Daniel Ricciardo (Red Bull): Plan wie Valentino Rossi
Daniel Ricciardo, Sieger des Ungarn-GP 2014
Daniel Ricciardo hat vor zwei Jahren in Ungarn seinen zweiten GP-Sieg an Land gezogen. Er glaubt, dass Red Bull Racing auf dem engen ungarischen Kurs gute Chancen hat: «Wir sollten näher an Mercedes und Ferrari dran sein als auf anderen Strecken. Ob der frische Asphalt für uns gut ist oder nicht, das kann derzeit niemand sagen. Aber so oder so sollten wir konkurrenzfähig sein. Ich habe immer gesagt, dass Monte Carlo, Ungarn und Singapur unsere besten Siegchancen bieten, und der Meinung bin ich noch immer.»
«Ich bin immer gerne in Ungarn gefahren. Was mir hier gefällt, das ist – du hast kaum Zeit, dich auszuruhen. Es ist ein wenig wie Monaco. Du musst eine hohe Konzentration aufrecht erhalten. Wenn du es schaffst, in einen guten Rhythmus zu kommen, ich vergleiche das immer damit, die Kurven zu verbinden wie die Punkte auf einem Blatt Papier, dann fühlt sich das fast mühelos an. Das geht Schlag auf Schlag – Kurve um Kurve um Kurve. Du fährst beinahe unterbewusst. Das ist ein schönes Gefühl.»
Ricciardo hat einige Rennen hinter sich, in welchen er nicht eben vom Glück verfolgt war. «Aber ich bin keiner, der gross an der Vergangenheit klammert. Wenn ich einen Grand Prix analysiere und weiss, dass ich nicht viel besser hätte machen können, dann kann ich auch ein nicht ideales Ergebnis akzeptieren. Ich weiss, dass meine Zeit kommt. Nach einem Rennen bist du immer ein wenig frustriert, wenn es nicht gut gelaufen ist. Aber du musst den Glauben behalten, dass wieder bessere Zeiten kommen.»
Daniel hat mit Max Verstappen einen starken Gegner erhalten: «Eine wichtige Erfahrung. Ich bin immer offen für eine neue Herausforderung. Max ist wirklich schnell. Und auch wenn er jung ist, so kannst du dir immer etwas abgucken. Meine Quali-Bilanz ist gut, aber es gibt stets eine Kurve, wo der Stallgefährte vielleicht etwas besser macht. Sich da etwas abzuschauen, kann dich als Fahrer weiterbringen. Max war sofort stark. Wir können einander antreiben, davon kann das Team nur profitieren.»
Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Macht sich Daniel nicht ein wenig Sorgen, wie gut der junge Verstappen schon fährt? «Klar schaue ich mir das in Ruhe an», antwortet der Australier. «Aber das macht mir keine Angst. Ich achte darauf, wie ich meine eigenen Leistungen verbessern kann und blicke generell eher nach vorne. Ich weiss, dass ich mindestens ein Rennen hätte gewinnen können. Ich will ihm nichts von seinem Speed in Abrede stellen, ich will auch nicht nach Ausreden suchen, aber es gab schon einige Gründe, wieso ich nicht bessere Ergebnisse erreicht habe. Wenn ich so gut fahre, wie ich es kann, dann muss ich mich vor niemandem fürchten.»
«Ich wurde schon im vergangenen Jahr ein paar Mal von Daniil Kvyat geschlagen. Es schmeckt keinem Rennfahrer, wenn der Stallgefährte besser abschneidet. Aber wenn man eine Niederlage versteht, dann muss man diese Kröte schlucken. Wenn du jedoch ständig hinterher hinkst, dann hast du ein echtes Problem. Max hat einen guten Lauf, aber ich weiss, dass ich ihn schlagen kann.»
«Wenn Max in den kommenden fünf oder zehn Jahren solche Fortschritte macht wie bisher, dann müssen sich viele Piloten warm anziehen. Aber Angst habe ich keine. Angst habe ich vor Haien und Schlangen.»
Max ist nun 18 Jahre alt, Daniel ist fast zehn Jahre älter. Klar bringt das Ricciardo auf Gedanken, ob er da karrieremässig auf Kurs ist. «Ich jage nach dem grossen Ziel, nach dem WM-Titel. Wenn ich das vor dem Alter von 30 erreiche, dann freut mich das. Aber man kann auch nach 30 Weltmeister werden. Generell werden die Sportler immer jünger, siehe Max, aber das trifft ja nicht nur auf den Rennsport zu. Mein Plan ist ein wenig wie jener von Valentino Rossi – die Trends mitgehen, im Herzen jung bleiben, und wenn ich das schlau genug anstelle, dann wird das Alter auf Jahre hinaus keine Rolle spielen.»