Tanja Bauer (Sky): «Formel 1 – Spielwiese der Machos»
Die drei Sky-Damen: Federica Masolin aus Italien (links), Tanja Bauer aus Deutschland, Natalie Pinkham aus England
Tanja, am 20. März startet die Formel 1 mit dem Grossen Preis von Australien. Wie gross ist die Vorfreude?
Riesig! Für mich dauert die Winterpause immer viel zu lange. Mir fehlt unser tolles Team, und ich freue mich darauf, alle wiederzusehen. Ich kann es kaum erwarten, wieder mit meinem Job loszulegen, weil die Formel 1 meine grosse Leidenschaft ist. Ich moderiere 2016 nicht nur beim Qualifying, sondern auch zusätzlich sonntags von der Strecke, vor und nach dem Rennen, führe Interviews mit allen Beteiligten. Unser ganzes Team ist künftig vor Ort. Zehn grosse Formel-1-Fans. Das erleichtert und fördert die Zusammenarbeit, und das Ergebnis wird sich sicher sehen lassen können.
Wir haben dabei fast immer die Möglichkeit, die Kollegen von Sky Italien und Sky Grossbritannien in unser Programm einzubauen. Das gilt sowohl für meine Moderationskolleginnen Federica Masolin und Natalie Pinkham als auch für die Experten Jacques Villeneuve, Damon Hill, Johnny Herbert und Martin Brundle. Das macht es wahnsinnig spannend, weil jeder eine andere Art und einen anderen Blickwinkel hat, an Themen ranzugehen und Dinge zu bewerten. Technisch werden wir in der Lage sein, auf alle Bilder und Interviews der Kollegen aus Italien und Grossbritannien zuzugreifen. Italiens Nähe zu Ferrari und Vettel, Englands guter Draht zu den britischen Teams – am Ende profitiert der deutsche Zuschauer von dieser Zusammenarbeit.
Du gehst in dein 16. Jahr bei Sky. Woher stammt eigentlich die Leidenschaft für die Formel 1?
Von meinem Vater. Der ist als junger Mann Klubrennen gefahren und wollte Rennfahrer werden, was aber mein Grossvater nicht erlaubt hat. Doch seine Leidenschaft zum Motorsport und zur Formel 1 hat er nie aufgegeben, und die ist auf mich übergesprungen. Ich bin dann konsequent meinen Weg gegangen. Studium, Sportmoderation beim ORF, und 2001 bin ich bei Sky und der Formel 1 gelandet.
Wie schwer ist es für eine Frau, in der Macho-Welt Formel 1 akzeptiert zu werden?
Die Formel 1 ist mit Abstand die grösste Spielwiese für Machos. Männer glauben ja grundsätzlich, sie hätten das Autofahren erfunden und Frauen hätten nicht das Know-how, um mitreden zu können. Aber sobald man sich einen gewissen Respekt erarbeitet hat, wird man schnell akzeptiert. Natürlich fällt der eine oder andere Spruch, bevor die Kamera an ist, aber ich habe nie erlebt, dass sich jemand daneben benommen hat.
Apropos Macho: James Hunt, Gerhard Berger oder Flavio Briatore galten in der Vergangenheit als die grossen Frauenhelden. Gibt es den einen oder anderen würdigen Nachfolger?
Die Machos in der Formel 1 sterben langsam aber sicher aus. Leider. Die letzten grossen Frauenhelden sind meiner Meinung nach Jenson Button und Fernando Alonso.
Button und Alonso dürften in der neuen Saison Siegen hinterherfahren. Im Titelkampf wird es wohl erneut zum Krieg der Sterne zwischen den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg kommen. Oder mischt Sebastian Vettel im Ferrari mit?
Natürlich sind Hamilton und Rosberg die Titelfavoriten. Aber Vettel hat seinem Team einen unglaublichen Schub gegeben. Er war das erste Mal zu 100 Prozent in die Konstruktion des Autos involviert. Ich bin sicher, dass er und Ferrari näher an Mercedes herangekommen sind und 2016 mithalten können. Und wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich der Dritte, und der könnte 2016 Vettel heißen.
Der Titelkampf startet also am 20. März in Australien. Was haben Melbourne und der Albert-Park Besonderes zu bieten?
Es gibt mehrere Komponenten, die Melbourne speziell machen. Es herrscht eine Atmosphäre wie am ersten Schultag nach den Sommerferien. Alle kommen nach langer Zeit wieder zusammen, jeder erzählt, was er die letzten Monate erlebt hat, alle freuen sich auf das Wiedersehen. Der Albert-Park selbst ist ein wunderschöner Kurs. Und entlang der Strecke grillen die Fans, machen Picknick, es riecht nach Barbecue und Benzin, einfach ein wunderschöner Start in die neue Saison.
Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin)
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
Das Formel-1-Startfeld 2016
Team: Mercedes AMG Petronas Formula One Team (D)
Fahrzeug: Mercedes F1 W07 Hybrid
Motor: Mercedes-Benz PU106C Hybrid
Fahrer: 6 Nico Rosberg (D)
44 Lewis Hamilton (GB)
Scuderia Ferrari (I)
Ferrari SF16-H
Ferrari 059/5
5 Sebastian Vettel (D)
7 Kimi Räikkönen (FIN)
Williams Martini Racing (GB)
Williams FW38
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
19 Felipe Massa (BR)
77 Valtteri Bottas (FIN)
Red Bull Racing (A)
Red Bull Racing RB12
TAG Heuer (umbenannter Renault-Motor)
3 Daniel Ricciardo (AUS)
26 Daniil Kvyat (RU)
Sahara Force India Formula One Team (IND)
Force India VJM09
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
11 Sergio Pérez (MEX)
27 Nico Hülkenberg (D)
Renault Sport Formula One Team (F)
Renault RS16
Renault RE16
20 Kevin Magnussen (DK)
30 Jolyon Palmer (GB)
Scuderia Toro Rosso (I)
Toro Rosso STR11
Ferrari 059/4
33 Max Verstappen (NL)
55 Carlos Sainz (E)
Sauber F1 Team (CH)
Sauber C35
Ferrari 059/5
9 Marcus Ericsson (S)
12 Felipe Nasr (BR)
McLaren Honda (GB)
McLaren MP4-31
Honda RA616H
14 Fernando Alonso (E)
22 Jenson Button (GB)
Manor Racing (GB)
Manor MRT05
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
88 Rio Haryanto (RI)
94 Pascal Wehrlein (D)
Haas F1 Team (USA)
Haas VF16
Ferrari 059/5
8 Romain Grosjean (F)
21 Esteban Gutiérrez (MEX)