Luca Montezemolo: «Wer Ferrari liebt, soll schweigen»
Luca Montezemolo: Schweigen ist Gold
Es ist still geworden um Luca Montezemolo. Der charismatische Manager, von 1991 bis 2014 Steuermann bei Ferrari, leitet seit im dritten Jahr die Fluggesellschaft Alitalia, zudem will er die Olympischen Sommerspiele 2024 nach Rom holen. Über seine grosse Leidenschaft Ferrari hat er in den letzten Wochen und Monaten kaum gesprochen. Bis gestern Mittwoch.
Im Rahmen einer Veranstaltung für das Projekt Rom 2024 sagt der Bologneser: «Ferrari? Ständig werde ich danach gefragt. Aber ich sage nur so viel: Wer wie ich für Ferrari tiefe Liebe empfindet und Ferrari für etwas Wichtiges in seinem Leben hält, der tut in diesem Moment am besten daran, seine Liebe mit Schweigen zu beweisen.»
Montezemolo spielt damit auf die wachsende Kritik in Italien an. Der neue Ferrari-Chef Sergio Marchionne hatte im Winter vollmundig von Siegen und WM-Titeln gesprochen, nun stehen wir an der Schwelle zum elften Saisonrennen in Ungarn, und Ferrari ist 2016 noch immer ohne Sieg.
Montezemolo weiter: «Ich habe mir vor einiger Zeit gesagt, nicht mehr über die Formel 1 zu reden. Ich mache das lieber ein wenig später.» Übersetzung: Wenn Ferrari wieder gewonnen hat.
Solche Zurückhaltung sind wir von Montezemolo gar nicht gewohnt. Noch im Mai hatte er gegenüber dem «Weekend Australian» festgehalten, dass er von der aktuellen Ferrari-Form enttäuscht sei. «Ich weiss, was wir 2014 alles unternommen haben, um 2015 wieder um Siege mitkämpfen zu können. Die Fortschritte des vergangenen Jahres sind die Früchte der Arbeit, die wir 2014 geleistet haben. Ehrlich gesagt hätte ich in diesem Jahr einen grösseren Fortschritt von Ferrari erwartet, dass sie nach den ersten fünf WM-Läufen noch keinen Sieg geholt haben, wundert mich.»
Inzwischen ist die Durststrecke auf das Doppelte angewachsen.
Und doch glaubt Montezemolo an sein Ferrari, vor allem an Team-Leader Sebastian Vettel, wie er im Februar betonte: «Vettel hat drei Eigenschaften, die fundamental für Ferrari sind. Erstens ist er ein fantastischer Pilot, der sowohl im Qualifying als auch im Rennen sehr, sehr stark ist. Meistens ist ein Fahrer nur hier oder nur dort stark, er ist es in beidem. Zweitens hat er eine Einstellung, die perfekt zu Ferrari passt: positiv, ausgeprägter Teamgeist, voller Leidenschaft, in der Hinsicht, dass er sehr offen und sehr sympathisch ist. Und drittens ist er jung, hat andererseits aber auch Erfahrung. Er kam natürlich im richtigen Moment, um eine neue Sieges-Ära zu gründen. Wie Niki Lauda oder Michael Schumacher kann er Teil der Geschichte von Ferrari werden.»