Monaco-GP: Verstappen in Boxengasse, Kvyat straffrei
Daniil Kvyat
Der Sonntagmorgen in Monaco beginnt grau und trübe und regnerisch, selbst die Meteorologen sind unsicher, wann sich das Fürstentum wieder von seiner Postkartenseite zeigt. So oder so hat Daniel Ricciardo die besten Karten: Er wird, sollte er nach dem Start die Führung behalten können, freie Sicht haben.
Am anderen Ende des Wohlfühlspektrums: Max Verstappen. Nach zwei Unfällen am Samstag mit seinem Crash zu Beginn des Abschlusstrainings ist bei Red Bull Racing beschlossen worden, den Niederländer aus der Boxengasse starten zu lassen. Der Leitschienenkuss in der Schwimmbadpassage hat zu so grossen Beschädigungen geführt, dass RBR sicherheitshalber das Chassis gewechselt hat. Gemäss Reglement darf der 18jährige Max daher nicht einen Platz in der Startaufstellung beanspruchen.
Das kann Glück im Unglück sein: Bei so einem Vorgehen kann das Team am Wagen verstellen, was immer es will, etwa den Renner auf eine volle Regenabstimmung umbauen. Die Autos der Gegner hingegen befinden sich unter so genannten Parc-fermé-Bedingungen – nach dem Qualifying dürfen keine Veränderungen am Wagen vorgenommen werden.
«Das Auto ist schnell, ich bin sicher, ich kann einige Plätze gutmachen», sagt Spanien-GP-Sieger Verstappen. «Zwischen den Autos von Daniel Ricciardo, den Mercedes und den Ferrari besteht ein grosser Speed-Unterschied zu den Verfolgern. Zudem wäre es mir ganz recht, wenn der Regen bleibt.»
Max ist einer von drei Fahrern, deren Unglück am Samstag direkte Auswirkungen auf ihre Position am Start hat: Sauber-Fahrer Felipe Nasr wird von ganz hinten losfahren müssen, weil an seinem Wagen der Ferrari-Motor verrauchte, ohne dass der Brasilianer die Möglichkeit hatte, eine Zeit zu fahren. Max wäre theoretisch Zweitletzter gewesen, startet nun aber wie gesagt aus der Boxengasse. Kimi Räikkönen schliesslich fuhr die sechstschnellste Zeit, wird aber auf Startplatz 11 stehen – wegen eines Getriebewechsels am Ferrari.
Um ein Haar wäre Daniil Kvyat ebenfalls strafversetzt worden: Sein Toro Rosso fiel bei einem Routinebelastungstest des Unterbodens durch. Die Techniker konnten dann der FIA nachweisen, dass es im zweiten Quali-Segment durch einen Randsteinritt zu einer Beschädigung des Wagens gekommen war, was die aerodynamische Effizienz beschnitt. Tatsächlich war Kvyat in Quali 3 langsamer als in Quali 2.
Die FIA-Kommissare kamen zum Schluss, dass Daniil keinen Vorteil genoss, wiesen Toro Rosso aber darauf hin, dass bei einem ähnlichen Vorfall in Zukunft das Urteil anders ausfallen könnte.
Überdies haben die FIA-Kommissare Garry Connelly (Australien), José Abed (Mexiko), Emanuele Pirro (Italien) und Christian Calmes (Monaco) von den FIA-Technikern verlangt, die Borddaten von Toro Rosso aus den Unterbodenbereich im Auge zu behalten.
Auch Kevin Magnussen entging einer Strafe: Der Däne war im ersten Quali-Segment bei roter Ampel auf die Bahn gefahren. Die Ampel hatte wegen des Unfalls von Max Verstappn auf Rot geschaltet.
Renault konnte dann nachweisen, dass die Bordanzeige im Wagen von Kevin erst 0,55 sec vor Kreuzen der weissen Linie auf Rot schaltete (die Anzeige im Auto ist an die Signale der Rennleitung gekoppelt). Das Team funkte ihm überdies “rote Flagge, rote Flagge” ins Auto, aber es war einfach schon zu spät.
Die FIA fand daher, es gebe keinen Grund, den Dänen zu bestrafen. Renault-Werksfahrer Magnussen wird den Monaco-GP von Startplatz 16 in Angriff nehmen.