Franz Tost: «Daniil Kvyat ist mental wieder der Alte»
Franz Tost: «Nach einigen gemeinsamen Meetings und Abendessen hat er zur alten mentalen Stärke zurückgefunden»
Die Formel-1-Saison 2016 brachte für Daniil Kvyat bisher Höhen und Tiefen. Der junge Russe blieb beim Saisonauftakt in Melbourne schon in der Aufwärmrunde stehen, weil die Elektronik spukte. Beim nächsten Einsatz in Bahrain gab es dank des siebten Platzes die ersten WM-Punkte, bevor in China das Highlight folgte.
Als Dritter durfte Kvyat mit aufs Treppchen – eine Ehre, die dem 22-Jährige erst einmal zuvor in seiner GP-Karriere zukam: Im vergangenen Jahr hatte er den zweiten Platz im Ungarn-GP erobert. Doch schon nach dem nächsten Rennen – sein Heimspiel in Russland – kam der grosse Schock: Kvyat musste sein Red Bull Racing-Cockpit für Überflieger Max Verstappen räumen.
Immerhin: Der Rennfahrer aus Ufa wurde in die Red Bull-Nachwuchsschmiede zurückgeschickt, für die er schon 2014 unterwegs war. Obwohl die Red Bull-Verantwortlichen betonten, dass es sich dabei nicht um eine Degradierung handle, hatte Kvyat sichtlich Mühe, diese bittere Pille zu schlucken.
Und als wäre das nicht schon genug, leistete sich der 42-fache GP-Pilot im jüngsten GP von Monaco einen Unfall mit Kevin Magnussen. Das warf ihn und den Dänen aus dem Rennen – und bescherte dem Toro Rosso-Fahrer zudem eine Strafversetzung um drei Startplätze für das anstehende Rennen in Montréal.
Schnell wurden Stimmen laut, die Kvyat die Hilfe eines Psychologen ans Herz legten. Denn so hatte einst auch Haas-F1-Pilot Romain Grosjean aus seiner Krise herausgefunden. Doch Toro Rosso-Teamchef Franz Tost beteuert im Interview mit der offiziellen Formel-1-Seite: «Man kann sich vorstellen, dass es am Anfang nicht einfach für ihn war, aber nach einigen gemeinsamen Meetings und Abendessen hat er zur alten mentalen Stärke zurückgefunden.»
Der 60-jährige Tiroler lobt: «In nur zwei Rennen hat er alle Tiefschläge überwunden, nun fokussiert er sich ganz auf seinen neuen Job – genaus wie sein altes Team auch.» Und er betont: «Hindernisse sind da, um überwunden zu werden, und das wird er auch schaffen.»
Tost räumt aber auch unumwunden ein: «Natürlich war es ein Schock für Daniil, denn Red Bull Racing ist eines der führenden Teams in der Boxengasse – und es war sicher nicht leicht verdaulich, zum Mittelfeld-Team Toro Rosso zurückzukehren.»
Und der Teamchef schliesst nicht aus, dass Kvyat und sein Teamkollege Carlos Sainz auch 2017 in den beiden Rennern aus Faenza sitzen werden. «Um einen Fahrerwechsel vorzunehmen, brauchst du erst einmal eine Alternative, die den Fahrer auch ersetzen kann. Die Entscheidung darüber fällt Red Bull zum Ende der Saison. Es steht aber nirgends festgeschrieben, dass Toro Rosso die Fahrer nach zwei Jahren auswechseln muss und weder Carlos noch Daniil bei uns an Bord bleiben werden.»