Ärger für Fernando Alonso: Honda zögert mit dem Motor
Fernando Alonso weiss noch nicht, ob der neue Motor kommt
Durchaus möglich, dass Honda am kommenden Wochenende in Sepang (Malaysia) den verbesserten 1,6-Liter-V6-Turbomotor für Fernando Alonso und Jenson Button in den Transportkisten lässt. Was die Fahrer ärgert, hat für Rennchef Yusuke Hasegawa stichhaltige Gründe.
Grund 1: Das Timing. Erst in Spa-Francorchamps (Belgien) sind sieben Wertmarken für ein neues Aggregat für Fernando Alonso verbraucht worden, womit der Spanier in die letzte Startreihe musste (Jenson Button hat einen anderen Motor-Einsatzplan). Den Motor von Alonso in Belgien zu erneuern, bedeutete auch: Noch waren neun Wochenenden zu absolvieren, eine Antriebseinheit mehr muss also früher oder später kommen.
Hasegawa sagte Medienvertretern in Singapur: «Wir wollen nicht, dass unsere Fahrer vor eigenem Publikum eine Strafe hinnehmen müssen.» Der Japaner wagte einen Scherz: «Sonst muss ich mich in Suzuka gar nicht vor den Fans blicken lassen.»
Um aber in Suzuka von mehr Power zu profitieren, heisst das im Umkehrschluss: Der verbesserte japanische V6-Motor müsste in Sepang kommen.
Problem 2: Toro Rosso. Eine Strafe wegen eines Motorwechsels würde heissen – ein Honda-Fahrer muss im Startfeld nach hinten rücken. Damit wären jedoch die Chancen im Konstrukteurspokal-Duell gegen Toro Rosso kompromittiert. Aus dieser Perspektive völlig undenkbar ist es, dass gleich beiden Piloten frische Aggregate gegeben werden.
Zur Erinnerung: Williams hat 111 Punkte und ist für McLaren als WM-Fünfter so gut wie ausser Reichweite. McLaren-Honda kommt auf bislang 54 Punkte, damit liegt die englisch-japanische Seilschaft aber nur sieben Zähler vor Toro Rosso. Haas dürfte mit Rang 8 und 28 Punkten geschlagen sein.
Angedacht war: Neuer Motor (und Strafe) für Alonso in Sepang, dafür hat er dann in Suzuka freie Fahrt (immer vorausgesetzt, dass mit dem verbesserten V6 alles in Ordnung ist); Button würde somit erst in den USA mit dem neuen Motor fahren. Aber diese Planung ist in Frage gestellt, was uns zum nächsten Problem führt.
Grund 3: Die Testwerte. Der verbesserte Motor läuft auf den Prüfständen von Sakura (Japan). Die restlichen drei Entwicklungswertmarken (Token) will Honda in diesen optimierten Verbrennungsmotor investieren. Die jüngste Aussage von Hasegawa drängt zwei Schlüsse zu: Entweder sind die Testwerte aus Japan nicht überzeugend, was das Leistungsplus angeht. Oder der japanische Ingenieur hat Bedenken wegen der Standfestigkeit.
Yusuke Hasegawa sagt: «Wir sind nicht zu hundert Prozent sicher, ob wir Motor-Updates in Sepang einbauen. Wir werden unsere Entscheidung wohl vor Ort in Malaysia treffen – aufgrund einer wohlüberlegten Abwägung zwischen Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit.»
McLaren-Honda hat ohne Zweifel 2016 Fortschritte gemacht. Aber nur zwei Mal in dieser Saison konnte McLaren-Honda mit beiden Autos in die Punkte fahren: Alonso wurde in Russland Vierter, Button Zehnter. Fernando erreichte in Monaco Rang 5, Jenson wurde Neunter.
Auch was Teamchef Eric Boullier sagt, klingt jetzt nicht nach einer wagemutigen Strategie für Malaysia: «Nach gemischtem Schicksal in den letzten Rennen müssen wir bei den ausstehenden Läufen unsere Standfestigkeitsfalten ausbügeln und mit beiden Wagen ins Ziel kommen. Wenn wir die Zuverlässigkeit auf die Reihe bekommen, und zwar mit beiden Autos, dann dürfen wir auch auf ein gutes Ergebnis hoffen.»
«Wir haben bewiesen, dass wir uns im Mittelfeld vor niemandem zu fürchten brauchen und haben genug Potenzial, um auch Teams ein wenig zu kitzeln, die in der WM vor uns liegen. Wir wollen unseren Platz festigen und in Sachen Speed weiter Fortschritte machen.»
Leider kommt für Malaysia wohl das eine Ziel dem anderen ein wenig in die Quere.
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