Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Jock Clear zu James Allison: «Schatten über Ferrari»

Von Mathias Brunner
Jock Clear

Jock Clear

​Jock Clear, leitender Ingenieur von Ferrari, über den Weggang von Technikchef James Allison: «Ich habe nicht das fröhlichste Ferrari kennengelernt, aber die Menschen sind überaus leidenschaftlich.»

Die Formel 1 gibt uns immer wieder Beispiele von guten Ideen, die in der Praxis leider auf den Kopf gestellt werden. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Nehmen wir Ferrari: Der frühere Mercedes-Ingenieur Jock Clear hat nach einer einjährigen Zwangspause in diesem Jahr bei der Scuderia den Posten des leitenden Ingenieurs an der Rennstrecke übernommen. Sehr zur Freude des damaligen Technikchefs James Allison: «Das vergangene Jahr war sehr hart für mich. Ich versuchte, zwei Jobs gleichzeitig zu machen. Doch in diesem Jahr haben wir Jock als leitenden Techniker am Rennplatz dabei. Nun kann ich wieder in die konventionellere Rolle des Technischen Direktors schlüpfen, dessen Arbeitsbereich hauptsächlich im Formel-1-Werk und nicht an der Strecke liegt.»

Aber dann machte ein Schicksalsschlag dieses kluge Vorgehen auf grausame Art und Weise zunichte: James Allison verlor im März völlig überraschend seine Ehefrau, der Engländer musste sein Leben neu organisieren, vor kurzem hat Ferrari die Trennung vom hoch angesehenen Techniker bestätigt.

Jock Clear sagt am Hockenheimring zum Fall James Allison: «Niemand würde bei uns vorschützen, einen Mann vom Kaliber Allisons zu verlieren, das habe keine Auswirkungen. Natürlich macht sich das bemerkbar. Wir müssen nun als Team noch härter arbeiten, um diese Lücke zu füllen. Wir müssen zusammenrücken. Es ist nicht vorgesehen, dass Mattia Binotto die exakt gleiche Rolle wie James übernehmen kann. Denn er hat einen ganz anderen Hintergrund. Aber wir müssen mit der neuen Situation leben und vorwärts blicken. James Allison war eine Stütze, wir werden ihn vermissen, aber ohne ihn auszukommen, ist eine der Herausforderungen, welcher wir uns bei Ferrari stellen müssen.»

Clear ist ein guter Fang für Ferrari, denn er bringt reichlich Erfahrung mit: Der Engländer aus Portsmouth begann 1988 als Zeichner bei Lola, ab 1989 leitete er schon die Verbundstoffabteilung bei Benetton. 1991 wechselte er als leitender Designer zu Leyton House, von dort ging es weiter zu Lotus, nunmehr als Renningenieur.

In den folgenden Jahren arbeitete Clear mit Johnny Herbert (Lotus), David Coulthard (Williams), Jacques Villeneuve (Williams, Weltmeister), mit dem Kanadier wechselte Clear zu BAR, aus dem BAR-Honda, dann Honda und schliesslich BrawnGP hervorging, das Ende 2009 von Mercedes inhaliert wurde.

Bei Honda und Brawn war Clear als Ingenieur von Rubens Barrichello am Wagen, ab 2010 hieß das Team Mercedes. 2010 erhielt Clear eine den Renningenieuren übergeordnete Stelle, ab 2011 war er für die Leistungsfähigkeit der Rennwagen zuständig. 2014 dann die Krönung – WM-Titel mit Lewis Hamilton.

Jock Clear hat in verschiedenen Rollen immer gegen Ferrari gekämpft, nun steht er ein gutes halbes Jahr in Rot in der Box, wie würde er selber diese halbe Saison zusammenfassen? «Die Zeit ist von dem tragischen Ereignis im März dominiert worden. Das hat uns alle tief berührt. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich das fröhliche Ferrari kennengelernt habe, mit diesem ständigen Schatten über uns. Was ich aber kennenlernen durfte: Eine extrem motivierte Mannschaft, sehr leidenschaftlich und kreativ, mit einem unvorstellbar grossen Willen zum Sieg. Diese Passion treibt die Menschen bei Ferrari an und wird uns letztlich zum Sieg bringen, dessen bin ich mir ganz sicher, egal welche Hürden wir überwinden müssen.»

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