Lewis Hamilton: «Ich wollte nie Fussballer werden»
Du kannst jeden Mist sagen, ohne dir Gedanken um die Reaktion der Sponsoren und Team-Partner machen zu müssen»
Viele Fahrerlager-Dauergäste der Formel 1 zählen Lewis Hamilton zu den stärksten Piloten des Feldes. Nicht nur die Experten sind voll des Lobes, wenn es um das Können des aktuellen Champions geht, auch Gegner und Vorgesetzte geraten ins Schwärmen, wenn es um die Fähigkeiten des Briten geht.
Zu Recht, schliesslich hat sich der Ausnahmekönner seit seinem Debüt 2007 49 GP-Siege und drei WM-Titel gesichert – eine satte Ausbeute für eine bald zehnjährige GP-Karriere, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Denn Hamilton befindet sich auch in diesem Jahr in Top-Form und kämpft mit seinem Teamkollegen Nico Rosberg um die Titel-Krone.
Dass er in der aktuellen Zwischenwertung «nur» den zweiten Rang hinter dem Deutschen belegt, der die Wertung mit acht Zählern Vorsprung anführt, täuscht nicht darüber hinweg, wie stark Hamilton derzeit unterwegs ist. Denn vor dem Flutlicht-GP von Singapur hatte der 31-Jährige noch die Nase vorn – und das, nachdem er einen grossen Rückstand in nur drei Rennen mit drei Siegen wieder wettgemacht hatte.
Hamilton selbst freut sich über die Schlagzeilen, die ihn als besten Rennfahrer der Welt bezeichnen. In einem Interview, das er den Kollegen des Magazins «Complex» in Manhattan gegeben hat, erklärte er: «Es war definitiv auch mein Ziel, der Beste zu sein. Darauf habe ich 23 Jahre hingearbeitet, denn so lange fahre ich nun schon Rennen. Ich fing im Alter von acht Jahren an und auch heute mit 31 hat sich daran nichts geändert: Ich will der Beste sein – das war schon immer so.»
Trotzig fügt der Silberpfeil-Pilot an: «Wieso sollte man auch keine grossen Träume hegen? Ich war erst zehn, als ich zu McLaren-Chef Ron Dennis ging und ihm sagte: «Guten Tag, ich bin Lewis Hamilton und habe gerade die britische Meisterschaft gewonnen. Und ich will eines Tages in ihrem Auto den WM-Titel holen. Drei Jahre später nahm er mich unter Vertrag und zehn Jahre danach machte ich den Traum wahr und holte den WM-Titel im McLaren.»
Hamilton wusste schon im zarten Alter von sechs Jahren, dass er Rennfahrer werden wollte. Dass das sehr früh ist, weiss auch er: «Die meisten Leute wissen mit 25 noch nicht, was sie aus ihrem Leben machen sollen», erklärt er lachend, und verrät: «Es gab zwei Optionen: Ich wollte Superman werden – dagegen hätte ich auch heute noch nichts einzuwenden – oder eben Formel-1-Pilot. Weil Superman nicht drin lag, habe ich mich für Letzteres entschieden. Es gab nichts anderes, ich wollte nie Fussballer oder so werden.»
Einen ernsteren Ton schlägt Hamilton an, wenn die Kritik an seinem Lebensstil zur Sprache kommt. «Es ist verrückt, in meiner Welt heisst es: So hat ein Formel-1-Pilot zu leben – er isst, schläft, wacht auf, isst, atmet und macht sonst nichts Anderes als im Rennauto zu sitzen. Man darf nebenbei kein Leben haben. Die Leute beschweren sich und schreiben die ganze Zeit irgendwelchen Mist über mich. Ich sei so oder anders, tue dies oder jenes und ich reise zu viel.»
Trotzig fügt der Mercedes-Star an: «Ich reise wie verrückt rum, mehr als jeder andere Rennfahrer dieser Welt. Und ich feiere, wenn mir der Sinn danach steht. Dabei stelle ich sicher, dass die Arbeit immer ihren Platz hat. Und dann komme ich an die Rennstrecke und gewinne. Da kann keiner was sagen! Das ist überhaupt das Beste, wenn du dominierst und alle sagen: 'Schätze, er schafft das doch.»