Rennställe Anrecht haben, das jedoch gestaffelt ausbezahlt wird.
«November, Dezember und Januar sind immer die schlimmsten Monate. Das produziert und designt man das Auto und investiert mehr als 40 Prozent seines Budgets, ohne Einnahmen von aussen», erklärte Lotus-Eigentümer Gérard Lopez die Probleme der klammen Teams im Winter, wenn die Preisgelder von Ecclestone noch nicht fliessen.
Damit die Reise nach Australien und damit der Start beim ersten Grand Prix des Jahres gesichert ist, griff Bernie Ecclestone ein. Nicht zum ersten Mal. Finanzhilfen dieser Art hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Meist bleibt das zwischen den Teams und Ecclestone vertraulich.
Monisha Kaltenborn hat der Tageszeitung Blick gegenüber bestätigt, dass ein Teil der Mitarbeiter den Februar-Lohn nicht erhalten haben, «und ich bedaure das ausserordentlich». Die Situation sei «angespannt. Wir haben jetzt die kostenintensivste Zeit. Und bei der Überweisung eines grossen Sponsoringbetrages aus dem Ausland hat es überweisungstechnische Probleme gegeben. Aber wir werden das in Kürze lösen», so die Teamchefin.
Sauber ist finanziell auch aus anderen Gründen unter Druck. Das Team musste vor knapp einem Jahr den Niederländer Giedo van der Garde abfinden, weil Monisha Kaltenborn lieber Felipe Nasr und Marcus Ericsson fahren lassen wollte. Der Niederländer ging in der Schweiz erfolgreich vor Gericht und wollte sogar in Australien das Material von Sauber beschlagnahmen lassen.
Monisha Kaltenborn ist davon überzeugt, dass sie das Richtige getan hat: Die Sponsoren des Brasilianers und des Schweden sollen das Überleben des Rennstalls gesichert haben.
Ein Gerichtsfall mit Adrian Sutil (der wie van der Garde für 2015 einen Vertrag hatte) läuft noch. Gemäss der Schweizer Handelszeitung zeigen Auszüge aus dem Betreibungsregister, dass eine Betreibungsforderung der Firma «América móvil» (des grössten Mobilfunkanbieters Lateinamerikas) in Höhe von 5,3 Millionen Schweizer Franken hängig ist. Carlos Slim Helú ist offenbar der Ansicht, dass Vertragsvereinbarungen im Rahmen der Verpflichtung von Esteban Gutiérrez nicht eingehalten wurden. Der Mexikaner wechselte für 2015 als Testfahrer zu Ferrari und gibt 2016 beim US-amerikanischen Haas-Rennstall ein GP-Comeback.
Oerlikon hat ein Sponsoring-Abkommen nicht verlängert. Auf dem Sauber sind grosse Flächen frei – auf anderen Rennwagen auch, nicht nur die Schweizer tun sich schwer, Geldgeber zu finden.
Es gibt auch gute Nachrichten. Unlängst wurde mit Edox (Uhren) ein weiterer Partner gefunden. Aus dem Sauber-Umfeld heisst es zudem, dass die Schweizer vor dem Abschluss mit einem Titelsponsor stünden.
Und der neue Sauber C35 hat beim zweiten Wintertest gezeigt: McLaren-Honda, Renault und Haas sind in Reichweite, Manor sollte man im Rückspiegel halten können.