Alain Prost über Renault-V6: «Positive Überraschung»
Alain Prost (in Monte Carlo in Begleitung von NBA-Star Tony Parker unterwegs): «Manchmal bekommt man auch das, wofür man bezahlt hat»
Als vierfacher Formel-1-Weltmeister und späterer GP-Teambesitzer kennt Alain Prost die Königsklasse des Motorsports aus verschiedenen Perspektiven. Der 61-jährige Franzose, der mittlerweile mit seinem eigenen Team in der rein elektrischen Formel-E-Serie antritt und in der Debüt-Saison gleich den Titel in der Team-Wertung holte, ist auch heute noch ein aufmerksamer Beobachter der GP-Szene.
Vor allem das Renault-Team liegt dem Marken-Botschafter und Berater des französischen Autobauers am Herzen. Deshalb freute sich der Franzose auch ganz besonders über die Fortschritte, die Renault mit der zweiten Ausbaustufe der Antriebseinheit erzielen konnte. In Monte Carlo rückten nur Renault-Werkspilot Kevin Magnussen und Red Bull Racing-Star Daniel Ricciardo (unter der Marke TAG Heuer) mit dem neuen Triebwerk aus.
Obwohl die Motorenpower im prestigeträchtigen GP des Fürstentums nicht entscheidend ist, fiel das erste Feedback des jungen Dänen und des Australiers positiv aus. Und Prost freute sich im Gespräch mit den Kollegen von Crash.net: «Ich denke, wir alle wurden vom Fortschritt ein wenig überrascht, denn bisher war die neue Turbo-Ära eher schwierig für Renault.»
Der 51-fache GP-Sieger weiss: «Wenn man mit dem Chassis im Windkanal gute Daten erzielt und dann auf der Strecke nicht die erwarteten Daten sammelt, dann ist das meist eine schlechte und keine gute Nachricht. Aber in Monaco lieferte der neue Motor nicht nur die erwarteten Ergebnisse, er hat sie sogar teilweise übertroffen. Mit Blick auf die schwierigen Jahre, die hinter Renault liegen, war das natürlich ziemlich überraschend.»
Prost betont auch: «Das ist typisch Formel 1, die Dinge können sich schnell ändern und manchmal bekommt man auch das, wofür man bezahlt hat. Das geht vielleicht auf eine Entscheidung zurück, die vor zwei oder drei Jahren getroffen wurde. Natürlich ist das eine positive Überraschung.»
Dass Kunde Red Bull Racing das eigene Werksteam der Franzosen derzeit in den Schatten stellt, ist gemäss Prost positiv für das Werksteam: «Renault weiss dank Red Bull Racing wenigstens, dass der Motor gut funktioniert, das ist sowohl für die Motorenverantwortlichen bei Renault als auch die Teammitglieder von Red Bull Racing sehr erfreulich. Der Wettbewerb sorgt auch für eine Extraportion Motivation. Und nun können sich die Ingenieure auch sagen: Okay, dieser Teil funktioniert, jetzt können wir uns auf den Rest konzentrieren.»
Beim nächsten GP-Wochenende in Kanada, wo auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montréal der siebte WM-Lauf ausgetragen wird, dürfen dann auch Red Bull Racing-Aufsteiger Max Verstappen und Formel-1-Neuling Jolyon Palmer mit der zweiten Motorenversion ausrücken. Auf dem 4,361 km langen Rundkurs wird der Motor eine wesentlich grössere Rolle spielen als in den Häuserschluchten von Monte Carlo.