Pascal Wehrlein: «Solche Sticheleien bringen nichts»
Dieses Selfie begeisterte die Formel-1-Gemeinde: 17 der aktuellen Formel-1-Piloten und Renault-Reservist Esteban Ocon trafen sich in Shanghai zum gemeinsamen Schmaus und posierten für ein fröhliches Gruppenbild, das die meisten Beteiligten hinterher in den sozialen Medien veröffentlichten mit der Bemerkung «Vereinte Rennfahrer».
In der illustren Gruppe fehlten nur die beiden Renault-Piloten, Haas F1-Fahrer Romain Grosjean, Ferrari-Star Kimi Räikkönen und Manor-Neuling Rio Haryanto, die PR-Termine wahrnehmen mussten. Formel-1-Neuling Pascal Wehrlein liess es sich hingegen nicht nehmen, dieses besondere Essen mitzuerleben.
Der 21-Jährige schwärmte hinterher: «Zuerst einmal war es richtig cool, mit fast allen Fahrern mal zu Abend zu essen, das zeigt auch, dass wir alle verbündet sind und zusammenstehen. Klar, in der DTM hatten wir auch sowas. Aber so habe ich es mir hier nicht vorgestellt. Ich hätte nicht gedacht, dass man überhaupt die Zeit finden würde, um sich vor dem Rennen zu treffen.»
Der Deutsche erzählte auch: «Es war interessant, mit Fernando (Alonso, Anm.) darüber zu reden, wie die Formel 1 vor zehn Jahren war. Klar, ich kannte es aus dem Fernsehen, aber wenn die Fahrer das selbst erzählen, ist es natürlich etwas anderes. Das war richtig cool. Und dann haben wir natürlich auch viele andere Sachen besprochen.»
Dabei ging es auch darum, alle Fahrer auf eine Linie zu bringen und in gewissen Fragen geschlossen aufzutreten, wie Wehrlein unumwunden einräumte: «Ja natürlich. Als Neuling habe ich natürlich die Einstellung, vorerst zu fahren und meinen Mund zu halten. Später, wenn man mehr Erfahrung,Siege und WM-Titel hat, ist es wohl einfacher, den Mund aufzumachen. Aber in unserem Kreis, der Fahrervereinigung GPDA, hat jeder die gleiche Stimme. Jeder entscheidet mit und sagt seine Meinung, und das ist auch gut so.»
Die Kritik einiger ehemaliger Formel-1-Piloten, der öffentliche GPDA-Brief an die Formel-1-Verantwortlichen Bernie Ecclestone und Jean Todt bringe nicht viel, erwidert Wehrlein folgendermassen: «Der Brief hat vor allem gezeigt, dass wir Fahrer alle zusammenstehen und zusammenhalten. Dass wir die gleiche Meinung haben und uns Veränderungen wünschen, und auch Druck machen, damit sich was ändert.»
Natürlich wurde auch beim Abendessen über die kritischen Stimmen gesprochen. Wehrlein verriet weiter: «Klar, wir reden darüber, wie unser Feedback und unsere Wünsche ankommen. Und auch darüber, ob es Sinn macht und ob wir in Zukunft auch ein Mitspracherecht haben – das hoffen wir natürlich, denn Priorität hat der Sport.»
Und der Manor-Pilot betont: «Wir wollen, dass unser Sport sensationell und spektakulär ist und jeder davon schwärmt. Wir machen das ja nicht, um gegen jemanden zu arbeiten, Sachen oder Entscheidungen anderer Leute schlecht zu reden. Wir wollen zusammenarbeiten.»
Dass Mercedes-Star Nico Rosberg das fröhliche Gruppenfoto mit der spitzen Bemerkung «Rennfahrer vereint, oder wie Bernie es sagen würde: Windbeutel vereint» versah, findet Wehrlein nicht so berauschend: «Ich glaube, genau so sollte es nicht sein, dass gegeneinander gestichelt wird, und solche Kommentare kommen. Ich glaube, auf jeden Fall, dass wir weitere Aktionen und Treffen organisieren werden und uns auch mit den Verantwortlichen dann zusammensetzen, denn wir wollen gemeinsam die Formel 1 verbessern.»